Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Weitere Leitzinserhöhung in Sicht / Konjunkturbericht – April 2000 Überblick / Erfreuliche Ansätze in der Wirtschaftspolitik

(Berlin) - Um den Expansionsgrad der Geldpolitik weiter zu drosseln, ist eine neuerliche Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich. Legt man die Entwicklung der Terminsätze am Geldmarkt zu Grunde, ist damit noch im zweiten Quartal zu rechnen. Spätestens im Herbst dürfte der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte dann bei rund 4 Prozent liegen.

Die konjunkturelle Erholung im Euro-Raum wird von einer gesunden Mischung aus anziehender Binnennachfrage und wachsenden Exporten getragen. Damit sind die Voraussetzungen gut, dass die wirtschaftliche Belebung mehr Zugkraft, vor allem aber eine größere Ausdauer entfalten kann als in den kurzfristigen Erholungsphasen der neunziger Jahre.

Gestützt werden die freundlichen Aussichten ferner durch die ersten Anzeichen für eine Entschärfung der strukturellen Wirtschaftsprobleme im Euro-Raum. Hier ist insbesondere die abnehmende Arbeitslosigkeit zu nennen. Dank des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes wird inzwischen aber auch das Gebot der Haushaltskonsolidierung ernster genommen. Gelingt es der Wirtschaftspolitik, die günstige Konjunkturentwicklung zu nutzen und den eingeschlagenen Kurs zu beschleunigen, so besteht die Chance, die zyklische Wirtschaftserholung in eine länger anhaltende Wachstumsphase zu überführen.

Die deutsche Wirtschaft erhält in diesem Jahr erstmals seit langem wieder anregende Impulse von der Wirtschaftspolitik. Trotz manch berechtigter Kritik im Detail verringern die Steuersenkungspläne die Unsicherheit der Unternehmen über den steuerpolitischen Kurs der Bundesregierung. Gleiches gilt für den finanzpolitischen Konsolidierungskurs. Die Wirtschaftspolitik sollte nun den Vertrauensvorschuss nicht aufs Spiel setzen und weitere Reformen in Angriff nehmen.

Die künftigen Rentenerhöhungen müssen durch einen verbindlichen Faktor in der Rentenformel so gebremst werden, dass der Beitragssatz dauerhaft unter der 20 %-Marke bleibt. Ein solcher Schritt ist allerdings untrennbar mit einer Stärkung der privaten und betrieblichen Alterssicherung zu verbinden.

Nach dem kräftigen Zinsanstieg im vergangenen Jahr hat sich die Lage am europäischen Kapitalmarkt sichtlich beruhigt. Neben den guten Vorgaben des amerikanischen Bondmarktes ist dies auf die mittelfristig recht geringen Inflationsgefahren zurückzuführen. In den kommenden Monaten ist für die europäischen Langfristzinsen mit einer ausgeprägten Seitwärtsbewegung zu rechnen.

Gemessen an der Geldmengenentwicklung, den realen Kurzfristzinsen und dem Außenwert des Euro ist die europäische Geldpolitik immer noch stimulierend. Angesichts der guten Wirtschaftsperspektiven würde das auf Dauer die Preisrisiken erhöhen. Eine neuerliche geldpolitische Straffung ist daher sehr wahrscheinlich.

Die Seitwärtsbewegung am Kapitalmarkt wird zusammen mit der sich abzeichnenden Leitzinserhöhung zu einem Abflachen der Zinsstrukturkurve führen. In dem Maße, wie dies zur Umschichtung von Sparkapital in kurze Laufzeiten führt, könnte die Aussagekraft der Geldmengenentwicklung M3 in den nächsten Monaten beeinträchtigt werden. Die Europäische Zentralbank sollte diesen Aspekt sorgfältig beobachten und ihre Schlussfolgerungen darüber an den Märkten kommunizieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Quelle: Bundesverband deutscher Banken e.V.

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