Pressemitteilung | DWA - Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.

Hohe Schadensquoten in öffentlichen Kanalnetzen / Kurz- und mittelfristiger Finanzbedarf 50 bis 55 Milliarden Euro

(Hennef) - Die Schadensquote der öffentlichen Kanalisation in Deutschland liegt bei rund 20 Prozent. "Diesem allgemein nicht sichtbarem Problem muss dringend mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden" so der Geschäftsführer der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), Johannes Lohaus, bei der Vorstellung der Ergebnisse der jüngsten bundesweiten Untersuchung des Verbandes zu diesem Thema am Rande der Umweltmesse IFAT in München. Danach beträgt der Sanierungsbedarf für die öffentlichen Kanäle 50 bis 55 Milliarden Euro. Die Situation der Abwasserleitungen auf den privaten Grundstücken wird noch deutlich kritischer eingeschätzt. "Hier wird gar nicht erst hingeschaut", so Lohaus weiter. "Das private Leitungsnetz hat mit mindestens einer Million Kilometer mehr als die doppelte Länge der öffentlichen Kanalisation. Inspektionen finden in der Regel nicht statt. Gehandelt wird im privaten Bereich zumeist erst, wenn ein Schaden aufgetreten ist."

Schadensniveau steigt
Das Schadensniveau bei der öffentlichen Abwasserkanalisation ist gegenüber der letzten Umfrage des Verbandes vor drei Jahren noch leicht gestiegen. Hauptschäden sind Risse und schadhafte Anschlüsse bei den Kanälen und defekte Schachtabdeckungen sowie schadhafte Steighilfen bei den Kanalschächten. Die jährlich für die Kanalsanierung aufgewandten ca. 1,6 Milliarden Euro reichen maximal aus, um den jetzigen nicht zufriedenstellenden Zustand zu erhalten. Zur vollständigen Sanierung des Kanalnetzes würden nach Einschätzung des Verbandes 50 bis 55 Milliarden Euro benötigt. Die Ergebnisse stützen sich auf Angaben von annähernd 200 Kommunen mit insgesamt über 22 Millionen Einwohnern.

Sanierungsverfahren auf dem Vormarsch
Werden Kanäle saniert, erfolgt dies in der Hälfte der Fälle durch Erneuerungsmaßnahmen. Häufig sind nicht nur Schäden an der Bausubstanz, sondern auch hydraulische Überlastungen durch überschrittene Kapazitätsgrenzen vorhanden, so dass eine alleinige Instandsetzung nicht ausreicht. Hierbei wird zunehmend mit der weniger verkehrsbelastenden unterirdischen, geschlossenen Bauweise gearbeitet. Ihr Anteil liegt zwischenzeitlich bei ca. 20 Prozent. Erfolgt kein kompletter Neubau, kommen Reparatur- und Renovierungsverfahren zum Einsatz.

Verfügbare Finanzen setzen Grenzen
Erstmalig wurden in der Umfrage 2004 die Ursachen für die Begrenzung der Sanierungstätigkeit erfragt. Die verfügbaren Finanzmittel werden hierbei als wichtigster Limitierungs-faktor benannt. Als weitere - auch mit Finanzen zusammenhängende - Faktoren werden das verfügbare Personal zur Abwicklung der Maßnahmen und die Abstimmung mit anderen Aufgabenträgern z.B. dem Straßenbau angegeben. Rund 18 Prozent der Befragten geben an, dass Gebührenerhöhungen derzeit bei ihnen politisch nicht durchsetzbar sind.

Initiative Kanalsanierung für eine Sicherung der unterirdischen Infrastruktur
Um mehr Verständnis für die Notwendigkeit der Intensivierung der Sanierungstätigkeiten auch im politischen Raum zu erhalten, hat die DWA bereits im letzten Herbst eine Resolution zum Substanzerhalt der Kanalisation veröffentlicht und hierin die möglichen Handlungsoptionen aufgezeigt. Eingebunden sind diese Aktivitäten in eine "Initiative Kanalsanierung" zu der sich neben der DWA die Verbände Güteschutz Kanalbau, Rohrleitungsbauverband, Kunststoffrohrverband, Fachverband Steinzeugindustrie, Fachgemeinschaft Guss-Rohrsysteme, Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre entschlossen haben.

Problemfall Grundstücksentwässerung
Noch erheblich bedenklicher ist der Zustand der privaten Abwasserleitungen zu sehen, hier geht der Verband von einer mindestens doppelt so hohen Schadenquote aus. Aufgrund der rechtlichen Gegebenheiten haben die Betreiber der öffentlichen Kanalisation keinen direkten Einfluss auf Sanierungsaktivitäten auf den privaten Grundstücken. Jedoch auch hier gibt es Ansätze, durch Kooperation der Kommunen mit den Bürgern, diese Problematik gemeinsam anzugehen.

Umwelt schützen - Infrastruktur sichern
Insgesamt bedarf es einer weiteren Bewusstseinsschärfung in der Bevölkerung. Zum einen sind schadhafte Kanäle und Abwasserleitungen Umweltrisiken, da das Grundwasser belastet und gleichermaßen auch Grundwasser in die Kanalisation eindringen kann. Hydraulische Überlastungen und verminderte Reinigungsleistungen der Kläranlagen können hieraus resultieren. Daneben sind auch die wirtschaftlichen Aspekte von hoher Bedeutung, da ein erheblicher Wertverlust der öffentlichen und privaten Infrastruktur zu befürchten ist.

Quelle und Kontaktadresse:
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef Telefon: 02242/8720, Telefax: 02242/872135

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