Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Familie und Beruf: Flexibilität gefordert

(Köln) - Jacob Fugger war einer der ersten. Bereits im 16. Jahrhundert erkannte der Augsburger Kaufmann, dass Eltern, wenn sie ihre Kinder gut versorgt wissen, konzentrierter und letztlich effektiver arbeiten. In seiner Fuggerei, dem Vorläufer des sozialen Wohnungsbaus, installierte er eine Betreuungseinrichtung, in der die Kinder von Webern beaufsichtigt wurden. Für die damalige Zeit war das geradezu revolutionär.

Zwar nicht mehr revolutionär, aber immer noch von öffentlichem Interesse, ist heute das familienfreundliche Engagement eines Unternehmens. Wie etwa bei der unterfränkischen Maschinenfabrik Möhringer, die vor kurzem vom bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber als "besonders familienfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet wurde. Unter anderem war es die Einrichtung einer Kindertagesstätte mit flexiblen Bring- und Holzeiten, die zu dieser Auszeichnung führte.

Ein Beispiel, von dem es nach Ansicht von Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, noch viel mehr geben müsse. Denn die Öffnungszeiten von Kindergärten, Krippen und Horten sind in den seltensten Fällen auf die Bedürfnisse der arbeitenden Eltern und der Wirtschaft abgestimmt. Zwar hätten die meisten Großbetriebe und Konzerne mittlerweile unterschiedliche Betriebsvereinbarungen im Bereich Chancengleichheit und Familienförderung abgeschlossen, in den Klein- und Mittelbetrieben herrsche allerdings noch ein großer Nachholbedarf.

"Gerade vor dem Hintergrund eines akuten Fachkräftemangels", so Kannegiesser, "müssen unsere Betriebe Frauen intensiver ansprechen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern." Dabei sollte das Engagement nicht isoliert im Bereich der Kinderbetreuung liegen, sondern im engen Zusammenhang mit Aktivitäten zur Frauenförderung oder zur Familienorientierung stehen.

Bei Möhringer geschieht dies neben der Kindertagesstätte durch ein Angebot von Tele-Arbeitsplätze, das sich insbesondere an berufstätige Mütter richtet, die so von Zuhause aus mit dem Unternehmen kommunizieren können. Über einen einfachen ISDN-Anschluss ist es möglich, sich mit der Firma zu vernetzen. "Denkbar ist hier, dass Mitarbeiter dies stundenweise neben der Arbeit im Betrieb nutzen oder dass Teilzeitbeschäftigte darauf zurückgreifen", so Firmenchef Stefan Möhringer.

Darüber hinaus bietet ein flexibles Arbeitszeitkonto dem Unternehmen und den Mitarbeitern größtmögliche Flexibilität. So können die 130 Beschäftigten ihr Arbeitszeitkonto in Stoßzeiten aufstocken und beispielsweise in Zeiten, in denen es die private Situation erfordert, die wöchentliche Arbeitszeit verkürzen. Ein Lebensarbeitszeitmodell erlaubt überdies, Urlaub und Überstunden anzusparen. "Urlaubstage verfallen bei uns nicht. Man kann diese Möglichkeit beispielsweise nutzen, um früher in Rente zu gehen," so Möhringer.

In diesem Zusammenhang betont Möhringer, dass sich die Angebote zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung ebenso an die männlichen Mitarbeiter wie an die Frauen im Unternehmen richten. Da immer mehr Frauen in Führungspositionen Verantwortung übernehmen, seien auch die Männer gefragt, sich an entsprechenden Arbeits-Teilzeitmodellen zu beteiligen.

Natürlich haben auch die Beschäftigten Interesse an einer familienfreundlichen Arbeitswelt. Männer und Frauen können so ihre Fähigkeiten in Beruf und Familie einbringen. Sie können in wechselnden Lebensphasen wechselnden Aufgaben besser gerecht werden und sie haben mehr Zeit für Fort- und Weiterbildung.

Viele Unternehmen, die ähnliche Wege wie Möhringer gegangen sind, haben gute Erfahrungen gemacht. "Schließlich", so Kannegiesser, "gibt es viele Argumente für eine familienfreundliche Unternehmensführung." Dazu gehören: Erhöhung der Motivation, Abbau von Stress bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Erhöhung der Arbeitsproduktivität, Senkung der Fluktuation- und Krankheitsquote, Erleichterung bei Personalfindung und –bindung, Verbesserung des Personalmarketings sowie des Firmenimages und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat vor diesem Hintergrund jetzt insgesamt sieben Millionen Mark zur Förderung von sechs Ganztags-Hauptschulen und sieben Ganztags-Krippen in Bayern bereitgestellt. Schließlich gehört die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu einer Vier-Punkte-Strategie zur Förderung der bayerischen Wirtschaft. Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser denkt an eine Initiative auf Bundesebene. "Was wir brauchen", so seine Forderung, "ist ein bundesweites Bündnis für Familie und Beruf."

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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