Pressemitteilung | Deutsche UNESCO-Kommission e.V.

Wissenschaftlerinnen aus Hamburg und Heidelberg ausgezeichnet / Frauen in der Wissenschaft stärken

(Bonn) - Der Förderpreis "For Women in Science" geht in diesem Jahr an Dr. Cristina Palencia Ramirez von der Universität Hamburg sowie an zwei Wissenschaftlerinnen vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg, Dr. Camille Goemans und Dr. Agnese Loda. Jeweils 20.000 Euro erhalten die Nachwuchswissenschaftlerinnen für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Träger des Programms sind die Deutsche UNESCO-Kommission und L'Oréal Deutschland, in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard.

Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, unterstreicht: "Trotz aller Anstrengungen in Deutschland zur Förderung von Wissenschaftlerinnen liegt der Frauenanteil in der Forschung heute nur bei 28 Prozent. Das ist natürlich nicht ausreichend. Auch macht mir Sorge, dass dieser Anteil weiter deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt. Die Förderung von Wissenschaftlerinnen ist nicht nur eine Frage der Chancengerechtigkeit: Wissenschaft braucht die besten Köpfe - für neue Erkenntnisse und für Antworten auf globale Herausforderungen wie die Covid-19-Pandemie. Durch die fortbestehenden Hürden für hoch qualifizierte Frauen in der Forschung geht Innovationspotenzial verloren. Der 'For Women in Science' Förderpreis ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung von Frauen in der Wissenschaft."

Die diesjährigen Preisträgerinnen
Dr. Cristina Palencia Ramirez
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Physikalische Chemie der Universität Hamburg, Mitglied im Exzellenzcluster CUI Advanced Imaging of Matter
Dr. Cristina Palencia Ramirez erforscht die Herstellung von stabilen künstlichen Nanomaterialien. Das sind Strukturen mit einer Größe von einem Milliardstel Meter, was dem Ausmaß kleinster DNA-Abschnitte entspricht. Die Funktionen und Eigenschaften solcher Nanomaterialien können gezielt so eingestellt werden, dass sie Prozesse teils erheblich effizienter machen - zum Beispiel die Gewinnung regenerativer Energien, die Ressourcennutzung, die Energiespeicherung oder die Materialresistenz. Auch in der Medizin und in vielen weiteren Bereichen erhofft man sich Fortschritte durch die Entwicklung maßgeschneiderter Nanomaterialien mit neuen Eigenschaften.

Dr. Camille Goemans
Postdoktorandin am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg
Dr. Camille Goemans untersucht, wie Resistenzen gegen Antibiotika beim Menschen entstehen. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika unter anderem in der Medizin und in der Nahrungsmittelindustrie gefährdet wesentlich die Chancen, dass künftige bakterielle Infektionen geheilt werden können. Der Darm und ein fehlendes Gleichgewicht seines Mikrobioms spielen für Resistenzen eine wichtige Rolle. Ein Ungleichgewicht der Darmflora steht zudem mit Übergewicht, Diabetes, einigen Krebsarten sowie mit Autismus und Depressionen im Zusammenhang. Dr. Goemans will mit ihrer Erforschung von Antibiotikaresistenzen im Darmmikrobiom dazu beitragen, dass sich Resistenzen künftig weniger schnell entwickeln.

Dr. Agnese Loda
Postdoktorandin am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg
Frauen haben zwei X-Chromosomen und leiden häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Lupus, Multipler Sklerose und Rheuma als Männer. Man geht davon aus, dass diese Krankheiten auf die fälschliche Aktivierung bestimmter X-bezogener Gene noch im Mutterleib zurückzuführen sind. Dr. Agnese Loda untersucht daher, wie X-bezogene Gene aktiviert werden und wie einzelne Gene einer Inaktivierung entgehen.


Zum Förderprogramm
Damit hervorragend ausgebildete Frauen ihre vielversprechende wissenschaftliche Karriere nicht wesentlich unterbrechen oder sogar abbrechen müssen, wenn sie eine Familie gründen, wurde 2006 in Deutschland das Programm "For Women in Science" ins Leben gerufen. Das Förderprogramm unterstützt hoch qualifizierte junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere.
Jährlich werden drei Wissenschaftlerinnen ausgezeichnet. Diese erhalten über den Zeitraum von zwei Jahren jeweils eine monatliche finanzielle Unterstützung von 400 Euro für Haushaltshilfe oder Kinderbetreuung. Darüber hinaus stehen den Stipendiatinnen jeweils 5.000 Euro zur flexiblen Verwendung zur Verfügung, die ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern sollen. Insgesamt 10.000 Euro können zusätzlich für Maßnahmen an den Forschungsinstituten vor Ort eingesetzt werden, beispielsweise für die Einrichtung eines Eltern-Kind-Zimmers.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche UNESCO-Kommission e.V. Pressestelle Colmantstr. 15, 53115 Bonn Telefon: (0228) 60497-44, Fax: ()

(ds)

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