Pressemitteilung | Wirtschaftsvereinigung Stahl - Standort Düsseldorf

Stahl auf der Expo 2000 in Hannover

(Düsseldorf) - Die über 20.000 Tonnen Stahl, die neu für die Expo 2000, d.h. ohne die bestehenden Gebäude auf dem Gelände der Hannover Messe, verbaut wurden, entdeckt man nicht auf den ersten Blick. Denn oft ist der Stahl als tragende Konstruktion kaum sichtbar, weil er durch anderes Material verdeckt wird. So hat zum Beispiel der japanische Pavillon, der ganz aus Pappe und Papier besteht, im Inneren ein Stahl-Skelett, das ihm Halt gibt. Auch der vielgelobte mit Lärchenholz verschalte ungarische Pavillon, der die Form einer aufbrechenden Knospe besitzt, hat im Inneren eine Konstruktion aus 280 t Stahl. Im finnischen Pavillon wurde bei den Brücken und Wänden Stahl verbaut.

Dabei hat Stahl auf Weltausstellungen eine große Tradition: Häufig wurden in der Vergangenheit Weltausstellungen sogar durch Gebäude aus Stahl geprägt, die Architekturgeschichte geschrieben haben. Vom Glaspalast der ersten Weltausstellung 1851 in London, über den Eiffelturm in Paris 1889 bis zum Atomium in Brüssel 1958 – diese Stahl-Architekturen haben Maßstäbe gesetzt. Ob der von den Lesern der Zeitschrift "Bunte" zum Wahrzeichen der Expo gewählte "Wal", der "Pavillon der Hoffnung" von CVJM, World Vision und Deutscher Evangelischer Allianz einmal in einem Atemzug mit diesen Gebäuden genant werden wird, darf bezweifelt werden. Immerhin hat er eine weithin sichtbare 48 Tonnen wiegende stählerne Schwanzflosse aufzuweisen.

Eher wird man später noch an den Christus-Pavillon der Evangelischen und Katholischen Kirche auf der zentralen Expo-Plaza denken. Einer Klosteranlage nachempfunden, stellt er die gängigen Vorstellungen von Kirchenarchitektur durch die Verwendung der Materialien Stahl und Glas auf den Kopf. Wenn im ersten Monat der Expo diese "Tankstelle für die Seele" von täglich vier- bis achttausend Besuchern besichtigt wird, so zeigt dies, das diese besondere Architektur der Hamburger Architekten von Gerkan, Marg und Partner – entgegen dem allgemeinen Besuchertrend auf der Expo – sehr wohl angenommen wird.

Da diese Stahlkirche u.a. mit 5 Mio DM durch die Stahlindustrie finanziert wurde, konnte sie am 15. Juni im Rahmen eines Tag des Stahls das Kultur-Programm im Christus-Pavillon gestalten. Da lag es nahe, die ausgezeichnete Akustik des Sakralraumes durch ein Konzert zu nutzen. Der der Stahlindustrie nahestehende Egon Evertz spielte in Begleitung von Professor Robert Hill (Klavier) auf seiner Edelstahl-Violine ein Potpourri von christlichen, klassischen und unterhaltenden Musikstücken. Moderiert wurde die Veranstaltung in dem mit über 150 Besuchern bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Christus-Pavillon von Professor Dr. Dieter Ameling, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute.

Im Sakralraum wird das in 18 Meter Höhe befindliche Stahldach von neun kreuzförmigen Stahlsäulen getragen. Die gläserne Fassade ist mit 10 Millimeter dünnem durchscheinendem weißen Marmor belegt. Nach außen zur der lauten Plaza wird dieser zentrale Raum durch den Kreuzgang abgeschirmt. Er ist 3,40 Meter breit und 6,80 Meter hoch. Bei der vitrinenartigen Stahl-Glas-Fassade ist die Doppelverglasung gefüllt mit Materialien aus den Bereichen Natur und Technik.

Sicherlich wird man dieses eindrucksvolle Gebäude auch nach der Weltausstellung nicht vergessen. Denn dieses Gebäude aus etwa 1000 t Stahl gehört zu den wenigen Pavillons, die an anderer Stelle ein Leben nach der Expo führen werden. Dank seiner Konstruktion aus Stahl und Glas kann die Expo-Kirche später im thüringischen Volkenroda wiederaufgebaut werden. Durch die Verwendung des Sigma-Knotens (=innovative Steckverbindung aus Stahl) ist diese problemlose Nachnutzung möglich.

