10.000 Papier-Beschäftigte machen Druck im Tarifkonflikt
(Hannover) - Mehr als 10.000 Beschäftigte aus der Papierindustrie haben sich in den vergangenen Tagen an rund 70 bundesweiten Aktionen beteiligt, um ihren Forderungen in der aktuellen Papier-Tarifrunde Nachdruck zu verleihen. Im ganzen Land fanden rund 70 große und kleine betriebliche Aktionen statt, darunter Kundgebungen, Vor-Tor- oder Kantinen-Aktionen, politische Mittagspausen und Betriebsversammlungen. Zur Teilnahme an den Tarifaktionen hatte die Papier-Gewerkschaft IGBCE aufgerufen.
„Die Arbeitgeber haben nun hoffentlich verstanden, dass die Lage ernst ist“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. Nach zwei erfolglosen Tarifrunden, bei denen der Verband DPI (Die Papierindustrie) kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegten, wollte die IGBCE damit Bewegung in die Arbeitgeberseite bringen. „Die Beschäftigten haben sehr deutlich gemacht, dass sie hinter den Forderungen der IGBCE stehen. Die Arbeitgeberseite muss in der dritten Runde endlich ein ernstzunehmendes Angebot vorlegen“, so Weißenborn. Ein Termin für eine dritte Verhandlungsrunde steht derzeit noch nicht fest.
Größere Aktionen fanden unter anderem bei Essity, bei UPM und in der Papierstadt Düren statt. Bei Essity in Mannheim beispielsweise beteiligten sich 500 Beschäftigte an einer Tarifdemonstration auf dem Werksgelände. Sie machten lautstark ihrem Unmut über den bisherigen Verlauf der aktuellen Tarifverhandlungen Luft. Steffen Seuthe, der Leiter des IGBCE-Bezirks Mannheim, betonte: „Mit ihrem Einsatz haben die Beschäftigten ein wichtiges Signal der Geschlossenheit an die Arbeitgeber gesendet und ihre Forderungen deutlich gemacht.“ Klar sei für die Kolleginnen und Kollegen bei Essity: „Neben mehr Geld muss das nächste Angebot der Arbeitgeber unbedingt einen Vorteil für Mitglieder der IGBCE beinhalten.“
In Düren beteiligten sich rund 300 Beschäftigte aus verschiedenen Unternehmen der Dürener Papierindustrie an einem Demozug durch die Stadt. Sie waren nach ihrer Frühschicht aus den Betrieben in Düren, Jülich, Zülpich und Euskirchen zu der Demonstration und den beiden Kundgebungen in die Innenstadt gekommen. „Die Beschäftigten machen deutlich, dass sie mit dem unverschämten Verhalten der Arbeitgebervertreter nicht einverstanden sind. Jetzt muss ein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber auf den Tisch“ sagte Ernst Ungermann von der IGBCE in Alsdorf, der für die Papierindustrie in Düren/Jülich zuständig ist.
Bei UPM in Schongau kamen rund 150 Beschäftigte zu einer politischen Mittagspause zusammen, bei UPM Nordland in Dörpen solidarisierten sich 500 Beschäftigte mit den Forderungen in der Tarifrunde. Unter anderem gab es zudem Aktionen bei den Papierherstellern Koehler, Munksjö, Smurfit Kappa und Wepa.
„Wir haben mit unseren Tarifaktionen ein deutliches Zeichen gesetzt“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn. „Jetzt liegt der Ball bei den Arbeitgebern!“ Das sogenannte abschlussnahe Angebot des Verbandes DPI sei „angesichts der soliden wirtschaftlichen Lage der Unternehmen auf der einen Seite, und der Belastungen der Beschäftigten auf der anderen Seite, eine absolute Frechheit“ gewesen, so Weißenborn. Zudem müsse die Arbeitgeberseite ihre Blockadehaltung beim Thema Mitgliederbonus aufgeben. „Für uns ist klar: Ohne Mitgliederbonus ist ein Abschluss nicht denkbar.“
Die Gespräche für die 46.000 Beschäftigten der papiererzeugenden Branche waren am 8. Oktober ohne Ergebnis geendet. In der aktuellen Tarifrunde fordert die IGBCE ein Entgeltplus von acht Prozent oder mindestens 280 Euro mehr, einen Bonus in Zeit oder Geld exklusiv für IGBCE-Mitglieder sowie mehr Attraktivität für Schichtarbeit und andere Arbeitszeitmodelle.
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