16. Bautag Sachsen-Anhalt / Baukonjunkturelle Talfahrt in Sachsen-Anhalt / Auszeichnung für Bauingenieurnachwuchs / Baukonjunkturelle Talfahrt in Sachsen-Anhalt
(Leipzig) - Dem zaghaften Optimismus zu Beginn des Jahres ist im dritten Quartal eine herbe Ernüchterung gefolgt, konstatierte Gerd Enders, Präsident des Bauindustrieverbandes Sachsen/ Sachsen-Anhalt anlässlich des 16. Bautages Sachsen-Anhalt in Magdeburg. Konnten die Bauunternehmen in Sachsen-Anhalt im ersten Quartal 2007 im Vergleich zum Vorjahr noch ein Umsatzplus von 33 Prozent vorweisen, sei das Polster bereits seit April rapide abgeschmolzen. Zum Ende des dritten Quartals verfehle das Umsatzvolumen das Vorjahresergebnis bereits um drei Prozent.
Besonders drastisch zeige sich die Entwicklung im Wohnungsbau, wo die Unternehmen bis September Umsatzeinbußen von 14 Prozent in Relation zum Vorjahr verkraften mussten. Auch mittelfristig ist nicht mit einer Erholung am Wohnungsbaumarkt zu rechnen, zumal der Auftragseingang im Wohnungsbau im Monat September um 13 Prozent unter dem Wert des Vorjahres liegt, sagte Enders. Nur dank des CO2-Gebäudesanierungsprogramms der Bundesregierung sowie der Förderprogramme für Bauen und Wohnen in Sachsen-Anhalt konnte ein noch größerer Einbruch vermieden werden.
Der Öffentliche Bau wies zum dritten Quartal ein Minus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf. Im Straßenbau wurde das Vorjahresergebnis sogar um 15 Prozent verfehlt. Enders dazu: Die Auftragseingänge im September für den Straßenbau lassen nichts Gutes erwarten: Sie liegen ein Fünftel unter dem Wert von 2006.
Im Wirtschaftsbau weist das Umsatzvolumen bisher noch ein Plus von sechs Prozent auf. Allerdings kann der Wirtschaftsbau als das bisherige Zugpferd die Einbrüche im Wohnungsbau und im Öffentlichen Bau bei Weitem nicht kompensieren, so der Verbandspräsident.
Ergebnisse der Mitgliederbefragung
Die genannten Konjunkturzahlen wurden von einer Umfrage unter den Mitgliedsfirmen des Bauindustrieverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt bestätigt: Die Hälfte der befragten Firmen aus Sachsen-Anhalt gab an, dass sich die Ertragslage 2007 im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert habe, während nur knapp fünf Prozent eine Verbesserung feststellen konnten.
Angesichts der derzeitigen konjunkturellen Entwicklung rechnen die Mitgliedsunternehmen gemäß dieser Umfrage zum Jahresende mit einem Umsatzrückgang von über vier Prozent in Relation zum Vorjahr. Auch für das kommende Jahr wird keine Erhöhung der Bautätigkeit sondern ein weiterer Rückgang erwartet.
Enders erklärte, dass die Situation der Branche durch nicht auskömmliche Preise weiter verschärft werde. Die zum Teil enorm gestiegenen Preise bei Baumaterialien könnten aufgrund der regionalen Wettbewerbssituation kaum umgelegt werden. Führt man sich vor Augen, dass der Materialkostenanteil in der Bauwirtschaft im Schnitt bei 30 Prozent, im Straßenbau gar bei 40 Prozent liegt, wird das Ausmaß dieser Entwicklung für die Bauunternehmen deutlich, betonte Enders. Aufgrund dieser Problematik fordere die Bauindustrie in Sachsen-Anhalt Stoffpreisgleitklauseln für öffentliche Verträge. Dieses Instrument gewährleiste, dass die Risikoverteilung bei länger laufenden Bauprojekten nicht mehr allein zu Lasten der Bauunternehmen gehe, sondern partnerschaftlich gestaltet werde.
Bernd Busse, Erster Vizepräsident des Verbandes, betonte, dass aufgrund der dünnen Kapitaldecke vor allem die korrekte Einhaltung der Zahlungsfristen durch die Bauherren unerlässlich sei. Eine Befragung des Verbandes ergab, dass sich das Zahlungsverhalten privater Bauherren in 2006 im Vergleich zum Vorjahr weiter verbesserte, während sich das der Öffentlichen Hand bei einem Fünftel der Befragten weiter verschlechtert habe.
Jedes der befragten Bauunternehmen war im vorigen Jahr in irgendeiner Form von ausstehenden Forderungen betroffen. Über die Hälfte gab an, dass in 2006 über 20 Prozent der Jahresbauleistung nicht pünktlich beglichen worden sei, bei 11 Prozent lag der Wert sogar bei über 50 Prozent der Jahresbauleistung, führte Busse aus. Besonders bedrohlich für die mittelständisch geprägte Bauwirtschaft in Sachsen-Anhalt seien komplette Forderungsausfälle. Die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen musste im vergangenen Jahr Forderungsausfälle von bis zu einem halben Prozent der Jahresbauleistung verkraften.
Busse abschließend dazu: Die Bauunternehmen sind nicht der Kreditgeber der öffentlichen Hand. Daher fordert der Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt, die in der VOB geregelten Zahlungsfristen konsequent einzuhalten. Um die Rechte der Unternehmen diesbezüglich zu stärken, müsse die politische Diskussion bezüglich eines Forderungssicherungsgesetzes wieder aufgenommen werden.
Preis der Bauindustrie Sachsen-Anhalt
Im Rahmen des Bautages verlieh der Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt zum ersten Mal den Preis der Bauindustrie Sachsen-Anhalt für herausragende und zukunftsweisende Diplom- und Masterarbeiten auf dem Gebiet des Bauingenieurwesens. In einer Zeit, in der ein kluger Umgang mit dem Fachkräftemangel immer bedeutender wird, ist es ein zentrales Anliegen des Verbandes, akademischen Nachwuchs, der in Sachsen-Anhalt studiert hat, zu fördern und natürlich auch im Land und bei unseren Unternehmen zu halten, führte Präsident Enders aus.
Geehrt wurden Steffen Hübner und Steffen Neugebauer von der Hochschule Magdeburg Stendal (FH) für Ihre Untersuchung zum Thema Flachdecken in Stahlbeton- und Spannbetonbauweise.
Der Bautag Sachsen-Anhalt dient traditionell dem Meinungsaustausch zwischen regionalen Bauunternehmen sowie Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
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