Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Mehr Investitionen in den Standort Deutschland / Bremsklötze beseitigen

(Hamburg) - „Die Produktion unserer Innovations-Branche lag im ersten Quartal dick im Minus, unsere Kapazitäten sind nicht mehr optimal ausgelastet, die Zahl der Kurzarbeiter ist gestiegen und der aktuelle Tarifabschluss liegt uns schwer im Magen. Kein Wunder, dass unsere Stimmung nicht die beste ist!“, sagte Thomas Keidel, Vorsitzender des VDMA Landesverbandes Nord, auf der Pressekonferenz am 12. Juni in Hamburg.

In den Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein erwirtschaften die Maschinenbauer mit fast 100.000 Beschäftigten eine Umsatz von etwa 13 Mrd. Euro pro Jahr, wovon im Schnitt mehr als 65 Prozent exportiert werden.

„Aber wir sehen auch erste Aufschwungszeichen!“, so Keidel: Eine aktuelle Konjunkturumfrage bei den norddeutschen VDMA-Mitgliedern habe ergeben, dass 95 Prozent der Unternehmen in absehbarer Zeit erwarten, dass ihre ausländische Kundschaft verstärkt Maschinen „made in Germany“ nachfragt. "Dies ist ein erster Lichtblick. Bei den Auslandsorders konnten wir bundesweit im April gegenüber dem Vorjahr bereits ein Plus von 19 Prozent verzeichnen, wenngleich der Vergleichsmonat 2001 relativ schwach ausfiel. Die Talsohle der Auslandsorderkurve haben wir bereits im letzten Quartal 2001 durchlaufen“, so Keidel.

Für das Inland sei man nicht so optimistisch: Hier rechnen zwei Drittel der befragten Unternehmen nicht damit, dass die Inlandsaufträge schon in den kommenden Monaten das sehr gute Vorjahresniveau erreichen können. Die bundesweiten Auftragseingangszahlen des VDMA bestätigen diesen Negativtrend: Im April 2002 hatten die Maschinenbauer ein Auftragsminus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verkraften. „Dies ist eine Folge von konjunktureller und vor allem auch wirtschaftspolitischer Verunsicherung der inländischen Investoren von maschinenbaulichen Hightech-Produkten!“ analysierte Keidel die schwache Inlandsnachfrage.

Trotz der getrübten Stimmung will jedes zweite Unternehmen der Maschinenbaubranche in Norddeutschland den derzeitigen Personalbestand halten, um für den bevorstehenden Aufschwung gut gewappnet zu sein. 17 Prozent wollen sogar aufstocken, vor allem bei Ingenieuren für Entwicklung, Konstruktion und Vertrieb. Insgesamt befürchtet der Verband aber einen Arbeitsplatzabbau von etwa zwei Prozent durch den zu hohen Metalltarifabschluss.

Bremsklötze beseitigen

„Damit die Investitionen bei uns Maschinenbauern und bei unseren Kunden am Standort Deutschland zunehmen, müssen Bremsklötze beseitigt werden!“, forderte Keidel. 91 Prozent der bundesweit befragten VDMA-Mitglieder halten es in diesem Zusammenhang für notwendig, dass in Zukunft Regelungen über Arbeitszeit und Entgelt vermehrt auf betrieblicher Ebene getroffen werden können.

„Unsere Unternehmen halten das derzeitige Tarifkorsett für nicht mehr tauglich, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können“, so der VDMA Nord-Vorsitzende. Mehr als jedes dritte Unternehmen spricht sich für die Abschaffung des vorliegenden Flächentarifvertrages oder für Öffnungsklauseln aus. 27 Prozent fordern eine Abkehr von starren Arbeitszeiten und damit das Aufbrechen von Tarifverträgen. Mehr als jedes dritte Unternehmen fühlt sich durch das Betriebsverfassungsgesetz in seiner Flexibilität behindert. Die größten Hemmnisse für die Neueinstellungen von Arbeitnehmern sehen 60 Prozent in den Kündigungsschutzregelungen. Als Grund für diese Einstellungsbarriere nennt Keidel die Schwierigkeit der Unternehmen, „die Zahl der Mitarbeiter bei unzureichender Beschäftigungslage wieder abbauen zu können“.

Um diese Bremsklötze abzubauen, haben 80 Prozent der Unternehmen auf betrieblicher Ebene bereits Initiativen ergriffen, um Regelungen zu treffen, berichtet Keidel. „Bei diesen Initiativen handelt es sich aber hauptsächlich um „weiche“ Vereinbarungen, also über Arbeitzeit-Verteilung oder Arbeitszeitkonten.

Weniger erfolgreich waren die Unternehmen bei den „harten“ Themen Arbeitszeitvolumen und Entgelt: Nur 13 Prozent haben bisher ein solches Bündnis abgeschlossen, da hierfür zurzeit keine sichere rechtliche Grundlage existiert.

Um die Verkrustungen zu lösen, die die Unternehmen im Wettbewerb behindern und um Beschäftigung zu sichern und auszubauen, fordert der VDMA:

1. Die Legalisierung und Sicherung der betrieblichen Bündnisse für Arbeit. Belegschaft und Unternehmensleitung müssen selbst eigenverantwortlich vor Ort über ihr Schicksal entscheiden können.

2. Beim Teilzeit- und Befristungsgesetz müssen die betrieblichen Belange dem Teilzeitanspruch der Arbeitnehmer gleichgestellt werden. Außerdem soll eine befristete Einstellung ohne besondere Begründung möglich sein.

3. Das Betriebsverfassungsgesetz muss auf den Prüfstand, um die betrieblichen Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen.

4. Der Kündigungsschutz ist gründlich zu reformieren. Die Sozialauswahl muss neu definiert und mehr Rechtssicherheit geschaffen werden.
„Wir brauchen darüber hinaus nachhaltige Strukturreformen, die uns von bürokratischem Ballast befreien. Wir müssen wieder in der Lage sein, schnell wechselnde Marktchancen ebenso schnell und effizient nutzen zu können!“, resümierte Keidel die Forderungen der norddeutschen Maschinenbauer.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt Telefon: 069/66030 Telefax: 069/66031511

NEWS TEILEN: