Pressemitteilung | (ibw) Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft

Pressemitteilung zu "Zehn Jahren Finanzmarktkrise" Herausforderungen für langfristige Stabilität an den Finanzmärkten weiterhin hoch / Brossardt: "Lage insgesamt zufriedenstellend - Finanzmarkt aber unter Druck"

(München) - Rund zehn Jahre liegt der Beginn der globalen Finanzkrise zurück. Die darauffolgende Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise wirkt hingegen bis heute nach. Darauf wies die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. im Rahmen ihres Kongresses "Zehn Jahre Finanzmarktkrise" hin. "Stand heute ist die Lage insgesamt zufriedenstellend. Die im Zuge der Krise in der Eurozone deutlich eingebrochene Wertschöpfung liegt heute über dem Vorkrisenniveau. Auch wenn noch viel zu tun bleibt, erholt sich die Haushaltslage der besonders betroffenen europäischen Volkswirtschaften langsam. Konsolidierungsorientierte Haushaltspolitik bleibt aber das Gebot der Stunde", betonte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Laut vbw liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf heute in der Eurozone bei 32.700 Euro, 3.800 Euro höher als 2008. Das Staatsdefizit beträgt über alle Staaten noch 1,5 Prozent, 2009 und 2010 lag es jeweils bei über sechs Prozent. "Die gute konjunkturelle Lage wird allerdings durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank stark gestützt. Das hilft nicht nur den Staaten, sondern auch dem von der Krise besonders betroffenen Finanzmarkt. Dieser steht aber immer noch unter enormen Anpassungsdruck", kommentierte Brossardt.

Die vbw adressiert unter anderem drei konkrete Forderungen: Die Beendigung der Niedrigzinsphase, um einer Blasenbildung vorzubeugen und eine gesunde Basis für das Kreditgeschäft zu schaffen. Die Intensivierung der europäischen Kapitalmarktunion, ohne eine Transferunion zu schaffen. Und eine zügige Verbesserung der Rahmenbedingungen für Finanzinstitute. "Die gesamte Gesellschaft profitiert von starken und stabilen Finanzmärkten. Daher bedarf es verschiedener Anpassungen, wie mittelstandsgerechter Eigenkapitalauflagen oder der Begrenzung von Bürokratie bei der Kundenberatung, um diese langfristig profitabler zu machen", betonte Brossardt und fügte hinzu: "Die Herausforderungen für die Finanzbranche sind nicht zuletzt durch die Digitalisierung immens. Sie bietet aber auch Chancen in Form von Kooperationsmöglichkeiten mit neuen Marktteilnehmern."

Franz Josef Pschierer, MdL, Staatsminister, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie, mahnte eine Bankenregulierung an, die auf die Besonderheiten der deutschen und bayerischen Bankenlandschaft Rücksicht nimmt: "Viele Regeln, die nach der Finanzkrise für die europäischen Banken eingeführt wurden, sind sinnvoll. Gerade international agierende Großbanken haben so an Stabilität und Transparenz gewonnen. Unsere Sparkassen, Genossenschaftsbanken, kleinen Privatbanken oder auch unsere Landesförderbanken sind damit aber nicht vergleichbar. Meldepflichten, Eigenkapitalvorgaben und Offenlegungspflichten stellen gerade kleinere Institute in ihrer aktuellen Form vor enorme Herausforderungen und müssen nachgebessert werden." Dazu sieht Pschierer in der geplanten europäischen Einlagensicherung den versteckten Einstieg in eine Transferunion: "Ich halte den Vorschlag für brandgefährlich. Durch einen Rückversicherungsmechanismus würde einzelnen Ländern die Möglichkeit eröffnet, negative Folgen risikoreichen Handelns auf die Gemeinschaft zu verlagern. Das gilt es zu verhindern."

Alexander Radwan, MdB, Mitglied im Finanzausschuss und der CSU im Deutschen Bundestagsagte betonte: "Nach 10 Jahren europäischer und nationaler Regulierung ist jetzt die Zeit gekommen, diese auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Bei der Vollendung der Banken- und Währungsunion muss der Grundsatz der Eigenverantwortung weiterhin im Vordergrund stehen."
Franz Josef Benedikt, Präsident, Hauptverwaltung in Bayern, Deutsche Bundesbank kommentierte: "Als Notenbank haben wir ein großes Interesse daran, dass der Euroraum robuster wird. Denn andernfalls läuft die Geldpolitik Gefahr, immer wieder bei Krisen in die Bresche springen zu müssen. Je häufiger sie das tut, desto mehr gewöhnen sich Öffentlichkeit und Politik daran, und es wird schwieriger für die Geldpolitik, sich auf ihr Mandat, Preisstabilität, zu fokussieren."

Dieter Janecek, MdB, Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und der Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, Deutscher Bundestag warnte vor zu großem Vertrauen in die seit der Krise geschaffenen Regulierungen: "Die Ursachen der letzten Krise sind noch immer nicht beseitigt, und gleichzeitig droht ein neuer Crash: Wir haben heute ein höheres Verhältnis von Gesamtschulden zur Weltwirtschaftsleistung als im Jahr 2007."

Quelle und Kontaktadresse:
(ibw) Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft Tobias Kochta, Pressereferent Max-Joseph-Str. 5, 80333 München Telefon: (089) 55178-370, Fax: (089) 55178-376

(cl)

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