125-Jahr-Feier in Nordhessen / "Fenster der Flexibilität in Tarifverträgen weiter öffnen!"
(Frankfurt am Main) - "Wenn die Sozialpartnerschaft ihre Erfolgsgeschichte nachhaltig in die Zukunft führen will, dann müssen wir die Fenster der Flexibilität in den Tarifverträgen weiter öffnen", waren sich Carsten Rahier, Vorsitzender der Bezirksgruppe Nordhessen, Wolf Matthias Mang, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, und Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall beim 125-jährigen Jubiläum der Bezirksgruppe Nordhessen in Kassel einig. Über 250 Gäste waren gekommen, darunter auch die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und Oberbürgermeister Bertram Hilgen.
"Wir gratulieren unseren Bezirksgruppe Nordhessen sehr herzlich zu ihrem 125-jährigen Jubiläum", sagte Wolf Matthias Mang. Offene Fenster in den Tarifverträgen hätten die Architekten von Pforzheim, allen voran der frühere Gesamtmetallpräsident Martin Kannegiesser, für Unternehmen geplant, die Groß-Aufträge gewinnen, Produktion hier halten, Investitionen ermöglichen, Forschung stärken, also die am Standort größer investieren wollten. Diese Unternehmen sollten für einen überschaubaren Zeitraum entlastet werden von den allgemeinen Regelungen des Tarifvertrags, um sie später wieder umso besser erfüllen zu können. "Das war kühn. Das war groß. Das war nachhaltig. Und das war wegweisend für die Sozialpartnerschaft. Hier haben wir viel erreicht: Inzwischen sind über 100 Pforzheimer Abkommen in Hessen geschlossen worden. Jedes Jahr kommen zehn neue hinzu. Auf diesem Pforzheimer Weg, unternehmerische Spielräume auszubauen, müssen wir konsequent weiter gehen", so Mang, Geschäftsführer des Maschinenbauunternehmens Arno Arnold in Obertshausen.
"Allen politischen Widrigkeiten, gesellschaftlichen Umwälzungen und wirtschaftlichen Veränderungen konnten wir erfolgreich begegnen und sind stolz, dass wir auf nunmehr 125 Jahre Geschichte zurückblicken können", sagte Carsten Rahier, Vorsitzender der Bezirksgruppe Nordhessen von HESSENMETALL. "Aktuell haben wir in Nordhessen 137 Mitgliedsunternehmen mit zirka 25.000 Beschäftigten. Die Unternehmen sind gut aufgestellt und haben entscheidend dazu beigetragen, dass Nordhessen wieder eine Wachstumsregion geworden ist und sich die Arbeitslosenquote in Kassel und Nordhessen auf historischem Tiefstand bewegt. Die Metall- und Elektro-Industrie - das Herz der deutschen Wirtschaft - hat einen wesentlichen Anteil an dieser sehr positiven Entwicklung. Dafür sind wir dankbar. Vor uns liegt die Weichenstellung Industrie 4.0. Diese Digitalisierung unserer Industrie erfordert weitere intelligente Lösungen in den Tarifverträgen, damit die Unternehmen auch künftig wettbewerbsfähig bleibt", so Rahier.
"Tarifautonomie ist eine der wesentlichen Säulen der Sozialen Marktwirtschaft. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sind die Träger der Tarifautonomie. Insofern feiern wir heute in Kassel auch das erfolgreiche deutsche Wirtschafts- und Sozialmodell", freute sich Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander.
Hintergrund "Pforzheimer Abkommen"
Pforzheimer Abkommen sichern den Standort. HESSENMETALL schließt pro Jahr rund 10 solcher Standortsicherungsverträge für Mitglieder ab. Inzwischen wurden über 100 Pforzheim-Verträge verhandelt und über 50 in Betriebsteilen von Unternehmen aus anderen Tarifgebieten umgesetzt. Solche befristeten Deals verbinden Arbeitgebernutzen, z. B. mehr Arbeitszeit, bezahlt oder unbezahlt, das Verschieben der Tarifanpassung, mit Arbeitsplatzsicherheit für die Mitarbeiter, also einer handfesten Investitionszusage und Garantien gegen betriebliche Kündigungen für ihre Laufzeit. In den Entgelt-Tarifrunden verschaffen Anpassungsspielräume z. B. bei der Höhe von Einmalzahlungen oder beim Zeitpunkt der Auszahlung unseren Unternehmen mit konjunkturellen Geschäftsrückgängen hilfreiche Pausen.
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