1,8 Milliarden Euro GKV-Defizit im ersten Halbjahr 2003 / Ausgaben steigen um ein Prozent
(Bonn) - Von Januar bis Ende Juni haben die gesetzlichen Krankenkassen rund 71 Milliarden Euro ausgegeben. Die Leistungsausgaben sind im Vergleich zum 1. Halbjahr 2002 um ein Prozent gestiegen. Damit hat sich der Ausgabenzuwachs verlangsamt: Vom Januar bis Juni 2002 waren die Ausgaben um drei Prozent gestiegen.
Hier schlagen laut Staatssekretär Klaus Theo Schröder vom Bundesgesundheitsministerium die seit Januar geltenden Rabattregelungen im Arzneimittelbereich zu Buche.
Die beitragspflichtigen Einnahmen der Krankenkassen sind im ersten Halbjahr lediglich um 0,1 Prozent gestiegen. Experten hatten Ende 2002 mit einem Anstieg der Grundlöhne und damit der Beitragseinnahmen um 1,9 Prozent gerechnet.
Wichtige Ausgabenbereiche 1. Halbjahr 2003:
Ärztliche Behandlung: 66,84 Mrd. Euro
GKV: +1,7 Prozent
AOK: + 1,6 Prozent
Zahnärztliche Behandlung: 4 Mrd. Euro
GKV: + 0,7 Prozent
AOK: + 0,5 Prozent
Zahnersatz: 1,81 Mrd. Euro
GKV: +3,8 Prozent
AOK: + 2,7
Arzneimittel: 11,56 Mrd. Euro
GKV: -1,2 Prozent
AOK: - 1,1 Prozent
Hilfsmittel: 2,48 Mrd. Euro
GKV: + 2 Prozent
AOK + 3,2 Prozent
Heilmittel: 1,76 Mrd. Euro
GKV: + 3,8 Prozent
AOK: + 6,3 Prozent
Krankenhausbehandlung: 23,29 Mrd. Euro
GKV: +1,9 Prozent
AOK: + 1,9 Prozent
Krankengeld: 3,68 Mrd. Euro
GKV: - 6,2 Prozent
AOK: - 9 Prozent
Fahrtkosten: 1,35 Mrd. Euro
GKV: + 5,6 Prozent
AOK: + 6 Prozent
Vorsorge- und Rehamaßnahmen: 1,25 Mrd, Euro
GKV: - 2,5 Prozent
AOK: - 3,7 Prozent
Häusliche Krankenpflege: 0,79 Mrd. Euro
GKV: + 1,4 Prozent
AOK: + 2,8 Prozent
Sterbegeld: 0,22 Mrd. Euro
GKV: - 43,6 Prozent
AOK: - 47 Prozent
Verwaltungskosten: 3,73 Mrd. Euro
GKV: + 3 Prozent
AOK: + 0,9 Prozent
Sieben-Milliarden-Defizit am Jahresende
Einschließlich des Defizits aus dem Vorjahr und bei einigen Kassen notwendiger neuer Kredite wird der Schuldenstand der gesetzlichen Krankenversicherung Ende 2003 voraussichtlich sieben Milliarden Euro betragen. Das anhaltende hohe Defizit hat aber nach Darstellung der Bundesregierung keine Auswirkungen auf die geplante Gesundheitsreform.
Es seien bereits bis zu zwei Milliarden neue Schulden eingerechnet worden, sagte Staatssekretär Schröder. Er sehe trotzdem Spielraum für Beitragssatzsenkungen im nächsten Jahr.
Strukturreform dringend nötig
Die Finanzentwicklung belegt aus Sicht des AOK-Bundesverbandes die Notwendigkeit strutureller Veränderungen - vor allem durch mehr Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern. Sie zeige aber auch, dass über die geplante Gesundheitsreform hinaus Maßnahmen notwendig seien, die nachhaltig die Einnahmensituation der GKV stabilisieren.
"Das Verschieben von Lasten zwischen den Sozialversicherungen auf Kosten der GKV hat seit 1195 zu einem Ansteigen des durchschnittlichen Beitragssatzes um 0,6 bis 0,7 Beitragssatzpunkte geführt", heißt es in einer Stellungnahme der AOK-Bundesverbandes. In diesem Jahr hätten die Kassen vor allem mit Mindereinnahmen durch die Hartz-Reformen zu kämpfen. "Zu einer Reform auf der Einnahmenseite der Krankenversicherung gehört deshalb auch, die bestehenden Belastungen durch die Verschiebebahnhöfe zurückzuführen."
Spielraum für Beitragssatzsenkung begrenzt
Durch das deutliche GKV-Defizit in diesem Jahr ist aus Sicht der AOK die Beitragsentwicklung im kommenden Jahr vorbelastet und der durch die Gesundheitsreform geschaffene Spielraum für Beitragssatzsenkungen begrenzt. Dennoch werde die AOK jede Möglichkeit ausschöpfen, um im Jahr 2004 die Beiträge abzusenken und damit die Versicherten der AOK finanziell zu entlasten. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass das durch die Reform prognostizierte Einsparvolumen tatsächlich erreicht werde.
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AOK - Bundesverband
Kortrijker Str. 1, 53177 Bonn
Telefon: 0228/8430, Telefax: 0228/843502
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