10.000 neue Arbeitsplätze in Planungsunternehmen erwartet / VBI-Konjunkturumfrage ermittelt seit Jahren erstmals positive Entwicklung
(Berlin) - Die Trendwende scheint nach sehr schlechten Jahren für die deutschen Ingenieurunternehmen am Bau geschafft. Die Umsätze werden sich nach Einschätzung der Planungsbüros 2006 stabilisieren und bei einem Viertel der Unternehmen sogar steigen. Aus der konjunkturellen Belebung 2006 erwartet die Branche 10.000 neue Arbeitsplätze. Die positiven Zahlen der Planer bedeuten gleichzeitig, dass das Baugewerbe in spätestens zwei Jahren mit erhöhten Auftragseingängen rechnen kann.
Mit diesem Fazit stellte am 23.März Dipl.-Ing. Klaus Rollenhagen, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Beratender Ingenieure VBI, die Ergebnisse der VBI-Konjunkturumfrage 2006 in Berlin vor, an der sich etwa 700 Unternehmen beteiligten.
Lediglich 21 Prozent der Unternehmen blicken pessimistisch in das laufende Jahr und erwarten einen Umsatzrückgang (Vorjahr 45 Prozent) 27 Prozent gehen von steigenden (2005=13 Prozent) und 51 Prozent (Vorjahr 42 Prozent) von gleichbleibenden Umsätzen aus. Dieser positive Trend bei den Ingenieurbüros schlägt sich mittelstandstypisch unmittelbar in Neueinstellungen nieder. 21 Prozent der Unternehmen wollen Personal einstellen (Vorjahr 10 Prozent). Für die Gesamtbranche ist daher mit etwa 10.000 hoch qualifizierten neuen Jobs zu rechnen. 66 Prozent der Büros werden 2006 ihr Personal halten. Lediglich 12 Prozent planen einen Stellenabbau (2005=27 Prozent).
Die Auftragslage der Büros ist in diesem Jahr stabiler als in den vergangenen Jahren und damit haben wir offenbar die Talsohle durchschritten. Anders als in der Großindustrie bedeuten positive Geschäftsentwicklungen im Mittelstand stets deutliche Impulse für den Arbeitsmarkt. Jeder zusätzliche Euro, der in Infrastrukturmaßnahmen fließt, kommt somit dem Arbeitsmarkt zugute, so Rollenhagen.
Trotz der positiveren Einschätzung der Planungsunternehmen für 2006 war 2005 nochmals ein rabenschwarzes Jahr für die Branche. 39 Prozent (Vorjahr 50 Prozent) der Unternehmen mussten Umsatzeinbußen hinnehmen, 29 Prozent verzeichneten stagnierende Umsätze (2004=28 Prozent). 25 Prozent (Vorjahr 21 Prozent) konnten trotz der Flaute am Bau dennoch ihre Umsätze steigern.
Bei 43 Prozent der Planungsbüros hat sich der Gewinn 2005 im Verhältnis zum Umsatz verringert. Die Unternehmen mussten gleichbleibende Erträge also mehr Aufwand betreiben als 2004. Dass dieser Trend 2006 anhält, erwarten 24 Prozent. 51 Prozent prognostizieren ein stabiles Verhältnis und 24 Prozent, dass sich das Verhältnis zu ihren Gunsten verbessern wird.
Auch 2005 haben die Büros wieder erheblich Personal abgebaut. Rechnerisch musste ca. jedes zweite Unternehmen einen Mitarbeiter entlassen. Auf die Gesamtanzahl der deutschen Unternehmen bezogen ist von rund 25.000 Entlassungen auszugehen.
Die vergangenen Jahre haben der Substanz der Büros sehr geschadet. Mit vielen Arbeitsplätzen ging auch wertvolles Know-how verloren. Gleichzeitig fehlten den Unternehmen die Mittel, ihre Mitarbeiter fortlaufend weiterzubilden und motivationsgerecht zu entlohnen. Der jetzige Aufschwung kann an der prekären Situation nur etwas ändern, wenn sich auch die Honorarsituation verbessert. Denn seit 1996 sind die gesetzlich festgeschriebenen Honorare der Ingenieure nicht erhöht worden. Trotz der sehr hohen Verantwortung der Planer liegt die Vergütung der Ingenieure weit hinter anderen Berufsgruppen zurück.
Fachkräfte seien unter diesen Bedingungen in der Vergangenheit ins Ausland abgewandert. Gleichzeitig seien die schlechten Aussichten in der Branche dafür verantwortlich, dass immer weniger junge Leute eine Karriere als Ingenieurin oder Ingenieur anstreben. Dies habe fatale Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Rollenhagen mahnte die Bundesregierung an, zügig etwas gegen den Preisverfall bei Ingenieur- und Architektenleistungen, unter dem 85 Prozent der befragten VBI-Mitglieder leiden, zu unternehmen. Der jetzige Zustand einer Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) mit völlig unauskömmlichen Honorarsätzen sei untragbar. Die neue HOAI müsse den geänderten Strukturen in der Bauwirtschaft endlich Rechnung tragen.
Die VBI-Befragung ergab weiterhin, dass 36 Prozent der Ingenieurbüros 2005 Umsätze im Ausland erzielten: Tendenz weiterhin steigend. Rollenhagen: Das Engagement des VBI in der Außenwirtschaftsförderung trägt Früchte. Machten 2002 erst 17 Prozent Umsätze im Ausland, so sind es heute mehr als doppelt so viele.
36 Prozent der Unternehmen machen ihr Hauptgeschäft mit gewerblichen Auftragebern. Für 40 Prozent der Ingenieurbüros sind nach wie vor die öffentlichen Auftraggeber wesentlich. Gerade nach den Gebäudeeinstürzen dieses Winters sollte nach Rollenhagens Ansicht auf das Thema Bausicherheit ein verstärktes Augenmerk gelegt werden: Die Sicherheit der Bauwerke in Deutschland genießt oberste Priorität. Wir unterstützen daher die Aktivitäten des Bundesbauministers, künftig Sicherheitsüberprüfungen an Bauwerken des Bundes vornehmen zu wollen. Die Kommunen und auch private Eigentümer sollten dem Beispiel des Bundes unmittelbar folgen. Es steht außer Zweifel, dass Sicherheitsprüfungen nur von erfahrenen Ingenieuren durchgeführt werden können. Alle anderen derzeit kursierenden Angebote sind reine Scharlatanerie.
Rund 53.000 mittelständische Ingenieurbüros generieren in Deutschland jährlich ein Umsatzvolumen von etwa 27 Mrd. Euro. Dabei verantworten sie ein Bauvolumen von rund 204 Mrd. Euro und beschäftigen mehr als 300.000 Menschen. Etwa 57.000 jungen Menschen geben sie durch Ausbildungsplätze, Praktikanten- und Diplomandenstellen eine Perspektive.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Beratender Ingenieure e.V. (VBI)
Volker Zappe, Leiter, Presse- u. Öffentlichkeitsarbeit
Budapester Str. 31, 10787 Berlin
Telefon: (030) 260620, Telefax: (030) 26062100
Weitere Pressemitteilungen dieses Verbands
- VBI begrüßt Initiative gegen Abmahnvereine / Ingenieurverband fordert zügige Verabschiedung des Gesetzes zur Stärkung des fairen Wettbewerbs
- Fachkräftemangel bremst Planerkonjunktur / Ingenieurbüros melden Umsatzzuwachs / Suche nach qualifiziertem Personal immer schwieriger
- VBI-Präsident schreibt an Bundesminister Seehofer: Bauen hat im Bundesministerium keine Heimat mehr