1. Tarifverhandlung M+E MITTE
(Frankfurt am Main/Oberursel) - Gestern hat die erste Tarifverhandlung zwischen der Verhandlungsgemeinschaft der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit der IG Metall Mitte für die rund 380.000 Beschäftigen in diesen Tarifgebieten begonnen. "Wenn wir die Krisen bewältigen und wieder Wachstum schaffen wollen, brauchen wir einen wettbewerbsfähigen Flächentarifvertrag", sagte Verhandlungsführer Johannes Heger. "Mit der Forderung einer Tabellenerhöhung von 8 Prozent, wie sie die IG Metall heute präsentiert und erläutert hat, schaffen wir das bestimmt nicht. Aktuell geht es darum, uns aus den zahlreichen gleichzeitig zu bewältigenden Herausforderungen herauszuarbeiten."
Der Verhandlungsführer von M+E MITTE skizzierte die Lage der Mitgliedsunternehmen wie folgt: "Die Corona-Krise ist noch längst nicht überstanden. Der erhoffte Aufschwung fällt aus. Zusätzlich droht eine Rezession", sagte Heger. Das Vorkrisenniveau von 2018 sei in diesem Jahr nicht mehr zu erreichen und auch im nächsten Jahr sei dies unmöglich. Die Produktion liegt noch immer 12 Prozent unter dem Niveau von 2018. "Schon in der Corona-Krise litten die Unternehmen massiv unter dem Rohstoffmangel und gestörten Lieferketten. Putins Krieg hat diese Probleme noch weiter verstärkt und gleichzeitig eine Energiekrise mit absurd anmutenden Energiepreissteigerungen ausgelöst. Unsere Metall- und Elektro-Unternehmen sind von diesen explodierenden Energiepreisen sowie den Preissteigerungen bei Rohstoffen besonders betroffen. Rund die Hälfte der Unternehmen kann diese Preissteigerungen nicht oder nicht in ausreichendem Maße an die Kunden weitergeben. Und alle diese Herausforderung ballen sich in einer Phase, in der unsere Unternehmen mitten im Strukturwandel stecken und deshalb jeden Euro für Investitionen dringend brauchen. Wir wollen die aktuellen Krisen bewältigen und dabei die Zukunft der Arbeitsplätze sichern. Das ist ein Drahtseilakt, bei dem die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern genau ausbalanciert werden müssen."
Die Betriebe können die hohe Inflation, unter der sie ebenso wie die Verbraucher leiden, nicht ausgleichen. Da von der teuren Energie hauptsächlich die Gas- und Ölförderländer profitieren, ist das Geld für die Volkswirtschaft verloren und steht weder für höhere Entgelte noch für Investitionen zur Verfügung.
"Natürlich ist es verständlich, dass sich die Beschäftigten in dieser schwierigen Situation mehr Geld wünschen", sagte Heger. "Wir müssen aber auch die Möglichkeiten der Unternehmen im Auge behalten." Viele Betriebe haben in der Corona-Krise an den Beschäftigten festgehalten, obwohl weniger produziert werden konnte, und dafür finanzielle Reserven verwendet. "Jetzt müssen wir erst einmal wieder die Ärmel hochkrempeln und Geld für Investitionen in Innovationen und zur Bewältigung des Strukturwandels verdienen. Unsere Mitgliedsunternehmen am Heimatstandort stehen in einem harten internationalen Wettbewerb. Schon jetzt sind die Arbeitskosten bei uns auf Spitzenniveau. Wenn wir hier nicht gegensteuern, dann verlieren wir weiter an Boden. Selbst in unserer Paradedisziplin Maschinenbau haben die Chinesen uns seit 2020 den Titel Exportweltmeister abgenommen. Aber nur Spitzenplätze in allen Branchen unserer M+E-Industrie sichern unseren Wohlstand dauerhaft", ergänzte Heger.
Heger sandte ein klares Signal an den Tarifpartner: "Wenn wir es nicht schaffen, einen Flächentarifvertrag zu schließen, der von beiden Seiten als vorteilhaft gesehen wird, werden wir die Tarifbindung auf Dauer schwächen. Tarifbedingungen dürfen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen keinesfalls aushöhlen. Wenn aber die Unternehmen und ihre Beschäftigten an einem Strang ziehen, können sie diese Herausforderungen gemeinsam meistern. Das haben die vergangenen Tarifrunden in der Corona-Krise gezeigt."
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