Pressemitteilung | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)

Pilotprojekt zum vorbeugenden Schutz vor Gewalt und Verwahrlosung von Kindern in Düsseldorf vorgestellt

(Düsseldorf) - Einen wichtigen Baustein zum vorbeugenden Schutz vor Gewalt und Verwahrlosung von Kindern haben Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte gemeinsam mit dem Jugendamt der Landeshauptstadt und Trägern der Frühen Hilfen entwickelt und heute in Düsseldorf vorgestellt: ein Einlegeblatt mit Adressen, die Eltern bei Kindeswohlgefährdung weiterhelfen können. Das Einlegeblatt wird künftig allen Vorsorgeheften beigelegt. Ärzte und Medizinische Fachangestellte werden eigens geschult, wie sie Eltern mit den Infos vertraut machen.

Hintergrund des Projekts
"Gewalt und Vernachlässigung von Kindern in Familien sind oft Symptom von Überforderung. Überforderung von außen zu erkennen und zu verhindern, bevor es überhaupt zu Gewalt und Vernachlässigung kommt, ist schwierig. Eltern schämen sich sehr oft, uns bei einer Früherkennungsuntersuchung oder einer normalen Ordination, ihre Überforderung zu schildern. Viele wissen nicht, dass es vorbeugende Hilfen gibt." so Dr. Josef Kahl, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

"Wirksamer Kinderschutz gelingt, wenn Familien Unterstützung und Förderung erhalten und in schwierigen Lebenslagen und bei Krisen nicht allein gelassen werden," sagte Stephan Siebenkotten-Dalhoff, Abteilungsleiter Soziale Dienste im Jugendamt Düsseldorf. "In Düsseldorf haben wir eine große Vielfalt von Beratungs-, Bildungs- und Hilfeangeboten für Kinder Jugendliche und Familien. Damit diese genutzt werden können, müssen Familien sie aber auch kennen und damit in Kontakt kommen.

"Die meisten Eltern wollen das Beste für ihr Kind und sie sind bereit, sich Unterstützung zu holen, wenn sie wissen, wo sie zu finden ist", ergänzte Dr. Gabriele Komesker, ärztliche Leiterin der KinderschutzAmbulanz am EVK Düsseldorf. "Wir können und sollten Eltern in die Prävention von Gewalt einbinden, wo immer es möglich ist, d. h. wir müssen ihnen zeigen, wo sie Hilfe finden, bevor ihre Kinder leiden. Wir als KinderschutzAmbulanz am EVK machen tagtäglich die Erfahrung, dass mit wenig Aufwand viel für Kinder erreicht werden kann - gerade bei Babys und Kleinkindern reichen oft wenige Termine, um Gewalt und anderen Fehlentwicklungen vorzubeugen."

Das Projekt und die Initiatoren
Dr. med. Josef Kahl, Obmann der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte, Bundespressesprecher und Präventionsbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V.
Dr. med Wilfried Kratzsch, Vorstandsvorsitzender Stiftung Deutsches Forum Kinderzukunft und ehemaliger Oberarzt des Kinderneurologischen Zentrums der Sana Kliniken Düsseldorf-Gerresheim
Stephan Siebenkotten-Dalhoff, Abteilungsleiter Soziale Dienste im Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

Zusammen entwarfen die Initiatoren das Einlegeblatt für Eltern, das bei den Früherkennungsuntersuchungen in den ersten drei Jahren in das Gelbe Heft eingeklebt wird.

Dr. med. Wilfried Kratzsch: "Das Einlegeblatt soll die oftmals bei Eltern und auch bei Kinder- und Jugendärzten unbekannten Frühen Hilfen, die es vor Ort gibt, mit den entsprechenden Telefonnummern auf einen Blick sichtbar machen und Eltern übersichtlich und knapp alle wichtigen Einrichtungen der örtlichen Frühen Hilfen zur Verfügung stellen, um bei Bedarf direkt von zu Hause aus dort anzurufen."
Dr. Josef Kahl: " Und wir setzen auch auf die Medizinischen Fachangestellten, sie sollen die Eltern künftig auf die Handreichung aufmerksam machen, ebenso die Kinder- und Jugendärzte. Beide Gruppen werden dafür nun nach und nach eigens dafür geschult. Die erste Schulung für MFA hat bereits stattgefunden und war außerordentlich gut besucht".

Evaluation
Das Einlegeblatt wurde bisher in fünf Düsseldorfer Kinder- und Jugendarztpraxen getestet. Die Reaktion der Eltern ist noch nicht genau zu beurteilen, die Eltern sind aber überwiegend interessiert. Die Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, begleitet das Projekt wissenschaftlich. Ergebnisse werden Ende dieses Jahres erwartet.

Wie geht es weiter?
Die Anzahl der gedruckten Einklebeblätter war aus finanziellen Gründen zunächst begrenzt. Daher waren sie auch schnell vergriffen. Inzwischen haben die Düsseldorfer Kinder-und Jugendärzte einen Sponsor für den Druck von ca. 20.000 weiteren Exemplaren gefunden.

Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte aus benachbarten Städten haben bereits großes Interesse gezeigt und wollen Ähnliches in ihrer Region realisieren. Zeigt die Evaluation einen Erfolg, soll das Projekt bundesweit ausgerollt werden.

Beteiligung der Institutionen der Frühen Hilfen an dem Projekt

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen haben sehr bei der Realisierung geholfen, weil sie das Konzept hilfreich finden.

Weitere Projekte rund um die Handreichung
Dr. Josef Kahl: "Wir werden demnächst zusätzlich zu dem Einlegeblatt eine App für Eltern entwickeln, so dass sie sich auch auf dem Smartphone schnell und einfach über die Angebote der Frühen Hilfen vor Ort informieren können".

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) Dr. med. Hermann Josef Kahl, Pressesprecher Mielenforster Str. 2, 51069 Köln Telefon: (0221) 689090, Fax: (0221) 683204

(df)

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