Zu den zentralen Besuchsattraktionen gehört natürlich auch der deutsche Pavillon. Die Konstruktion aus Stahl und Glas wurde von der Firma Dillinger Stahlbau, Saarlouis errichtet. Ebenfalls an der Plaza liegt die Postbox, der weltgrößte "Begehbare Briefkasten" mit vier Aussichtsplattformen in 40 Metern Höhe. Ohne Stahlträger wäre ein solches Gebäude nicht denkbar.

Lange Besucherschlangen bilden sich stets auch vor dem Planet m von Bertelsmann an der Plaza. Der größte Personenaufzug der Welt fasst 200 Personen und überwindet 9 Meter Höhenunterschied. 100 Sekunden dauert die eindrucksvolle Fahrt, die als Flug durch das All zum Fixstern Planet m (für Medien) inszeniert ist. Der eiförmige über dem Boden gleichsam "schwebende" Planet steht solide auf 18 Stahlstützen und misst in seiner größten Ausdehnung 46 mal 36 Meter.

Um der architektonischen Idee des Planet m gerecht zu werden, wurde eine Konstruktion entwickelt, die den Aufzug samt Schacht vollständig im Planeten verschwinden lässt. Der flexible Fahrstuhlschacht faltet sich während der Fahrt wie eine Zieharmonika zusammen. Ohne Stahl könnte man die 30 Tonnen schwere Plattform nicht ohne Schwankungen vom Planeten Erde nach oben zum Planeten Medien gleiten lassen.

Das, wie sein Spitzname lautet, "Ufo im Kettenhemd" schimmert tagsüber silbrig-grau, bei Dunkelheit glüht es farbig von innen her. In der Dämmerung bringen nämlich 850 farbige Halogenstrahler, die unsichtbar in die Hülle des Planeten integriert wurden, den Planeten zum Leuchten. Auf dem dreidimensionalen Edelstahl-Gewebe, das den Planeten wie ein Mantel umhüllt, bricht sich das Licht auf vielfältige Weise.

Erstmals ist es gelungen, einen vollständig runden Bau von spektakulärer Größe mit einer nahezu geschlossenen Fassade aus dem filigran anmutenden Material zu verkleiden. "Man muss nur versuchen, ein Ei mit einem Taschentuch völlig faltenlos einzuhüllen, um den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe zu verstehen," so Geschäftsführer Dr. Stephan Kufferath vom Dürener Unternehmen GKD (Gebrüder Kufferath GmbH & Co. KG). Dieser zu den weltweit führenden zählende Metallgewebehersteller hat mit einer Sonderanfertigung einer neuartigen Produktionsmaschine das Spezialgewebe "Escale" hergestellt. 360 Kilometer Edelstahl-Flachdraht wurden zu einem 2400 Quadratmeter großen Maschengewebe verwoben. 440 miteinander verbundene Einzelelemente ergaben die notwendige Gesamtfläche von 2.400 Quadratmetern Ausdehnung. Das entspricht etwa einem Drittel der Fläche eines Fußballfeldes. Die Montage erfolgte von Anfang Februar bis Anfang April 2000 in Handarbeit. Bertelsmann hat sich also durch den Stahlmantel mit dem Planet m einen "glänzenden Auftritt" verschafft.

Verlässt man die zentrale Plaza in Richtung Westen zum Messegelände, so kommt man über die mit 127 Meter Länge und 30 Meter Breite größte Fußgängerbrücke der Welt. Diese ist nur eine von vier Stahlbrücken, die den traditionellen Architekturpreis "Preis des deutschen Stahlbaus" gewonnen haben. Dieser Preis wird am 20. Oktober 2000 in Stuttgart im Rahmen des Deutschen Stahlbautages verliehen. Diese von Preussag gesponserten Brücken verbinden als städtebauliches Bindeglied das Expo-Gelände, das durch den Messeschnellweg und die neue Laatzener Straße unterbrochen wird. Sie sind für große Passantenströme gedacht.

