130 Jahre mechanische Schallaufzeichnung / Am Nikolaustag 1877 erblickte Edisons Phonograph das Licht der Welt
(Berlin) - Ob der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison den Nikolaustag des Jahres 1877 mit Pfeffernüssen und Lebkuchen beging, weiß man nicht so genau. Überliefert ist jedoch, dass er an diesem Tag hinreichend Grund zum Feiern hatte: Am 6. Dezember vor 130 Jahren stellte Edison seinen Phonographen fertig, einen heute archaisch anmutenden Apparat, der als Vorläufer des Plattenspielers mehr als ein Jahrhundert lang unzählige Gerätegenerationen inspirierte.
Als Tonträger nutzte Edisons Maschine eine auf eine Walze gespannte Stanniolfolie, in die eine Nadel die akustischen Schwingungen ritzte. So konnte der Erfinder erstmals seine eigene Stimme reproduzieren damals nichts weniger als eine Sensation. Die Entwicklung des Phonographen war allerdings kein einsamer Geniestreich: Der Wunsch, Töne auf mechanischen Informationsträgern zu konservieren, lag um 1877 in der Luft. Noch im selben Jahr etwa präsentierte der Franzose Charles Cros eine Schallplatte, die er durch eine galvanische Behandlung dauerhaft abspielbar erhalten wollte.
Schon ein Jahr später ließ Edison seine erste Schallplatte in Tiefenschrift patentieren, eine empfindliche Folie, die in einer Hülle auf den Spieler gelegt werden sollte. Alexander Graham Bell und Charles Sumner Tainter, zwei kongeniale amerikanische Tüftler, griffen das Prinzip der mechanischen Tonspeicherung auf und stellten 1886 ihre Diktiermaschine Graphophone vor. Dieses Gerät fixierte den Schall auf einer mit Wachs beschichteten Papprolle.
1887 kam dann schon die Schallplatte. Emil Berliner ließ sie am 26.9. in Washington patentieren, gemeinsam mit dem passenden Abspielgerät, dem Grammophon. Zehn Jahre später stellte Berliner die erste Schallackplatte her, eine Scheibe aus feinem Gesteinsmehl, Harz und Ruß als Färbemittel. Damit wurden Tonträger zu Massenprodukten, und spätestens seit der legendäre Star-Tenor Enrico Caruso 1902 das junge Medium erstmals zur Verbreitung seiner Kunst nutzte, entwickelte sich die schwarze Scheibe zum Kulturgut.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg avancierte die Schallplatte auch zum Wirtschaftsfaktor: Schon im Jahr 1904 produzierte die 1898 gegründete Deutsche Grammophon Gesellschaft täglich 25.000 Tonträger.
1925 sorgte ein weiterer technischer Quantensprung für zusätzlichen Schub im Tonträgermarkt: Das elektroakustische Aufnahmeverfahren erlaubte Tonproduktionen in ganz neuer Qualität. Das gesamte bis dahin verfügbare Repertoire wurde neu aufgezeichnet, Schallplatten und Abspielgeräte gerieten zu Boom-Produkten. So verzeichnete die Deutsche Grammophon Gesellschaft im Jahr 1929 eine Jahresproduktion von 10 Millionen schwarzen Scheiben.
Für den nächsten Generationswechsel in der Tonträgertechnik sorgte der deutsche Erfinder, Publizist und Schriftsteller Eduard Rhein mit seiner Entwicklung des Füllschrift-Verfahrens, einer kompakten Schreibweise der Musiksignale, die von 1952 an die Herstellung von Lang-spielplatten ermöglichte. Dieser neue Plattentypus feierte auf der Funkausstellung in Düsseldorf seine Premiere. Gleichzeitig begann damit das Ende der Schellack-Ära.
Die Karriere der Langspielplatte erreichte im Jahr 1980 ihren Zenit: Fast 110 Millionen Exemplare wurden damals in der Bundesrepublik verkauft, gleichzeitig gingen 45 Millionen Singles über die Ladentische.
Drei Jahre später begann dann der Siegeszug der CD und damit auch die allmähliche Ablösung der Vinylplatte. Die Art der Silberscheibe, den Ton zu speichern, unterschied sich erstmals grundlegend von Edisons Verfahren: Statt mit analogen Rillen, die exakt den Schwingungsverlauf der Schallwellen nachbilden, repräsentiert die CD den Ton in Form digitaler Daten. Und statt mit einer mechanischen Abtastnadel werden ihre Informationen berührungslos von einem optischen System ausgelesen.
Die Idee jedoch, Sinneseindrücke als Signalmarkierungen auf runden Scheiben zu konservieren, hat sich bis in die jüngste Gegenwart erhalten letztlich bis hin zur HD-DVD und zur Blu-ray Disc.
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