Pressemitteilung | GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

Wohnungswirtschaft macht sich für gleichwertige Lebensverhältnisse stark

- Endbericht zu zweijährigem bundesweiten Gemeinschaftsprojekt zeigt: In Deutschland fehlt eine regional verankerte Wohnungs- und Baulandpolitik
- Bund und Länder sollten Raumordnungsprogramm für regionalen Infrastrukturausbau auflegen - vor Ort sind regionale Koordinierungsstellen notwendig

(Berlin) - In Deutschlands Großstädten kämpfen die Menschen mit dem Wohnungsmangel, gleichzeitig stehen in anderen Regionen Wohnungen leer. Während Ballungsregionen Bewohner mit einem attraktiven Arbeitsplatz-, Infrastruktur- und Kulturangebot anlocken, haben ländlichere Regionen mit schwindender Attraktivität und einer schrumpfenden Bevölkerung zu kämpfen. Das zeigt: Die Lebensbedingungen in Deutschland sind von großen regionalen Unterschieden geprägt. Ziel der Bundesregierung ist es, diese Unterschiede auszugleichen und gemäß dem Grundgesetz gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland herzustellen.

"Bisher ist nicht zu erkennen, dass für einen Ausgleich der bundesweit unterschiedlichen Lebensbedingungen der notwendige 'Ruck' durch Deutschland geht. Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission 'Gleichwertige Lebensverhältnisse' hat bereits Mitte 2019 ihre Empfehlungen vorgelegt, aber passiert ist nichts. Deshalb haben wir als Wohnungswirtschaft selbst frühzeitig die Initiative ergriffen und uns mit einem großen bundesweiten Gemeinschaftsprojekt in sieben Regionen quer durch Deutschland aktiv für den Ausgleich regionaler Unterschiede eingesetzt", sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.

Der Endbericht des bereits 2018 ins Leben gerufenen Gemeinschaftsprojekts mit dem Titel "Regionalen Ausgleich stärken - Die Wohnungswirtschaft als Gestalter von Heimat" liegt nun vor. Er enthält aufschlussreiche Erkenntnisse für die Zusammenarbeit von regionalen Akteuren und für die notwendigen begleitenden politischen Maßnahmen.

"Unsere bundesweite Initiative hat gezeigt, dass es in Deutschland flächendeckend an einer wirksamen, regional verankerten Wohnungs- und Baulandpolitik fehlt. Deshalb haben wir in den vergangenen beiden Jahren zahlreiche maßgebliche Akteure auf kommunaler und regionaler Ebene an einen Tisch gebracht, um den notwendigen Dialog herzustellen. Wir konnten viele Kooperationen für bessere Stadt-Umlandbeziehungen initiieren und zur Vernetzung beitragen", so GdW-Präsident Axel Gedaschko.

Um künftig weitere konkrete Erfolge beim regionalen Ausgleich in Deutschland erzielen zu können, sind aus Sicht der Wohnungswirtschaft folgende Maßnahmen notwendig: In den Regionen sollten Koordinierungsstellen für die Zusammenarbeit vor Ort eingerichtet werden. Nur so kann das kreative Engagement der regionalen Akteure für bedarfsgerechte Lösungen mobilisiert und kanalisiert werden. In der Projektregion in Thüringen wurde dies bereits mit Erfolg umgesetzt. Diese "von unten" getragenen Ansätze sollten Bund und Länder "von oben" mit einem finanziell ausreichend ausgestatteten Raumordnungsprogramm begleiten, um den erforderlichen Infrastrukturausbau in den Regionen vorantreiben zu können. So empfiehlt es auch die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse".

Die Ergebnisse des wohnungswirtschaftlichen Gemeinschaftsprojekts in den sieben Teilregionen:

Thüringen: Wohnungsbau in Umlandregion mit Entlastungspotenzial für die Großstadt

Im Teilprojekt für die Region Jena / Saale-Holzland-Kreis haben sich die Kommunen und die Wohnungswirtschaft sowie weitere regionale Akteure, wie z. B. die LEG Thüringen, die Sparkasse Jena-Saale-Holzland und die Plattform Wohndebatte, mit Unterstützung von GdW, vtw, und DKB zusammengeschlossen, um gemeinsam die Chancen zur Stärkung von Entlastungsstandorten in der Region auszuloten und diesbezügliche Kooperationen anzubahnen.

Im Fokus stand dabei der eher verdichtete Wohnungsbau in den zentralen Lagen der Klein- und Mittelstädte in der Region und die Frage, wie diese Gemeinden vom derzeitigen Wachstum der Stadt Jena profitieren können. Die im Landkreis vorhandenen Potenziale für zusätzlichen Wohnungsbau durch Umnutzungen, Sanierungen, Erweiterungen oder Neubauten könnten zur Entlastung des Wohnungsmarktes in Jena beitragen und zugleich Entwicklungsimpulse für die Gemeinden darstellen. Um die anstehende kommunale Arbeitsgemeinschaft langfristig umsetzen zu können, wurde mit dem Land eine Förderung verabredet. Hier schließen sich Jena und die umliegenden Kommunen zusammen, um die Projektergebnisse umzusetzen. Außerdem entstand als wichtiges Ergebnis eine Koordinierungsstelle vor Ort: Das Zentrale Projektmanagement der Stadt Jena hat interimsmäßig die weitere Koordination der interkommunalen Zusammenarbeit übernommen.

"Erfolgsentscheidend war der Wille der Akteure, zu greifbaren Ergebnissen zu kommen. Ohne die kommunalen Spitzenvertreter wäre das nicht gelungen", sagt Frank Emrich, Vorstand des Verbandes Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.

Nordrhein-Westfalen: Räumliche Disparitäten in Einklang bringen

Im bevölkerungsreichsten Bundesland stehen starke Städte und Metropolregionen mit hohen Zuzugsraten und einem Mangel vor allem an bezahlbaren Wohnungen wirtschaftlich prosperierenden Standorten gegenüber, deren Qualitäten als Wohn- und Lebensstandort aber noch nicht gleichberechtigt gewürdigt werden.

Neben einer optimierten Baulandentwicklung als Chance für hoch verdichtete Gebiete, wie sie beispielsweise am Standort Köln im Rahmen einer interdisziplinären Arbeitsgruppe diskutiert wurde, lassen sich vor allem auf Basis der räumlichen Verflechtungen in Nordrhein-Westfalen Synergiepotenziale zwischen den einzelnen Räumen schnell identifizieren. So setzt am Standort Duisburg das Projekt "6 Seen Wedau" mit rund 3.000 geplanten Wohnungen und der Nähe zur Düsseldorfer Stadtgrenze einerseits Impulse für die Stadtentwicklung des Duisburger Südens und stellt gleichzeitig eine Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt dar.

Die infrastrukturelle Ertüchtigung sowohl im Bereich Verkehr als auch in den Bereichen Bildung, medizinische Versorgung und Lebensqualität ist für die Regionen Ost- und Südwestfalen von entscheidender Bedeutung. Die Regionen verfügen zwar über eine leistungsfähige, regionale Wirtschaft mit einer Vielzahl an attraktiven und spezialisierten Arbeitsplätzen, müssen aber als Wohn- und Lebensstandort noch deutlicher gestärkt werden.

"Die Heterogenität der Wohnungsmärkte an den nordrhein-westfälischen Projektstandorten Köln, Duisburg, Ost- und Südwestfalen hält große Herausforderungen, aber auch große Chancen bereit. Diese gilt es zu nutzen, für lebenswerte, zukunftsfähige und vor allem bezahlbare Wohn- und Stadtquartiere im ganzen Land", sagt Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen.

Sachsen-Anhalt: Wohnungswirtschaft stabilisiert schrumpfende Städte

In Sachsen-Anhalt wurden die wohnungswirtschaftlichen Investitionsbedingungen an verschiedenen Standorten ausgehend von konkreten Investitionsvorhaben analysiert und diskutiert. Dabei ist vor allem deutlich geworden, dass die Wohnungswirtschaft mit ihren Vorhaben wesentlich zur Attraktivität und Stabilisierung der mehrheitlich schrumpfenden Städte beitragen kann. Genauso deutlich zeigt sich jedoch, dass der Verbund von Wohnungsunternehmen und Kommunen aufgrund einer eingeschränkten wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit häufig nicht in der Lage ist, die städtebaulich und stadtentwicklungspolitisch bedeutsamen Investitionsvorhaben umzusetzen.

"Die Stärkung des ländlichen Raums ist Voraussetzung dafür, dass Menschen sich wohlfühlen und bleiben", sagt Ronald Meißner, Direktor des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt.

"Zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben Demografie und Klimaschutz bedarf es einer nachhaltigen Förderkulisse in Bund und Land", sagt Jens Zillmann, Direktor des Verbandes der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt.

Quelle und Kontaktadresse:
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. Andreas Schichel, Leiter Pressestelle Klingelhöferstr. 5, 10785 Berlin Telefon: (030) 824030, Fax: (030) 82403199

(mj)

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