Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Zwischen Einsturz und Neubau / Pädagogisches Arbeiten unter erschwerten Bedingungen

(Frankfurt am Main) - Pädagog*innen stärker am Um- und Neubau von Schulen zu beteiligen, hat Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW, von der Politik gefordert. Notwendig seien Gebäude, die den Anforderungen der Inklusion und des Ganztagsbetriebs gerecht werden. Wie diese konkret auszusehen hätten, müsse unter Beteiligung der Pädagog*innen, Eltern und Schüler*innen vor Ort entschieden werden, mahnte Tepe. Die GEW-Vorsitzende wies bei ihrem Besuch der Carlo-Schmid-Oberschule in Spandau auf die Bedeutung des Schulbaus für die Bildung hin. "Wenn in Klassenräumen der Putz von den Wänden fällt oder Schüler*innen den Gang zur Toilette scheuen, dann leidet auch der Lernprozess."

Tepe macht sich mit der GEW-Initiative "Bildung. Weiter denken!" für zusätzliche öffentliche Ausgaben im Bildungsbereich stark. Elf Milliarden Euro, die die Bundesregierung mehr für den Bildungsbereich bereitstellen will, seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. "Der Bund muss Länder und Kommunen bei der Sanierung, Modernisierung und dem Neubau von Schulen, aber auch Hochschulen viel stärker unterstützen", unterstrich Tepe.

Die GEW-Vorsitzende wies darauf hin, dass es an den Schulen laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bundesweit einen Sanierungsstau von gut 32 Milliarden Euro gibt. In Berlin sind es rund 3,9 Milliarden Euro. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung entsteht an den öffentlichen Berliner Schulen zudem ein zusätzlicher Raumbedarf für rund 75.000 Schüler*innen. Ein Zuwachs von 24 Prozent. Rund 60 neue Schulen müssen entstehen.

Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW BERLIN, wies auf die Belastungen hin, die aus dem schlechten baulichen Zustand für Schüler*innen und Pädagog*innen resultierten. "Zwischendecken fallen herab, Sanitäranlagen müssen geschlossen werden. Das Unterrichten bei Baulärm ist kein Einzelfall. Während der Sanierungsarbeiten müssen ganze Klassen umziehen, Teilungsräume werden zu Klassenräumen umgewandelt. Der Platzmangel macht sich überall bemerkbar. Die Berliner Pädagog*innen leisten tagtäglich unter sehr schwierigen Bedingungen eine herausragende Arbeit - ihnen gilt unsere Wertschätzung!"

Erdmann rief dazu auf, das neue Raumprogramm des Senats auf alle Schulen auszuweiten. Das Konzept beinhalte wesentliche pädagogische Verbesserungen für die inklusive Ganztagsschule; diese müssten nicht nur beim Neubau, sondern auch bei den Sanierungen mitgedacht werden, sagte Erdmann. "Wenn wir über Schulbau reden, geht es um das große Ganze: nämlich Bildungsqualität und gute Arbeitsbedingungen. Die Auflösung der Flurschule, die Orientierung zu offenen Lernräumen, die Schaffung von Teilungs- und Teamräumen, feste Arbeitsplätze für alle Pädagog*innen - das sind Maßstäbe, die für alle Schulen gelten müssen", forderte der Vorsitzende der GEW BERLIN.

Die GEW mahnt darüber hinaus eine Reihe weiterer Maßnahmen an:

- Bei der Planung von Neubauten fordert die GEW einen Ausbau der Gemeinschaftsschulen, so wie es Rot-Rot-Grün im Koalitionsvertrag vereinbart hat. Aktuell gibt es bei 40 geplanten Neubauten nur einen ausgewiesenen Standort für den Neubau einer Gemeinschaftsschule.

- Die Zuständigkeiten und Abläufe, gerade in der Zusammenarbeit von Bezirken und Senat, müssen verbessert werden. Zu oft wird die Verantwortung hin und her geschoben.

- Transparenz ist auch bei der Erstellung der Sanierungs- und Umbaupläne nötig. Für jede Schule -müssen ein schlüssiges Gesamtkonzept und ein Zeitplan entwickelt werden. Die Kolleg*innen vor Ort müssen wissen, wann die nächste Baumaßnahme geplant und wann mit deren Abschluss zu rechnen ist.

- Zusätzliches Personal muss in den Bau- und Schulämtern eingestellt werden, um die Mammutaufgabe Schulbau zu bewältigen.

- Von entscheidender Bedeutung ist die Beteiligung derjenigen, die in den Schule lernen, arbeiten und leben sollen. Dies gilt sowohl bei umfangreicheren Um- und Ergänzungsbauten als auch beim Neubau von Schulen. Die GEW erwartet vom Senat die Erarbeitung von Standards für die Beteiligung. Dabei müssen verbindliche Zeitabläufe und Formate der Partizipation geschaffen und es muss festgelegt werden, an welchen Entscheidungen eine Beteiligung vorgesehen ist.

- Bei alledem ist neben den pädagogischen Anforderungen stets auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz für die an Schule arbeitenden Kollegien zu berücksichtigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Fax: (069) 78973-201

(ta)

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