Pressemitteilung | DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

Rekordfluten und kein Ende? / Lösungsansätze für nachhaltigen Hochwasserschutz

(Hennef) - “Die regelmäßig wiederkehrenden, immer extremeren Überflutungskatastrophen sind eine Folge meteorologischer Vorgänge, verbunden mit einer hohen Abflussbereitschaft in den Niederschlagsgebieten. Hochwasser nach starken Regenfällen sind jedoch keine Naturkatastrophen, sondern größtenteils hausgemacht und deshalb alarmierende Zeichen für einen erheblich gestörten Wasserkreislauf. Nicht nur ein Stopp der Versiegelung von Flächen, sondern eine Entsiegelung ist erforderlich.” So kommentierte Dr.-Ing. Sigurd van Riesen, Hauptgeschäftsführer der ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall die aktuellen Überschwemmungen. Die ATV-DVWK ist die bundesweite Repräsentantin der in der Wasserwirtschaft tätigen Fachleute und Institutionen.

Verfehlte Bauleitplanung ermöglicht Bauen in Überflutungsgebieten

Die Ansicht, dass Hochwässer größtenteils hausgemacht und Zeichen für einen erheblich gestörten Wasserkreislauf sind, hat sich in der Öffentlichkeit angesichts der Häufung von extremen Hochwasserereignissen seit den 90er Jahren weit verbreitet. Ursachen für die hohen Abflüsse, so van Riesen, liegen in den Baumaßnahmen in Gewässernähe und in der Versiegelung der Siedlungs-, Gewerbe- und Industrieflächen, aber auch in der Intensivnutzung der landwirtschaftlichen Flächen. Die großen Schadenshöhen durch Überflutung gehen allerdings vielfach auf vergangene Sünden in der Bauleitplanung zurück. Dabei wurden durch Wohnhäuser und Industrieanlagen hohe Sachwerte in überflutungsgefährdeten Bereichen geschaffen.

Sünden der Vergangenheit rächen sich

Es ist eine Tatsache, dass vielfältige Maßnahmen des Gewässerausbaus in der Vergangenheit in der Regel zu einer Laufverkürzung der natürlichen Flüsse und in der Folge zu einem beschleunigten Abfluss der Niederschläge führten. Mit der verstärkten Nutzung der Talauen durch Siedlungs- und Verkehrsflächen wuchs gleichzeitig der Anspruch an den Hochwasserschutz. Dabei wurde es zunehmend schwieriger, einen solchen Schutz durch Einrichtungen am Gewässer allein zu realisieren. Maßnahmen eines vorsorgenden Hochwasserschutzes wurden geschaffen, in Form von Hochwasserrückhaltebecken, Speicherbecken und Retentionsräumen sowie Deichbauten zum Schutz sensibler Gebiete.

Um katastrophalen Hochwasserereignissen zukünftig vorzubeugen, sind dringend weitere Maßnahmen erforderlich. Vorsorglich muss nicht nur der zunehmenden Versiegelung von Flächen Einhalt geboten werden, sondern muss eine Entsiegelung stattfinden. Zusätzlich ist in der Bevölkerung das Bewusstsein über Hochwassergefahren zu stärken.

Abnorme Häufung von Hochwasserereignissen

Die Niederschlags- und resultierenden Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre können jedes für sich als ungewöhnliches Starkregenereignis gesehen werden, das im Rahmen der natürlichen Schwankungsbereiche unseres mitteleuropäischen Klimas liegt. Die Häufung und der Trend der Ereignisse seit Mitte der 80er Jahre können indessen nach Auffassungen der Klimaexperten als Hinweis genommen werden, zusammen mit der Verschiebung der Vegetationszonen und weiteren Indikatoren, dass sich der seit langem beschworene Klimawandel in seinen Anfängen zeigt.

Diesem Wandel hat sich die Gesellschaft und haben sich in wasserwirtschaftlichen Fragen die Experten auf den Gebieten Wasserbau und Hydrologie mit modernen Konzepten und flexiblen Lösungen für den Hochwasserschutz zu stellen.

Wasserbauliche Maßnahmen beginnen bei kleinen Flüssen

Maßnahmen zur Dämpfung der Hochwässer müssen zum Schutz der großen Gewässersysteme, wie Donau, Elbe und Rhein, in den kleinen Einzugsgebieten einsetzen. Erforderliche Maßnahmen sind die Anlage von Poldern, Rückhaltebecken und die Erhaltung von natürlichen Retentionsräumen, mit denen eine Wasserspeicherung in begrenztem Maß möglich ist. Kleinere Hochwasserabflüsse können hiermit gedämpft werden.

Katastrophenvorbeugung systematisch betreiben

Ganz anders sieht es jedoch bei extremen Niederschlägen wie in den letzten Tagen aus. Wasserbauliche Schutzmaßnahmen sind bisher aus ökonomischen Gründen nicht für katastrophale Abflüsse ausgelegt. Zum Schutz von Menschenleben und Sachwerten müssen Gewässerauen für den Hochwasserabfluss freigehalten werden. Dammbrüche sind durch Bemessung der Hochwasserentlastungsanlagen auf eine Jährlichkeit von bis zu 10 000 Jahren zu vermeiden.

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, ATV-DVWK, ist in Deutschland Sprecher für alle übergreifenden Wasserfragen und setzt sich intensiv für die Entwicklung einer sicheren und nachhaltigen Wasserwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz. In Europa ist die ATV-DVWK die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich Normung, Beruflicher Bildung und Information der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die rund 16 000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden und Unternehmen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten liegt auf der Erarbeitung und Aktualisierung eines einheitlichen technischen Regelwerkes sowie der Mitarbeit bei der Aufstellung fachspezifischer Normen auf nationaler und internationaler Ebene. Hierzu gehören nicht nur die technisch-wissenschaftlichen Themen, sondern auch die wirtschaftlichen und rechtlichen Belange des Umwelt- und Gewässerschutzes.

Quelle und Kontaktadresse:
ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Theodor-Heuss-Allee 17 53773 Hennef Telefon: 02242/872 0 Telefax: 02242/872 135

NEWS TEILEN: