Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI)

Süße Branche verhalten optimistisch für 2001

(Bonn) - Am 11. und 12. Mai 2001 stand Heidelberg ganz im Zeichen von Schokolade, Feinen Backwaren, Knabberartikeln, Zuckerwaren, Speiseeis und Rohmassen. Es traf sich dort die süße Branche zur diesjährigen Mitgliederhauptversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI).

Die Umsatzzahlen für das erste Drittel dieses Jahres lassen die Branche hoffen, an das Umsatzwachstum des Vorjahres anknüpfen zu können. War doch das Jahr 2000 für die 267 Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie insgesamt ein erfreuliches Jahr, wenn auch wegen des zu kurzen Sommers die Wünsche einzelner Sparten nicht ganz erfüllt wurden. Nach mehreren Jahren mit spürbaren Umsatzrückgängen konnte im Jahr 2000 erstmals wieder ein Wachstum von etwa 2 % auf rund 20 Mrd. DM verbucht werden. Nach dem Einbruch des bedeutenden Exportgeschäfts nach Russland konnte damit wieder das Umsatzniveau von 1997 erreicht werden. Der Außenhandel hat sich im Jahr 2000 mit einem Wachstum von gut 3 % (dies entspricht einem Zuwachs von gut 100 Mio. DM) wieder etwas erholt. Wegen der in Sachverständigen-Prognosen erwarteten Eintrübung des allgemeinen Konjunkturklimas ist die Stimmung in den Unternehmen für das Jahr 2001 von einem verhaltenen Optimismus geprägt.

Im vergangenen Jahr konnten durch die Konjunkturerholung in der Süßwarenindustrie rund 1.000 Arbeitsplätze neu geschaffen werden. Damit beschäftigt die deutschen Süßwarenindustrie als drittstärkste Branche der deutschen Lebensmittelindustrie über 55.000 Mitarbeiter. Da in der Süßwarenindustrie ein deutlicher Fachkräftemangel beklagt wird, will der BDSI darüber hinaus für das kommende Jahr gemeinsam mit den Arbeitsämtern für den Ausbildungsberuf der „Fachkraft für Süßwarentechnik“ werben.

Die diesjährige Mitgliederhauptversammlung des BDSI drehte sich um folgende aktuelle Kernthemen:


Osterweiterung der EU
Zu den Perspektiven der Osterweiterung hielt Professor Dr. Werner Weidenfeld vom Centrum für angewandte Politikforschung an der Universität München ein Grundsatzreferat. Der BDSI setzt sich für eine Aufnahme der Beitrittskandidaten ohne Übergangsfristen ein. Der Anteil der landwirtschaftlichen Produktion in den Beitrittsländern am Bruttoinlandsprodukt ist im Vergleich zur EU deutlich höher. Gerade in diesem Bereich schützt aber die EU die heimischen Produzenten mit hohen Einfuhrzöllen. Eine zügige wechselseitige Handelsliberalisierung mit einem freien Zugang osteuropäischer Agrarrohstoffe in den EU-Markt schafft in den Beitrittsländern ein steigendes Bruttosozialprodukt, Wohlstand und Kaufkraft.

Hierfür ist allerdings im Vorfeld der Beitritte eine grundlegende EU-Agrarreform erforderlich. Eine Osterweiterung ohne eine vorhergehende EU-Agrarreform ist von der Europäischen Union nicht finanzierbar und würde vor allem Deutschland als größtem Nettozahler in der EU unvertretbare Finanzlasten auferlegen. Der BDSI fordert daher eine Angleichung der Agrarrohstoffpreise in der EU und den Beitrittsländern.

Der BDSI spricht sich im Bereich der Verarbeitungserzeugnisse entschieden gegen die sog. Doppelnull-Lösung in der Vorbereitungsphase der Beitritte aus, die eine wechselseitige Abschaffung der Zölle bei gleichzeitiger Streichung der EU-Ausfuhrerstattungen vorsieht. Ein solches System würde dazu führen, dass Süßwarenhersteller aus den Beitrittsländern auf Grund der deutlich niedrigeren Rohstoffpreise und des Lohnkostenvorteils Lebensmittel günstiger als in Deutschland produzieren könnten und sich so unvertretbare Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der deutschen Süßwarenhersteller ergeben würden.

Eine beiderseitige Abschaffung der Einfuhrzölle für Süßwaren und die Abschaffung der Erstattungen kann erst nach einer Angleichung der Rohstoffpreise zwischen der EU und den Beitrittsländern in Frage kommen.


Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Exporte der deutschen Süßwarenindustrie in der neuen Welthandelsrunde der WTO
Die deutsche Süßwarenindustrie ist nach wie vor Weltmeister im Export. Sie erhält für Exporte in Drittländer außerhalb der EU aus der Brüsseler EU-Kasse sogenannte Ausfuhrerstattungen. Mit diesen Erstattungen gleicht die EU-Kommission die Preisdifferenz zwischen den staatlich hoch gehaltenen Preisen für Agrarrohstoffe in der EU und den deutlich niedrigeren Weltmarktpreisen aus. Dieser Nachteilsausgleich beim Drittlandexport der deutschen Süßwarenindustrie ist heute permanent von Budgetengpässen bei den Ausfuhrerstattungen bedroht. Dies liegt daran, dass die EU 1994 im Rahmen des Welthandelsabkommens GATT zwar einer Senkung des Ausfuhrerstattungsbudgets für Verarbeitungserzeugnisse zugestimmt, auf der anderen Seite aber eine erforderliche Preissenkung bei den zu verarbeitenden Agrarrohstoffen nicht vorgenommen hat.

Für die kommende Welthandelsrunde der WTO fordert der BDSI daher eine Nachbesserung. Nur ein kohärenter Ansatz, d. h. die Senkung der Agrarrohstoffpreise bei gleichzeitiger Senkung des Erstattungsbudgets kann eine ausgeglichene Lösung für alle beteiligten Wirtschaftszweige bedeuten.


Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes
Mit der Novellierung des Betriebsverfassungsgesetzes sollen u. a. vorhandene Mitbestimmungsrechte erweitert und neue zusätzlich geschaffen werden. Geplant ist ferner die Herabsetzung von Schwellenwerten, die über die Größe des Betriebsrats und die Zahl der Freistellungen entscheiden und vieles andere mehr.

Die Novellierung ist insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen nicht akzeptabel, weil sie den Mittelstand besonders stark belastet, statt entlastet. Der BDSI fordert daher eine stärkere Berücksichtigung der Anliegen der mittelständischen Industrie bei der geplanten Novellierung.


Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
Der BDSI begrüßt die Initiative von Verbraucherschutzministerin Künast zur Wiedergewinnung des Verbrauchervertrauens. Zu kritisieren ist aber ein Ansatz, der industriell hergestellte Lebensmittel generell auf die Anklagebank setzt.

Es ist festzustellen: Alle großen Lebensmittelkrisen der letzten Jahre kamen aus dem landwirtschaftlichen Bereich bzw. dem Futtermittelsektor. Hier ist eine gewissenhafte Kontrolle der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften erforderlich und eine strenge Ahndung von Verstößen.

Für die Süßwarenindustrie hat das Thema Lebensmittelsicherheit seit langem einen hohen Stellenwert. Der BDSI unterhält mit dem Lebensmittelchemischen Institut (LCI) in Köln ein verbandseigenes Institut zur wissenschaftlichen Forschung, Beratung und Gefahrenabwehr für die Süßwarenindustrie. Daneben leistet das Institut für Qualitätsförderung IQ.Köln für die Branche wichtige Dienste bei der Qualitätssicherung seiner Mitgliedsunternehmen. Dies sind keine staatlichen Einrichtungen, sondern brancheneigene von der Industrie finanzierte Institute, die eine vorbildliche Arbeit für den Verbraucherschutz im Bereich der Ernährungsindustrie leisten.


Zügige Umsetzung der EU-Kakao- und Schokoladen-Richtlinie
Nach langjährigen Verhandlungen wurde im letzten Jahr endlich die EU-Kakao- und Schokoladen-Richtlinie verabschiedet. Die Industrie erwartet nun die rasche Umsetzung dieser Richtlinie in allen Mitgliedstaaten. Irritiert ist die Branche allerdings über neu aufgetretene Diskussionen hinsichtlich der Frage der Berechnung der Kakaobestandteile bei der vorgeschriebenen Deklaration.

Der BDSI und der europäische Süßwarenverband CAOBISCO haben einen Kommentierungsausschuss ins Leben gerufen, der sich bei den deutschen Ministerien und der EU-Kommission um eine EU-weit einheitliche Auslegung und Handhabung der neuen Kakao- und Schokoladen-Richtlinie bemüht.


Neues Internationales Kakao-Übereinkommen
Der BDSI begleitet traditionell durch eigene Präsenz die Verhandlungen über neue internationale Kakaoabkommen und vertritt auf der Ebene des IOCC – der Weltkakaohandelsorganisation – die Interessen der kakaoverarbeitenden Industrieländer mit. In der zweiten Verhandlungsrunde kam Anfang März 2001 ein neues (6.) Internationales Kakaoabkommen zwischen den kakaoproduzierenden und -verarbeitenden Ländern zustande. Ein Erfolg für die Süßwarenindustrie liegt darin, dass das neue Abkommen keine wirtschaftlichen Mechanismen zur unmittelbaren Marktlenkung mehr beinhaltet. Im Mittelpunkt steht in Zukunft die für Anbau- und Abnehmerländer gleichermaßen wichtige Erarbeitung und Weiterentwicklung eines Programms für einen nachhaltigen Kakaoanbau, mit dem eine ausreichende Versorgung der Schokoladenindustrie mit qualitativ hochwertigem Kakao langfristig gesichert werden soll. Die Mitwirkung des BDSI hieran ist über seine unmittelbare Vertretung in IOCC wie auch bei CAOBISCO sichergestellt.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. - BDSI Schumannstr. 4-6 53113 Bonn Telefon: 0228/260070 Telefax: 0228/2600789

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