Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Industrie- und Handelskammern boykottieren moderne Ausbildung für Elektroberufe

(Frankfurt) - Eine Modernisierung der industriellen Elektroberufe wird nach Aussagen der IG Metall von den Industrie- und Handelskammern boykottiert. Der wachsende Konflikt zwischen IG Metall und den Kammern und ihrem Dachverband Deutscher Industrie- und Handelstag (DIHT) um eine Neuordnung der Elektroberufe soll in der nächsten Runde des Bündnisses für Arbeit thematisiert werden, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch in Frankfurt mit.

Die IG Metall hatte sich im vergangenen Jahr mit dem zuständigen Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI) auf neue Berufsbilder für die Elektroindustrie geeinigt. Zur Zeit befinden sich 47.000 Jugendliche in den entsprechenden Ausbildungsgängen. Mit einer modernisierten Ausbildung sollen die zukünftigen Facharbeiter auf die sich rasant entwickelnden neuen Informationstechniken vorbereitet werden. Unter anderem soll die bisherige bundesweit einheitliche Praxis-Prüfung im praktischen Teil durch Aufgaben ersetzt werden, die sich an betrieblichen Aufträgen orientieren. Das will der DIHT verhindern. Der DIHT begründet sein Veto damit, die alte Prüfungs-Praxis müsse erhalten bleiben, um einheitliche Ausbildungsstandards zu sichern.

"Da werden vom DIHT veraltete Prüfungskonzepte favorisiert, die weit weg sind von der betrieblichen Praxis", kontert IG Metall-Vorstandsmitglied Erwin Vitt. ZVEI und IG Metall wollten dies ändern: Spätestens in der Abschlussprüfung müsse Schluss sein mit dem stumpfsinnigen Vorbereitungstraining. "Wir wollen die Facharbeiterkompetenz auch in der Prüfung sichtbar machen." Dies gehe am besten mit betrieblichen Aufträgen und nicht mit am grünen Tisch konstruierten Aufträgen, betont Vitt.

Nachdem die Vertreter des DIHT bei den Gesprächen zum Neuordnungsverfahren der Elektroberufe die zwischen IG Metall und ZVEI abgeschlossene Rahmenvereinbarung für "keineswegs verbindlich" erklärten und ablehnten, hat die IG Metall im November 2000 alle 82 Präsidenten der Industrie- und Handelskammern angeschrieben und um die Position der zuständigen Organe der jeweiligen Kammern gebeten, zum Beispiel der Berufsbildungsausschüsse.

Diese persönlichen Anschreiben wurden bis auf eine Ausnahme (IHK Süd Thüringen) nicht beantwortet. Stattdessen ging bei der IG Metall eine Stellungnahme des DIHT-Präsidenten Hans Peter Stihl ein, mit der sich die IG Metall nicht zufrieden gibt. Die Gewerkschaft beharrt auf einzelne Stellungnahmen der jeweiligen Kammerpräsidenten zum Neuordnungsboykott. Die IG Metall hat deshalb auch ihre Bevollmächtigten beauftragt, den Konflikt regional gegenüber den Kammern zu führen und öffentlich zu machen. Außerdem hat sie ihre Betriebsräte aufgefordert, den Konflikt in den Betrieben zu diskutieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

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