Pressemitteilung | BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.

Zwangspfand schadet Mehrweg

(Köln) - Eher beschleunigen als umkehren würde eine Zwangsbepfandung von Getränkeverpackungen das Absinken der Mehrwegquote. Das ergibt sich aus einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), die der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. – BDE (Köln) im Dezember in Auftrag gegeben hatte. Das von den Befürwortern erhoffte Resultat, über die Bepfandung eine Lenkungswirkung in Richtung mehr Mehrweg zu erzielen, lässt sich nach GVM-Erkenntnissen nicht erreichen. Auch die gewollte Reduzierung des Dosenanteils – denn wegen der Dosen in der „Landschaft“ wird die Debatte zur Zeit ja wesentlich geführt – wird nach dieser Studie nicht wahrscheinlich, sondern er wird von rund 222.000 Tonnen in 1998 vermutlich sogar auf 260.000 Tonnen in 2012 anwachsen. Dagegen wäre die Bepfandung für die Glasfraktion äußerst negativ.

Die Mehrwegquote bei Getränken hat sich bis 1997 auf der erstaunlichen Höhe von 72 % gehalten. Danach ist der Getränkeanteil, der in Einweggebinden konsumiert wurde, gewachsen und lag 1998 bei rund 30 %. GVM hat in seiner Studie auch die künftige Entwicklung betrachtet und prognostiziert einen kontinuierlichen Rückgang der Mehrwegquote auf bis um 60 % im Jahre 2012, wenn keinerlei Änderungen an den rechtlichen Vorschriften erfolgen sollten. Führe man jedoch jetzt ein Zwangspfand auf „ökologisch nachteilige“ Getränkeverpackungen ein, so fiele dieser Anteil sogar auf etwa 56 % ab.

Der Grund für diese Beschleunigung des Mehrwegrückgangs: Handel und Getränkeindustrie müssten sich auf zwei Entsorgungswege einstellen, weil die Rücknahme der bepfandeten Einwegverpackungen sinnvollerweise nur über Automaten zu bewerkstelligen sein dürfte. Daneben noch die Flächen für die Lagerung von Mehrwegsystemen vorzuhalten, wird vom Handel kaum akzeptiert. Die Wahl dürfte zu Lasten der Mehrwegvariante ausfallen.

GVM stellt auch Berechnungen über die zu erwartenden Verbrauch an Packmitteln an. Dabei wird die Entwicklung für die Hohlglasbranche als „verheerend“ beurteilt. Bei Bepfandung wird das Einwegglas von 1,5 Millionen Tonnen in 1998 auf 950 Millionen Tonnen in 2012 zurückgehen. In den Rücknahmeautomaten fällt vermutlich Mischglas an, da sich die zusätzliche Farbtrennung, entweder auf Automaten- oder auf Sortieranlagenebene wegen der hohen Investitionen angesichts des niedrigen Wertes von Altglas nicht rechnet. Die großen Mengen von Mischglas sind in der zurückgehenden deutschen Grünglasherstellung nicht unterzubringen. Die Überschussmengen müssten exportiert werden. Sie würden dann die dort entstehenden Recyclingmärkte für Altglas empfindlich stören.
Die getrennt Sammlung und Verwertung von Einweg-Verpackungen bedingt eine zusätzliche Struktur neben DSD, deren Installation und laufende Aufwendungen ein Vielfaches der DSD-Kosten ausmachen wird. Eine gesonderte Rückführung würde erforderlich, unter Umständen mit anderen Fahrzeugen. Die geänderte Fraktionierung bedingt eine unterschiedliche Sammlung und Verwertung mit beträchtlichen Einrichtungs- und Folgekosten. Und diese werden vermutlich voll auf den Konsumenten überwälzt.

Während also eine Stützung der Mehrwegquote durch diese Bepfandung nicht erreicht werden kann, sagt die GVM-Studie stattdessen eine ernsthafte Gefährdung des gegenwärtig absolut funktionsfähigen Recyclingsystems von Verpackungen voraus. Gerade im Glasbereich, der mit Recyclingquoten von über 80% in ganz Europa einzigartig dasteht, muss mit so nachhaltigen Einbußen gerechnet werden, dass auch die Sammlung von „Nicht-Getränke-Glas“ an den Rand der wirtschaftlichen Vertretbarkeit rückt. Dadurch wären die Investitionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche von etwa 1 Milliarde Mark für rund 300.000 Altglascontainer und zwei Dutzend Glasaufbereitungsanlagen bedroht.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. (BDE) Schönhauser Str. 3 50968 Köln Telefon: 0221/9347000 Telefax: 0221/93470090

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