Pressemitteilung | Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)

„Urban Mining“ gegen die Rohstoffknappheit / Sekundärrohstoffe sparen fast 4 Milliarden Euro und schaffen 60.000 Arbeitsplätze / Private Unternehmen sichern hohe Recyclingquoten / Neue Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft

(Berlin) - Die Entsorgungs- und Recyclingunternehmen sparen der deutschen Volkswirtschaft rund 3,7 Milliarden Euro jährlich an Rohstoff- und Energiekosten durch die Gewinnung von Sekundärrohstoffen. Durch ihren Einsatz werden bereits heute rund 20 Prozent der Kosten für Metallrohstoffe und 3 Prozent der Kosten für Energieimporte eingespart. Diese Zahlen gehen erstmals aus einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) hervor, die dessen Direktor Prof. Dr. Michael Hüther und der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) Dr. Stephan Harmening heute (03. Juli 2006) vor Journalisten in Berlin vorgestellt haben.

„Angesichts der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Rohstoffpreise und der voraussichtlich auch weiterhin ansteigenden Rohstoffnachfrage stellen Sekundärrohstoffe eine wichtige Alternative der Rohstoffversorgung dar“, sagte Hüther. Entscheidend für die gesamtwirtschaftliche Bewertung sei jedoch, dass der Einsatz von Sekundärrohstoffen marktgetrieben erfolge und sich betriebswirtschaftlich rentiere. Dem pflichtete BDE-Hauptgeschäftsführer Harmening bei und verwies auf das seit 1. Juni 2005 geltende Deponieverbot von unbehandelten Siedlungsabfällen in Deutschland: Die hohen Verbrennungspreise sorgten dafür, dass es sich lohne, soviel wie möglich an Wertstoffen aus dem Abfall herauszuholen und wieder zu verwerten.“ Die Entsorgungswirtschaft entwickle sich damit zu einer der deutschen Zukunftsbranchen. „Die deutschen Entsorger sind heute weltweit führend, was ihre Kompetenz und ihre Wirtschaftlichkeit anbelangt. Vom Knowhow, das sie aufgebaut haben beim Sammeln, Sortieren, Wiederverwerten und Entsorgen von Abfall, werden die Unternehmen gerade in einem sich zunehmend öffnenden europäischen Entsorgungsmarkt profitieren.“ Überall in der Welt überlege man sich heute, wie man mehr aus dem Abfall machen könne, als ihn nur zu deponieren. Deutschland sei für viele das Vorbild.

Die Studie des IW geht von weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen aus. Bereits zwischen 2000 und 2005 stiegen die Weltmarktpreise für importierte Rohstoffe im Euro-Raum um 81 Prozent. Die verstärkte Nutzung von Sekundärrohstoffen kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von weiter steigenden Rohstoffpreisen zu verringern. Sekundärrohstoffe entstehen durch die Aufbereitung von Abfällen und Reststoffen, aus denen die als Rohstoffe nutzbaren Elemente extrahiert und wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden. So wird für die Papier- oder Glasproduktion bereits zu einem großen Anteil Altmaterial verwendet. Durch das Einschmelzen und Untermischen alten Stahls kann neuer Stahl ohne Qualitätsverluste erzeugt werden. Auch sortenreine Kunststoffe eignen sich als Sekundärrohstoffe, ebenso Destillate aus Altöl und Lösemitteln, Dünger, Baustoffe und andere Produkte. Darüber hinaus können Abfälle als Sekundärbrennstoffe in speziellen Kraftwerken für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden.

Die wirtschaftlichen Vorteile der Sekundärrohstoffe liegen vor allem in einer Kostenersparnis gegenüber der Produktion mit Primärmaterialien. Den größten Effekt leisten Sekundärrohstoffe bei der Elektrostahlerzeugung. Allein hier werden nach den erheblichen Preissteigerungen im Jahr 2005 Importe in Höhe von 2,3 Milliarden Euro eingespart. Die Aluminiumherstellung folgt mit 700 Millionen Euro. Die Nutzung von Sekundärbrennstoffen und das Recycling von Verpackungen steuern weitere 340 Millionen Euro beziehungsweise 225 Millionen Euro bei.

Die eingesparten Energierohstoffe insgesamt sind rund 2,2 Milliarden Euro wert, was rund 3 Prozent der Kosten für Energieimporte nach Deutschland ausmacht. Die eingesparten Rohstoffe wie Eisenerz oder Bauxit haben einen Wert von gut 1,4 Milliarden Euro. Dies sind rund 20 Prozent der deutschen Importe an Erzen und Konzentraten. Zusammen führt der Einsatz von Sekundärrohstoffen in der durch die Studie getroffenen Auswahl zu einem volkswirtschaftlichen Wertschöpfungseffekt im Sinne von vermiedenen Importausgaben in Höhe von 3,7 Milliarden Euro. Diese zusätzliche Wertschöpfung geht mit einem direkten Beschäftigungseffekt von rund 60.000 Personen einher.

BDE-Hauptgeschäftsführer Harmening wertete die Zahlen des IW als Beweis für die Leistungsfä¬higkeit der privaten Unternehmen, die in Deutschland in erster Linie für die Wiederverwertung von Rohstoffen zuständig sind. Die gut funktionierende Kreislaufwirtschaft in Deutschland sei erst durch das unternehmerische Risiko der Privaten und ihren Glauben an die Zukunft des Recyc¬lings entstanden. Insbesondere die Verpackungsentsorgung durch Private sei eine Erfolgsgeschichte. Sie sichere höchste Wiederverwertungsquoten weltweit: Glas 87,7 Prozent, Papier 87,7 Prozent, Kunststoffe 53,8 Prozent, Weißblech: 81,6 Prozent, Aluminium: 72,3 Prozent, Flüssigkeitskartons: 64,4.

Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände Pressestelle Kurt-Schumacher-Str. 10, 60311 Frankfurt Telefon: (069) 21329600, Telefax: (069) 2139629600

(sk)

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