Pressemitteilung |

Fragwürdige Geschäftspraktiken von Siemens / Speditionsbranche wehrt sich

(Bonn) - Hohe Wellen schlägt in der Verkehrsbranche derzeit ein Schreiben der Siemens AG, München. Darin hatte diese vor wenigen Tagen ihre Lieferanten – darunter auch Speditions- und Logistikunternehmen – aufgefordert, „im Sinne einer gemeinsamen Zukunftssicherung“ ihre Einstandspreise um mindestens 15 Prozent zu senken und außerdem ein erweitertes Zahlungsziel von 90 Tagen zu akzeptieren. Als Skandal bezeichnet Heiner Rogge, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Spedition und Logistik (BSL), Bonn, dieses Ansinnen. Selten zuvor seien Geschäftspartner derart dreist unter Druck gesetzt worden wie jetzt von Siemens.

Das Gewerbe fühlt sich nach Rogges Worten plump erpresst. Schließlich, so heißt es in dem Schreiben des Elektroriesen, „befindet sich unser Markt in einer Konsolidierungsphase“. Deshalb müssten „wesentliche Einkaufsvolumina auf Basis Ihrer Kooperationsbereitschaft neu verteilt werden“. Wer sich also gegen solche Methoden wehre und zu wenig Marktmacht habe, laufe Gefahr, von Siemens künftig keine Aufträge mehr zu bekommen, befürchtet der Verbandsmanager.

Ähnlich sieht man es bei den beiden anderen Speditionsverbänden. Auch für Reinhard Müller, Geschäftsführer des Bundesverbandes Möbelspedition (AMÖ), ist dieses „hemdsärmlige“ Geschäftsgebaren eine weitere Verrohung der ohnehin oft schon zweifelhaften Sitten bei der Auftragsvergabe der Marktmächtigen aus Industrie und Handel. „Vielen unserer Mitgliedsunternehmen werden dabei regelrecht Daumenschrauben angelegt. Wer nicht mitmacht, fliegt aus der Lieferantenkartei,“ empört sich Dr. Gregor Schild, Geschäftsführender Vorstand der Vereinigung Deutscher Kraftwagenspediteure (VKS).

Verärgert ist man im Speditionslager über die Siemens-Forderungen auch noch aus einem anderen Grund: Das augenblicklich schlechte konjunkturelle Umfeld und die Verkehrspolitik der rot-grünen Bundesregierung haben deutliche Bremsspuren in der Branche hinterlassen. Zum Aufpolieren glanzloser Bilanzen von Großkonzernen bleibt da bei einer durchschnittlichen Umsatzrendite von gerade einmal 1,7 Prozent kein Spielraum, betont Rogge. Es sei unverantwortlich von einem Weltkonzern wie Siemens, mit solchen „Drücker-Praktiken“, die ganz nebenbei auch noch gesetzliche Bestimmungen aushebeln, Unternehmensexistenzen zu gefährden.

Die drei Verbände raten ihren Mitgliedern, sich gegen solche „unanständigen“ Anfragen zu wehren. Sonst seien Forderungen dieser Art zukünftig Tür und Tor geöffnet.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Spedition und Logistik e.V. (BSL) Weberstr. 77 53113 Bonn Telefon: 0228/914400 Telefax: 0228/9144099

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