Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Elektroindustrie sieht Ende der Konjunkturdelle

(Frankfurt am Main) - Nach einem deutlichen Anziehen der Auftragseingänge in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres geht die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie verhalten optimistisch ins Jahr 2000.

Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. rechnet im kommenden Jahr mit einem Wachstum der elektroindustriellen Produktion in Deutschland um drei bis vier Prozent, nach gut zwei Prozent im Jahr 1999. Erneut profitierte die Elektroindustrie zudem mit einem Umsatzplus von voraussichtlich gut vier Prozent auf rund 265 Mrd. DM von der zunehmenden Bedeutung industrienaher Dienstleistungen, die sich nicht in der Produktionsstatistik niederschlagen. Auch die Beschäftigung in der zweitgrößten deutschen Industriebranche wächst seit dem Auslaufen der Wachstumsdelle im Sommer dieses Jahres wieder leicht. Ende September 1999 lag die Zahl der Beschäftigten mit 856.000 um 8.000 höher als Ende Juni.

Kritisch sieht der ZVEI allerdings die einseitige Exportabhängigkeit der aktuellen Konjunkturerholung. „Selbst die aktuellsten Prognosen lassen noch kein nachhaltiges Überspringen der guten Exportkonjunktur auf die Binnennachfrage erkennen“, fasst ZVEI-Hauptgeschäftsführer Dr. Franz-Josef Wissing die aktuelle Situation zusammen. Die konjunkturelle Schubkraft eines Eurokurses, der die Exporte begünstigt, dürfe nicht über die dringende Notwendigkeit klarer wirtschafts-, finanz- und tarifpolitischer Weichenstellungen zugunsten der Investitionen in Deutschland hinwegtäuschen. Gerade die jüngsten Investitionsprognosen seien unter dem Blickwinkel der langfristigen Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit Deutschlands noch nicht befriedigend.

So planen die Unternehmen der Elektroindustrie derzeit nach einer Stagnation der Investitionsausgaben im laufenden Jahr für 2000 nur eine Erhöhung ihrer Anlageinvestitionen um ein Prozent. Auch seien die Elektroimporte nach Deutschland in den ersten neun Monaten mit mehr als acht Prozent fast doppelt so rasch gewachsen wie die Exporte mit viereinhalb Prozent. Hierbei spiele sicher der erneute Anstieg der Lohnstückkosten in Folge des mißglückten Tarifabschlusses ebenso eine Rolle wie die verbreitete Unsicherheit über den steuer- und finanzpolitischen Kurs der Bundesregierung. Gerade der leichte Aufschwung sei hier eine günstige Gelegenheit, durch klare steuerpolitische Weichenstellungen und einen moderaten Tarifabschluß die Voraussetzungen für einen selbsttragenden Aufschwung und für nachhaltiges Beschäftigungswachstum zu schaffen.

Wie der ZVEI in seinem jüngsten Konjunkturbericht mitteilt, legten die - um langfristige Großaufträge bereinigten - Auftragseingänge aus dem Ausland im dritten Quartal 1999 um rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Für die ersten neun Monate ergibt sich hieraus ein Auftragsplus im Ausland von gut acht Prozent. Die von der weltwirtschaftlichen Erholung nach den Währungskrisen in Südostasien, Lateinamerika und Osteuropa getragene Belebung der weltweiten Elektrokonjunktur werde durch die Aufwertung von Dollar und Yen gegenüber dem Euro zusätzlich verstärkt.

Nicht nur auf den direkt betroffenen Märkten, sondern weltweit habe sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Elektroindustrie gegenüber diesen wichtigen Wettbewerbern entscheidend verbessert.

Auch im Inlandsgeschäft, in dem die Auftragseingänge nach Einbußen zu Jahresbeginn (- drei Prozent) im zweiten Quartal um sechs Prozent und im dritten um neun Prozent deutlich zulegen konnten, ist die Abhängigkeit von der Exportkonjunktur unübersehbar. So sind insbesondere die Zulieferbereiche zu Exportindustrien, wie der Automobilindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau, derzeit beim Auftragseingang auf der Gewinnerseite.

Lediglich die kommunikationstechnische Industrie verspüre nach dem Einbruch des letzten Jahres auch bei den Investitionen im Inland eine deutliche Erholung. Hier, wie in der Informationstechnik, sorge zudem der Fortschritt auf dem Weg in die Informationsgesellschaft für einen anhaltend stark wachsenden Inlandsmarkt, der allerdings gerade bei informationstechnischen Produkten stark aus Importen bedient werde.

Quelle und Kontaktadresse:
ZVEI

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