Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Peters: "2001 gibt es keinen tarifpolitischen Stillstand"

(Frankfurt/Main) - Die IG Metall wird das kommende Jahr, in dem in der Metall- und Elektroindustrie keine Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen
stattfinden, für tarifpolitische Reformen nutzen. "Der Reformbedarf in den Tarifverträgen ist immens", sagte der 2. Vorsitzende der IG Metall, Jürgen
Peters, am Dienstag in Frankfurt. Deshalb könne sich die IG Metall im kommenden Jahr nicht in die tarifpolitische Hängematte legen. "2001 wird es
keinen tarifpolitischen Stillstand geben", betonte Peters. Die IG Metall wolle im nächsten Jahr die Voraussetzungen für den Abschluss eines
gemeinsamen Entgelttarifvertrages für Arbeiter und Angestellte schaffen. Außerdem strebt die Gewerkschaft tarifvertraglich garantierte
Qualifizierungsansprüche für alle Arbeitnehmer an.

Da die Metall-Tarifverträge zu Lohn und Gehalt und die Arbeitszeitregelungen in der Metall- und Elektroindustrie bis 2002 und 2003 festgeschrieben sind, will sich die IG Metall im kommenden Jahr auf qualitative Verbesserungen der Tarifverträge konzentrieren. Dabei geht es insbesondere um Fragen der Arbeits- und Leistungsbewertung. "Wir brauchen eine Arbeitsbewertung, die der modernen Arbeitsorganisation und den veränderten Produktionsmethoden entspricht", sagte Peters. Ungerechtigkeiten zwischen Arbeitern und Angestellten, zwischen Zeitlöhnern und Leistungslöhnern sowie zwischen Männern und Frauen müssten abgebaut werden. Die Kriterien für die Bewertung von Arbeit stammten noch aus der Zeit, als Lochstreifen und Kugelkopfschreibmaschinen zum letzten technischen Schrei gehörten. Heute arbeiteten Maschinenführer im Team mit Ingenieuren zusammen und entwickelten gemeinsam die Produktion von Morgen. Der Maschinenführer werde dabei aber nach dem Arbeitertarif, der Ingenieur nach dem Angestelltentarif bezahlt. Ein Angestellter mit abgeschlossener Berufsausbildung erhalte in Bayern in
der Gehaltsgruppe 3 ein monatliches Grundgehalt von 4.002 Mark. Der Lohn eines Arbeiters mit einer dreijährigen Ausbildung betrage demgegenüber nur 3.254 Mark monatlich. Als eine diskriminierende Entwicklungsbremse für Arbeiter bezeichnete Peters außerdem die Tatsache, dass Arbeiter auf einen Tariflohn von maximal 4.328 Mark kommen können. Ein Angestellter in einer vergleichbaren Tarifgruppe kann demgegenüber in Bayern monatlich bis zu 7.307 Mark verdienen. Diesen Anachronismus wolle die IG Metall mit einem
gemeinsamen Entgelttarifvertrag für Arbeiter und Angestellte überwinden. "Für moderne Produktion wollen wir moderne Tarifverträge." Peters wies
darauf hin, dass die Gespräche über gemeinsame Entgelttarifverträge für Arbeiter und Angestellte bereits 1978 begonnen haben. Er forderte die
Arbeitgeber auf, ihre Blockade gegen die Reform der Tarifverträge endlich aufzugeben. Die IG Metall wolle den tarifpolitischen Reformstau jetzt
auflösen und bei den Entgelttarifverträgen einen Durchbruch erreichen.

Als zweiten Schwerpunkt der tarifpolitischen Aktivitäten des kommenden Jahres nannte Peters Fragen der Qualifizierung und Weiterbildung.
Lebenslanges Lernen sei eine Modernisierungsfrage ersten Ranges. Die Aufwendungen der Arbeitgeber für Weiterbildung seien zwar auf jährlich über 33 Milliarden Mark gestiegen. Doch nach Abzug der Personalkosten liege der Aufwand für Qualifizierung pro Beschäftigtem gerade mal bei 603 Mark. Nach Auffassung der IG Metall muss in diesem Bereich deutlich mehr getan werden. Notwendig seien tarifvertraglich garantierte Qualifizierungsansprüche für alle Arbeitnehmer und eine umfassende Qualifizierungsoffensive. Deutschland dürfe nicht nur mit der Green-Card auf internationale Arbeitsmärkte schielen, sondern müsse das eigene Potenzial stärker ausschöpfen.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

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