Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Internationaler Schiffbau: Deutsche Zulieferer werden offensiv ihre Chancen nutzen

(Hamburg) - Die Auftragseingänge an neuen Schiffen erreichten im ersten Quartal 2002 weltweit nur noch 50 Prozent des Vorjahresniveaus. Die Hälfte der deutschen Schiffbauzulieferer erwartet trotzdem mittelfristig wachsende Auftragseingänge aus dem Ausland - im Vorjahr waren noch rund 66 Prozent optimistisch -, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der VDMA Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie. 45 Prozent der Mitgliedsfirmen gehen von Rückgängen beim Auftragseingang aus dem Inland aus.

2001 erneut Exportweltmeister bei schiffbaulichen High-Tech-Systemen
Diese Branche, die in Deutschland mit etwa 70.000 Beschäftigten einen Umsatz von über 8 Mrd. € erwirtschaftet, ist auch 2001 Exportweltmeister von schiffbaulichen High-Tech-Systemen gewesen, erklärte Frank Schubert, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im VDMA. Im letzten Jahr erreichte die Branche ein Umsatzplus von 2,2 Prozent - das entspricht dem Niveau des Vorjahres. Der Auslandsanteil war mit 64 Prozent wieder außerordentlich hoch und erreichte fast die Rekordmarke von 66 Prozent des Jahres 2000. "Wir sehen darin erneut eine Bestätigung unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit", betonte Schubert auf der VDMA-Pressekonferenz in Hamburg.

Auftragseingang übertraf 2001 den Umsatz um 6,5 Prozent
Der Auftragseingang übertraf bei den Schiffbau-Zulieferern 2001 den Umsatz des gleichen Jahres um 6,5 Prozent. Wesentlichen Anteil daran hatte der erfreuliche Auftragseingang aus dem deutschen Schiffbau mit 40 Prozent. Bei den Zulieferer-Aufträgen aus dem Ausland kamen 42 Prozent aus dem EU-Ausland und etwa 1/3 aus Asien. Der Anteil Süd-Koreas an den Auftragseingängen ist in 2001 auf 9 Prozent gesunken, im Vorjahr waren es noch 13 Prozent. China hingegen hat kräftig zugelegt, von 13 Prozent im Jahr 2000 auf fast 18 Prozent in 2001.

"Die europäischen Werften prognostizieren bis 2015 einen Bedarfszuwachs der Transportkapazität um ca. 1 Prozent pro Jahr; trotzdem drückt die sehr hohe Zahl der Neubaubestellungen in den letzten beiden Jahren kräftig auf die aktuellen Orders", erläuterte Schubert und wies darauf hin, dass dies zusammen mit dem weiteren Ausbau der Schiffbaukapazitäten, insbesondere in China, den Wettbewerb und den Preisdruck bei Werften und Zulieferern erheblich verschärfe. Auch die Konkurrenz asiatischer Schiffbauzulieferer, vor allem aus Korea, werde zunehmen, denn auch diesen sei bekannt, dass die Zulieferer 70 Prozent und mehr der Wertschöpfung an modernen Schiffen realisieren.

Chancen werden offensiv genutzt
"Trotzdem sehen wir die mittelfristigen Perspektiven mit gedämpftem Optimismus, werden uns dem zunehmend harten Wettbewerb stellen und unsere Chancen offensiv nutzen", prognostizierte Schubert. Chancen sehe man zum Einen bei noch nicht gesättigten Märkten von Spezialschiffen und zum Anderen bei dem wachsenden Bedarf der Reeder an "Retrofit-Maßnahmen" aufgrund schlechter Frachtraten und neuer Vorschriften und Anforderungen für die bestehende Flotte.

Serviceleistungen gefragter denn je
"Die Konzentration der Werften auf ihre Kernkompetenzen sowie die Notwendigkeit, entlang der schiffbaulichen Prozesskette Kosten und Zeit einzusparen, führt dazu, dass der Anteil der systemorientierten Zulieferungen an die Werften wächst, woraus sich zusätzliche Chancen für die Zulieferer ergeben", erläuterte Schubert. Viele Zulieferunternehmen würden deshalb neben ihrem umfangreichen Produkt-Know-How auch ihre Systemkompetenz und ihre Fähigkeit forcieren, international schon frühzeitig als Systempartner der Werften im Sinne eines "Simultaneous Engineering" zu agieren.

Diese "produktbegleitenden Dienstleistungen" haben bei den Zulieferern inzwischen einen Umsatzanteil von 15 Prozent. Zusammen mit dem "After-Sales-Geschäft" (weltweiter Kundendienst mit Ersatzteilversorgung) hat der gesamte Servicebereich sogar einen Umsatzanteil von 36 Prozent mit zunehmender Tendenz.

Standortbedingungen als Wettbewerbsfaktoren immer wichtiger
"Damit wir bei dem noch härter werdenden weltweiten Wettbewerb auch in Zukunft am Standort Deutschland produzieren können, brauchen wir vor allem nachhaltige Strukturreformen, die uns vom bürokratischen Ballast befreien und uns damit in die Lage versetzen, Marktchancen noch schneller und effizienter zu nutzen", reklamierte Schubert und forderte eine umfassende Deregulierung des Arbeitsmarktes, eine konsequentere Form der sozialen Sicherungssysteme und ein Vorantreiben der Steuerreform, die es den auch bei den Schiffbauzulieferern dominierenden Mittelständlern ermöglicht, wieder mehr Eigenkapital für die Finanzierung von Aufträgen, Projekten und Wachstum bilden zu können. Nachteile bei diesen Standortbedingungen seien im internationalen Wettbewerb durch betriebliche Maßnahmen nicht mehr auszugleichen, so Schubert.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt Telefon: 069/66030 Telefax: 069/66031511

NEWS TEILEN: