11. BranchenForum Stahl - Positive Aussichten!
(Münster) - Thyssen-Krupp-Vorstand Urban auf dem BranchenForum Stahl: Gute Stahllogistik-Konjunktur - "Wir wollen langfristige Zusammenarbeit mit Logistikdienstleistern": Höhepunkt des 11. BranchenForum Stahl des Verbandes Verkehrswirtschaft und Logistik (VVWL) und des Logistikclusters NRW am 17. Mai war der Vortrag von Peter Urban, Mitglied des Vorstandes und CFO der ThyssenKrupp Steel Europe AG (TKS). Urban betonte vor über 100 Gästen, dass die Stahlmärkte und die TKS derzeit im Aufwind seien. Auftragslage und Auftragseingänge seien erfreulich, Haupttreiber der Nachfrage sei aber im europäischen Vergleich vor Allem das Inland. Auch die Perspektiven für 2011 seien erfreulich. Der TKS-Vorstand nahm auch zu den aktuellen Umstrukturierungen im Konzern ThyssenKrupp Stellung. Sie seien entgegen vielleicht anderer Meinungen Ausdruck der klaren Botschaft von ThyssenKrupp auch in Zukunft zu wachsen. Auch die Bereiche, von denen man sich trennen wolle, seien Wachstumsbereiche, allerdings werde sich ThyssenKrupp nach den Folgen der Wirtschaftskrise auf bestimmte Wachstumsfelder ausrichten und das Wachstum nicht in allen heutigen Konzernbereichen selbst "stemmen" können. Für die betroffenen Bereiche und ihre heutigen Standorte gäbe es gute Zukunftsperspektiven. Peter Urban betonte die Bedeutung der Wertschöpfungsfunktion Transport und Logistik für das Unternehmen. Für Hermann Grewer, Vorsitzender des VVWL und Präsident des BGL, ging es in seinen Statements gegenüber dem TKS-Vorstand darum, angesichts der demografischen Herausforderungen, der Energieressourcen- und Preisentwicklung, dass Stahlindustrie, Stahlhandel und Stahllogistik gemeinsam für eine auch in Zukunft leistungsfähige Logistik sorgen. Ohne beiderseitige "Win-Win-Situationen" gäbe es keine ausreichenden Transportkapazitäten, ohne nachhaltige Zukunftsperspektiven keine Investments auf Seiten der Dienstleister.
Stahllogistikmärkte 2011: Wirtschaftsvereinigung Stahl erwartet robuste Entwicklung und Fortsetzung des Aufschwungs in 2011: Dr. Martin Theuringer, Leiter Geschäftsfeld Märkte der Wirtschaftsvereinigung Stahl e.V., hatte auf dem 11. BranchenForum Stahl frohe Kunde für die Stahllogistiker. Die Auftragseingänge im ersten Quartal (Walzstahl) sind im Vorjahresvergleich um 4,4 Prozent gestiegen, die Auftragsbestände haben um 15 Prozent zugelegt. Die stahlverarbeitenden Branchen haben im ersten Quartal 2011 gegenüber dem ersten Quartal 2010 um 18 Prozent zugenommen. Dabei war schon 2010 ein gutes Jahr: Die Rohstahlproduktion in Deutschland hatte mit 43,8 Mio. Tonnen 2010 schon wieder fast den Durchschnitt der Vorkrisenzeit erreicht, lag aber noch um 5 Mio. Tonnen unter dem Spitzenwert aus 2007. Die Produktion in den stahlverarbeitenden Branchen hatte 2010 gegenüber 2009 um insgesamt 10 Prozent zugenommen. Auch für das zweite Halbjahr sei eine robuste Entwicklung des Stahlbedarfs zu erwarten, die Stimmung sei gut. Derzeit sei die Nachfrage aber insbesondere durch Kerneuropa, speziell Deutschland getrieben. Wermutstropfen bleiben aus Sicht des Marktexperten die unveränderte Volatilität der Nachfrage, die zu mehr "Minizyklen" führen werde. Andererseits sei wegen der verstärkten Anpassung an die reale Nachfrage und der damit verbundenen vorsichtigeren Lagerhaltung auch mehr Stabilität zu erwarten. Allgemeine Unsicherheiten resultieren unverändert aus der Finanzmarktentwicklung und den Ausschlägen auf den Rohstoffmärkten, wo man in Bezug auf Eisenerz erst Mitte der Dekade eine Marktnormalisierung erwarte.
Stahllogistikstandort NRW: Welche Verkehrs- und Wirtschaftspolitik ist die richtige? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion. Es diskutierten die Landtagsabgeordneten und verkehrspolitischen Sprecher Jochen Ott (SPD) und Arndt Klocke (Bündnis90/Die Grünen), Markus Molski von ArcelorMittal Duisburg GmbH, Holger Kost, GF Gesellschafter der Kerkemeier LogistikGmbH und Hermann Grewer, VVWL-Vorsitzender und BGL-Präsident. Jochen Ott betonte, man strebe keinesfalls eine De-Industrialisierung an, im Gegenteil. Er sprach sich für mehr Redlichkeit, auch in der Frage der Straßeninfrastrukturpolitik aus. Hier gelte es Schwerpunkte zu bilden, insbesondere hinsichtlich der Instandhaltung. Potentiale und Schwerpunkte sahen Jochen Ott und Arndt Klocke in der Stärkung von Binnenschifffahrt und Eisenbahn in NRW. Hermann Grewer und Holger Koste wiesen auf den großen Verkehrsanteil des Lkw und die nur begrenzten Mehrkapazitäten der Schiene hin und sprachen sich für einen echten co-modalen Ansatz, das heißt die Stärkung und Effizienzverbesserung aller Verkehrsträger, auch der Straße, aus. Dies komme in den politischen Äußerungen zu kurz. Letztlich gäbe es im Lichte der prognostizierten Wachstumsraten des Güterverkehrs kaum Konkurrenzbeziehungen zwischen Schiene und Straße und seien "Verlagerungsfantasien" fehl am Platze. Es gelte dringend im Straßennetz Flaschenhälse zu beseitigen. Unverständlich sei vor diesem Hintergrund die abweisende Haltung der Landesregierung zu innovativen Projekten wie dem Feldversuch zum "Lang-Lkw", der ein guter Beitrag zur Effizienzsteigerung sein könne. Auch Manfred Molski von ArcelorMittal betonte den Stellenwert aller Verkehrsträger, aber auch die besondere Rolle des Lkw für sein Unternehmen. Er erhoffe sich gerade bei Infrastrukturprojekten im Umfeld des Firmenstandortes mehr politische Unterstützung, insbesondere in Bezug auf Anwohner. Holger Koste schilderte anschaulich die Erfahrungen mit dem Dienstleistungspartner Eisenbahn und die dortigen leistungsbezogenen Grenzen. In den Schlussstatements blieb die gemeinsame Erkenntnis, dass sich Wirtschaft und Industrie noch deutlicher und gemeinsam im Sinne nachhaltiger und standortsichernder Mobilitätslösungen artikulieren sollten und der politische Dialog weiter zu intensivieren ist.
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