Pressemitteilung | (NABU) Naturschutzbund Deutschland - Landesverband Nordrhein-Westfalen

NABU fordert Landeswildwegeplan / Grünbrücken sollen Wildtieren die Querung von Verkehrswegen gefahrlos ermöglichen

(Düsseldorf) – Anlässlich der Vorstellung des NABU-Bundeswildwegeplans heute in Berlin fordert NABU-Landesvorsitzender Josef Tumbrinck Verkehrsminister Oliver Wittke auf, auch für das Land NRW einen solchen Wildwegeplan zu erstellen und die Wanderrouten heimischer Wildtiere bei Ausbau und Planung der Straßen in NRW zukünftig stärker zu berücksichtigen: “ Die durch Verkehrswege zunehmend zerstückelte Landschaft ist vor allem für Wildtiere ein Problem. Zu Tausenden fallen sie dem Straßenverkehr zum Opfer. Beim Straßenbau müssen Querungshilfen wie Grünbrücken oder Kleintiertunnel daher so selbstverständlich werden wie Zebrastreifen oder Standspur.“

Wildtiere sind bundes- wie landesweit vielen Gefahren ausgesetzt. Eine der Hauptgefährdungen stellt das dichte Straßennetz dar. NRW hat mit rund 30.000 km Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen eines der dichtesten Straßennetze Deutschlands. Dieses zerschneidet die Lebensräume heimischer Wildtiere in kleine isolierte Parzellen und macht einen Wechsel von einer Parzelle in die andere zu einem lebensgefährlichen Unterfangen, denn Lärmschutzwände, unüberwindbare Wildschutzzäune und neuerdings Betonleitplanken entlang der Autobahnen machen jeden Übergang unmöglich. Wird trotzdem ein Versuch gestartet, endet dieser zumeist tödlich. Überfahrene Rehe, Füchse, Igel, Hasen und Steinmarder sind ein alltäglicher Anblick geworden. „Es wird höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie auch großen und weit umherstreifenden Wildtieren in NRW wieder eine Chance gegeben werden kann, ihren Lebensraum zu durchwandern, ohne dass sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzen“, erklärt Tumbrinck. Wolle man das Überleben heimischer Wildtiere sichern, müsse das bestehende Verkehrsnetz wieder durchlässiger gemacht werden.

Vor allem da, wo bereits vorhandene Verkehrswege Wanderwege von Wildtieren zerschneiden würden, müssten diese durch Anlage von Grünbrücken nachträglich wieder geöffnet werden. Nur so könne man zukünftig den notwendigen genetischen Austausch zwischen isolierten Vorkommen beispielsweise bei der Wildkatze und somit deren Fortbestand gewährleisten. Dabei zeige sich, dass bei richtiger Platzierung und Bauart Unter- und Überführungen selbst von großen Tieren wie dem Rothirsch angenommen würden. Das Angebot müsse allerdings ausreichend sein, um regelmäßige Wechsel über Verkehrswege zu erlauben. Dazu Tumbrinck: „Ein Landeswildwegeplan würde die wichtigsten Konfliktpunkte zwischen Wildwegen und Verkehrswegen klar benennen und somit Handlungspunkte vorgeben.“ Der NABU fordere vor diesem Hintergrund einen Lebensraumverbund und eine Art Wanderwegenetz für Wildtiere über ganz Nordrhein- Westfalen hinweg. Unzerschnittene Räume seien konsequent zu sichern. „Wir brauchen unbedingt eine Entwicklung unserer Kulturlandschaft, die auch den Wildtieren gerecht wird“, so der NABU-Landeschef.

Der jetzt vom NABU-Bundesverband vorgelegte Bundeswildwegeplan weise beispielsweise für Nordrhein-Westfalen bereits 6 Handlungspunkte des vordringlichen Bedarfs aus. Grünbrücken an der A46 östlich von Meschede und bei Lüttringen, an der A31 bei Dorsten, an der A40 bei Herongen, an der B230 bei Elmpt und an der A1 bei Senden würden einige wichtige Wildwanderrouten unter anderem für Rothirsch und Wildkatze wieder öffnen. Weitere Konfliktpunkte zwischen Verkehr und Wildweg von landesweiter Bedeutung gäbe es zum Beispiel an der A3 zwischen Wahner Heide und Kottenforst und an der A3 bei Emmerich. An dieser Stelle würde eine Grünbrücke einen internationalen Fernwanderweg des Rothirschen vom niederländischen Hooge Velouwe über den Reichswald bis in die Eifel und nach Belgien öffnen. Gleichzeitig gelte es, auch bei der Frage von Aus- und Neubauvorhaben von Straßen die Belange der wandernden Wildarten stärker zu berücksichtigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Pressestelle Merowinger Str. 88, 40225 Düsseldorf Telefon: (0211) 159251-0, Telefax: (0211) 159251-15

(el)

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