Pressemitteilung | ADFC e.V. - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club - Bundesgeschäftsstelle

Deutschland ist maßlos beim Auto - und hält Rad, Fuß, ÖPNV künstlich klein

(Berlin/Frankfurt am Main) - Am 14. September demonstriert der Fahrradclub ADFC mit Verbündeten vor den Toren der IAA für eine schnelle Verkehrswende. Im Vorfeld kritisiert der ADFC Politik und Automobilindustrie für ihr weiterhin fehlendes Verständnis der notwendigen Transformation. Weniger Stress und Stau in den Städten sei nicht durch die Ersetzung von Verbrenner- durch Elektroautos zu erreichen, sondern nur durch eine konsequente Reduzierung des Autoverkehrs und den kräftigen Ausbau der aktiven Mobilität sowie Bus und Bahn.

Ludger Koopmann, stellvertretender ADFC-Bundesvorsitzender, sagt: "Weil Deutschland es dem Autoverkehr über Jahrzehnte so schön bequem gemacht hat, nutzen die Menschen ihre Autos jetzt ohne Augenmaß als Standardfahrzeug für alles. Sogar für die 800 Meter zum Bäcker, zum Zigarettenautomat oder zum Hundeausführen. Es reicht nicht, für diesen Wahnsinn einfach E-Autos zur Verfügung zu stellen! Wir brauchen Platz und Geld für breite, durchgängige Radwege, einladende Fußwege und einen top-ausgebauten ÖPNV - damit es für die Menschen endlich attraktive Alternativen zum Auto gibt!"

Die Mär vom Auto als Langstreckenfahrzeug

Wie die kürzlich vom Bundesverkehrsministerium publizierte Studie "Mobilität in Deutschland 2017" zeigt, nutzen die Bundesbürger:innen das Auto in absurdem Ausmaß selbst für extrem kurze Strecken. Die Hälfte aller mit dem Auto zurückgelegten Wege sind demnach weniger als fünf Kilometer lang. In den Niederlanden, dem Land mit dem weltweit am besten ausgebauten Radwegenetz, nutzen die Menschen stattdessen mehr als doppelt so häufig das Fahrrad. In Deutschland scheuen viele Menschen das Radfahren, weil geschützte und breite Radwege fehlen - und man das Rad fast nirgendwo sicher abstellen kann. Koopmann: "Kern des Problems ist die überkommene Platzaufteilung. Wenn dem Autoverkehr fast der ganze Straßenraum zur Verfügung steht, bleiben Rad- und Fußverkehr künstlich klein."

Alternativen kranken an der Platzdominanz des Autos

Der Rad-Anteil am Gesamtverkehr in Deutschland stagniert seit Jahren bei 9-11 Prozent, während er in den Niederlanden fast dreimal so hoch bei 27 Prozent liegt. Im Unterschied zu Deutschland haben die Niederlande bereits vor Jahrzehnten damit begonnen, den Platz für den Autoverkehr zu limitieren und Raum für breite, vom Autoverkehr getrennte Radwege zu schaffen. Koopmann: "Deutsche Verkehrspolitiker haben zu lange darauf gehofft, dass sich der Radverkehr auch ohne eigene Infrastruktur prächtig entwickeln würde. Das war ein Trugschluss und muss schnellstens korrigiert werden!"

Gefordert: 900 Millionen Bundesetat für besseren Radverkehr

Um in Deutschland ähnlich gute Bedingungen für das umweltfreundliche und ressourcenschonende Fahrrad zu erzielen wie in den Niederlanden, müssen bundesweit durchgängige Radwegenetze, Radschnellwege für Pendler und Lastentransporte sowie viele Millionen Fahrradparkplätze an Bahnhöfen und öffentlichen Einrichtungen gebaut werden. Dafür fordert der ADFC eine Investitionsoffensive des Bundes von jährlich 900 Millionen Euro - und ein geändertes Straßenverkehrsrecht, das es Kommunen ermöglicht, Platz für gute Radwege bei Bedarf auch zulasten des motorisierten Verkehrs zu schaffen.

Radsternfahrt, Kidical Ride und #aussteigen-Demo zur IAA

Weil die Autoindustrie auf der IAA trotz schlechter Luft, jährlich neuen Staurekorden, Stress in den Städten und steigendem CO2-Ausstoß weiter die dicksten Platz- und Energiefresser zur Schau stellt, hat ein breites Bündnis zur Demonstration aufgerufen. ADFC, BUND, Campact, DUH, Greenpeace, NaturFreunde Deutschlands und VCD werden mit Tausenden Menschen aus ganz Deutschland mit einer Radsternfahrt, einer Familientour ("Kidical Ride") und einer großen Demonstration vor den Toren der IAA ein unübersehbares Zeichen für eine umfassende Verkehrswende setzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC) Stephanie Krone, Pressesprecherin Mohrenstr. 69, 10117 Berlin Telefon: (030) 20914980, Fax: (030) 209149855

(sf)

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