Pressemitteilung | Institut Arbeit und Technik

IAT untersuchte Erwerbs- und Arbeitszeitwünsche in Europa

(Gelsenkrichen) - 39 Stunden pro Woche arbeitet im Durchschnitt jeder Erwerbstätige in Europa. Viel wollen jedoch weniger arbeiten – eine Arbeitszeitverkürzung um 4,5 auf 34,5 Stunden ist Wunsch der Europäer. Gleichzeitig müsste die Beschäftigungsquote steigen, Arbeitszeit zwischen Beschäftigten und Nicht-Erwerbstätigen umverteilt werden, wenn die Wünsche wahr werden sollen. Das zeigen Untersuchungen des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) zu den tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten in Europa. Im Rahmen einer im Auftrag der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in Dublin durchgeführten repräsentativen Befragung in den 15 EU-Mitgliedsstaaten und Norwegen sind die Erwerbswünsche und Arbeitszeitpräferenzen empirisch erhoben worden.

Die Daten zeigen markante Unterschiede zwischen den Ländern. Das Arbeitsvolumen bezogen auf die Zahl aller Personen im Erwerbsalter beträgt im Durchschnitt 23,7 Stunden in der Woche - mit einer Spannweite von nur 17,7 Wochenstunden in Spanien bis zu 30,2 Stunden in Schweden, Deutschland liegt im Mittelfeld mit 26 Wochenstunden. Dabei beeinflusst das Niveau der Frauenerwerbstätigkeit entscheidend die Höhe des Arbeitsvolumens einer Volkswirtschaft, während die individuellen Arbeitszeiten kaum eine Rolle spielen, stellen die IAT-Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch und Dr. Alexandra Wagner fest. Sollten alle derzeitigen Arbeitszeitwünsche umgesetzt werden, müsste das Arbeitsvolumen in Europa um 1,3 Wochenstunden pro Person im Erwerbsalter oder 5 Prozent zunehmen, besonders stark jedoch in Griechenland, Italien und Spanien - die Länder mit den niedrigsten Frauenerwerbsquoten.

Die Beschäftigungsquote in Europa müsste von heute 63 Prozent um 11 Prozentpunkte auf 74 Prozent steigen und würde damit das Niveau in den USA erreichen. Da die meisten Beschäftigten hier gleichzeitig aber kürzere Arbeitszeiten wünschen, könnte das europäische Modell eine hohe Beteiligung am Erwerbsleben mit kurzen individuellen Arbeitszeiten kombinieren. Je nach Land müssen dafür wachstums- und arbeitszeitpolitische Strategien unterschiedlich kombiniert werden, wobei zur Förderung der Frauenerwerbstätigkeit weit mehr erforderlich ist - von Änderungen im Steuerrecht und der Sozialversicherung bis zur Kinderbetreuung.

Die Anforderungen an die Arbeitszeitpolitik sind in allen Ländern ähnlich: Wunsch sind tendenziell kürzere, aber auch differenziertere Wochenarbeitszeiten, die zudem im Verlauf des Erwerbslebens variieren. „Voraussetzung für die Umsetzung der Arbeitszeitwünsche ist eine flexiblere Organisation der Arbeit. Mehr als bisher müssen die Unternehmen Lösungen für neue Arbeitszeitmodelle entwickeln“, fordern die IAT-Arbeitsmarktforscher.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut Arbeit und Technik Munscheidstraße 14 45886 Gelsenkirchen Telefon: 0209/17070 Telefax: 0209/1707110

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