Wie die Stahlkirche und die Halle 8/9 wurden die Brücken vom Hamburger Architekturbüro gmp von Gerkan, Marg und Partner entworfen. Das Brückengeländer besteht aus Edelstahl Rostfrei. Die Glaszylinderleuchten verwandeln in der Dämmerung die Stangenspaliere in Lichtspaliere aus Leuchtstangen. Insgesamt handelt es sich um Architektur mit ästhetisch höchstem Anspruch.

Später werden die Fußgängerbrücken verschmälert, was dank der Stahlkonstruktion ohne weiteres möglich sein wird. Auch die Demontage und Weiterverwendung an einem anderen Ort wäre ohne Probleme durchzuführen. Die Konstruktion der Brücken basiert auf einem Baukastensystem mit hoher Flexibilität. Durch die große Zahl der standardisierten Elemente konnten die Stahlbrücken weitgehend im Werk vorgefertigt werden. Dadurch verringert sich der Montageaufwand. Das entspricht dem Leitbild eines ressourcenschonenden und nachhaltigen Bauens und damit dem Motto der Expo.

In der Halle 8/9 ist der Themenpark mit den Attraktionen "Planet of Visions" und "Das 21. Jahrhundert" ausgestellt. Die ebenfalls von den Architekten von Gerkan, Marg & Partner nach einem Wettbewerb im Februar 1999 fertiggestellte Doppelhalle ist 250 Meter lang und 144 Meter breit. Sie entspricht dem neuen Messehallenkonzept. Sie enthält etwa 500 Tonnen Stahl. Die Kriterien für diese neue Hallen: Es soll eine markante Hallenarchitektur gebaut und der Tageslichtanteil erhöht werden. Materialien sind ressourcenschonend zu verwenden, und nachwachsende Rohstoffe sollen eingesetzt werden.

Der am nordwestlichen Ende der Seilbahn gelegene Pavillon Venezuelas sieht aus wie eine weiße Riesenblume. Die 16 zehn Meter langen Blütenblätter des Pavillons sind so konstruiert, daß sie am Tag geöffnet und in der Nacht sowie bei Regen geschlossen werden können. Möglich ist dieses tolle Arrangement von Natur und Technik nur durch eine ausgeklügelte Hydraulikkonstruktion aus Stahl.

Viel Aufsehen hat auch das Expo-Dach am Expo-See erzielt. Das größte Holzdach der Welt könnte größenmäßig zwei Fußballfelder überspannen. Dazu der Münchner Architekt Prof. Thomas Herzog (der auch Halle 26 entworfen hat) in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30.5.2000: "Bei einem Gebäude dieser Dimension – die Schirme sind jeweils 20 Meter hoch und 40 mal 40 Meter groß – braucht man zur Verbindung der einzelnen Elemente natürlich Stahlteile. Zentral ist hier die so genannte Stahlpyramide, die die Kräfte der Dachschale auf den Turm überträgt."

Wenn man die Expo mit dem Zug verlässt, so kommt man zuvor an der Halle 13 vorbei. Das Prinzip des Trägerrostes aus Rundstahlrohren erlaubt eine genaue Abstimmung für unterschiedliche Nutzungen der 120 X 225 Meter großen Halle. Von dort fährt man über den Skywalk West auf einer Länge von 340 Metern wettergeschützt in einer in sechs Meter Höhe gebauten Doppelröhre zum ICE-Bahnhof Hannover Laatzen. Dieser Bahnhof aus Stahl und Glas wurde von dem Hamburger Architekten Gössler gebaut.

Weitere Informationen zum Christus-Pavillon enthalten zwei Broschüren, die Sie kostenlos bei der Abt. Öffentlichkeitsarbeit des Stahl-Zentrums bestellen können:

Beate.Brueninghaus@stahl-zentrum.de
Christus-Pavillon - EXPO 2000
Nachhaltige Architektur in Stahl und Glas
Stahl-Zentrum Düsseldorf, 2000

Christus-Pavillon
EXPO 2000 Hannover
Architekten von Gerkanb Marg und Partner
Stahl und Form

Herausgeber: Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf 2000
oder bei
http://www.expo-kirche.de

Quelle und Kontaktadresse:
Wirtschaftsvereinigung Stahl Sohnstr. 65, 40237 Düsseldorf Telefon: 0211/67070 Telefax: 0211/6707165

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