2. HESSENMETALL-Personalkongress: Arbeitsformen der Zukunft
(Frankfurt am Main) - 75 Prozent der Arbeitsplätze werden sich verändern // Neue Arbeitswelten brauchen Flexibilität und Vertrauen / Digitalisierung bietet Chancen für Recruiting
75 Prozent der Arbeitsplätze wird sich verändern. Neue Arbeitswelten brauchen Flexibilität und Vertrauen. Digitalisierung bietet Chancen für Recruiting - das waren die Erkenntnisse auf dem 2. HESSENMETALL Personalkongress. Er nahm in diesem Jahr unter dem Titel "Intelligent, mobil, vernetzt" Arbeitsformen der Zukunft - getrieben von den Trends zu mobiler Arbeit und Künstlicher Intelligenz - in den Fokus. 85 Teilnehmer aus den über 600 Mitgliedsunternehmen von HESSENMETALL tauschten ihre Erfahrungen aus, wie neue Arbeitsformen im Unternehmen eingesetzt werden können, damit Unternehmen und Beschäftige gleichermaßen profitieren. Die Bandbreite der Themen reichte von aktuellen Trends im Recruiting, über die Zusammenarbeit in selbstorganisierten Gruppen, der Motivation der Beschäftigten bis hin zu Rechtsfragen zur betrieblichen Gestaltung mobiler Arbeit.
"Mobiles Arbeiten verändert zunehmend unsere komplette Arbeitsorganisation. In vielen Bereichen eines Unternehmens können immer mehr Arbeiten und Aufgaben mobil erledigt werden. Dafür werden in den M+E-Betrieben einvernehmlich betriebliche Lösungen z. B. zur Vertrauensarbeitszeit ausgestaltet, die zur Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beitragen und den Arbeitnehmern die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatem eröffnen", sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL. "Der gegenwärtig geltende Rechtsrahmen des Arbeitszeitgesetzes darf diese Entwicklung nicht ausbremsen und gehört weiterentwickelt, so dass z. B. das jüngst ergangene Urteil des EuGH zur Aufzeichnungspflicht seine kontraproduktive Wirkung erst gar nicht entfalten kann. Flexibilität durch passende Arbeitszeitmodelle und eine Vertrauenskultur sind die Basis moderner und zukünftiger Aufgabenbewältigung in digitaler werdenden Arbeitswelten."
Carolin Sophie Widenka, Head of Future of Work, Siemens AG, erläuterte, wie der Konzern neue Arbeitsformen nutzt, um zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben. "Bei Siemens gestalten wir die beiden komplementären Aspekte 'New Work' und 'Next Work' durch zahlreiche interdisziplinäre Projekte und Initiativen in allen Unternehmensbereichen." Zu New Work gehöre Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, Selbstständigkeit und das Gemeinschaftserlebnis. Also konkrete Antworten auf die Frage, die sich sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer stellen müssen: Wie arbeiten wir agil und flexibel zusammen, um als Organisation und Unternehmen in sich stetig wandelnden Märkten bestmöglich anpassungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben? Next Work beantwortet die zweite Kernfrage: Was werden wir in der Zukunft eigentlich konkret arbeiten, wie entwickeln sich Tätigkeiten und Jobs in den nächsten Jahren weiter?"
"Die Digitalisierung birgt faszinierende Möglichkeiten - auch für das Recruiting. Neue Technologien wie Google for Jobs oder Künstliche Intelligenz helfen dabei, den Rekrutierungsprozess künftig sowohl für Unternehmen als auch für Bewerber effizient und transparent zu gestalten", erklärte Timur Özcan, Gründer und Geschäftsführer der On-apply GmbH, und stellte aktuelle Recruiting-Trends vor.
Konstantin Diener, CTO der cosee GmbH in Darmstadt, beleuchtete, welchen Mehrwert die Arbeit in selbstorganisierten, autonomen Teams bietet: "Die Wirtschaft ist mittlerweile so komplex und globalisiert, dass wir uns lange hierarchische Entscheidungswege nicht mehr leisten können. Wir brauchen Teams, die selbstorganisiert und autonom mit den Kunden arbeiten und Entscheidungen treffen können. Die Aufgabe der Führung in einer solchen Organisation ist es, die Teams zum einen zu solchen Entscheidungen zu befähigen. Und zum anderen, die übergeordnete Richtung vorzugeben, an der sich die Teams orientieren können."
"Wie sich die Beschäftigungsformen und Arbeitstätigkeiten in der Arbeitswelt der Zukunft ausgestalten werden, kann derzeit nicht eindeutig festgemacht werden. Analysen zeigen bisher, dass ca. 75 Prozent der Arbeitsplätze verändert werden", erklärte Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa). Zweifelsfrei setzt die erfolgreiche Implementierung neuer Arbeitswelten die entsprechende Unternehmenskultur voraus. Alle Beschäftigten müssen auf die Reise in eine neue Arbeitswelt mitgenommen werden - mithilfe vorbildlicher Führung und Minimierung vorhandener Befürchtungen. So sollten Führungskräfte vor allem die Chancen betonen, wie zum Beispiel die Vorteile und den Nutzen vom Einsatz von Künstlicher Intelligenz aufzeigen oder die Mitarbeiter in die Mitgestaltung von neuen Arbeitssystemen mit einbeziehen."
Abschließend wies Dr. Daniela Hansen, Rechtsabteilung HESSENMETALL, auf mögliche rechtliche Herausforderungen hin: "Mobile Arbeit ist vermeintlich ein alter Hut. Aber ihre rechtlichen Herausforderungen treten aktuell immer deutlicher zu Tage. Zu unterscheiden sind die Spielregeln im Homeoffice und bei echter mobiler Arbeit. Der Arbeitgeber ist gut beraten, eine Einführung sorgfältig zu planen und sich der rechtlichen Vorgaben bewusst zu werden: von der Einführung über Datenschutz- und Arbeitsschutzrecht bis zur Beendigung."
Quelle und Kontaktadresse:
(HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.
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