Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

DJV warnt vor Kampagnen-Journalismus

(Bonn) - Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat davor gewarnt, mit Hilfe von Medienkampagnen Politik zu machen. Solche Kampagnen nach dem Prinzip von „Versuch und Irrtum“ schadeten nachhaltig der Glaubwürdigkeit des Journalismus, sagte der DJV-Vorsitzende Prof. Dr. Siegfried Weischenberg in verschiedenen Medieninterviews. Anlass der Stellungnahmen war ein von der Redaktion der Bild-Zeitung manipuliertes Foto vom angeblich militanten Auftritt von Umweltminister Jürgen Trittin bei einer Demonstration.

Der DJV-Vorsitzende sagte, die Art der Veröffentlichung des Fotos verstoße eindeutig gegen Ziffer 2 des Pressekodex. Danach darf die Aussage von Bildern durch Bearbeitung oder Beschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Er gehe deshalb davon aus, dass sich die Bild-Zeitung dafür eine Rüge des Deutschen Presserates einhandeln werde, sagte Weischenberg.

Offenbar sei in den letzten Wochen bei einigen Medien wieder die Weltanschauung zum Leitmotiv für die journalistische Arbeit geworden. Im Fall von Blättern des Springer-Verlags seien nun die Folgen der Auswechslung der Chefredaktionen erkennbar, deren Umstände er seinerzeit bereits kritisiert hatte. Gerade die Bild-Zeitung sollte vorsichtig sein bei dem Versuch, mit Hilfe der Detailaufklärung über angebliches Versagen in der Vergangenheit Politik zu machen, sagte der DJV-Vorsitzende. Die Rolle des Blattes im Zusammenhang mit der Studentenbewegung und dem Tod von Benno Ohnesorg und später von Rudi Dutschke sei unrühmlich gewesen. Weischenberg erinnerte dabei an Hass-Schlagzeilen über studentische Demonstranten wie „Schaut Euch diese Typen an!“.

Diese Polemik sei in den 90er Jahren überwunden gewesen, doch nun hole das Blatt offenbar die eigene Geschichte ein. Im Interview mit der Netzeitung sagte Weischenberg dazu: „Ich bin mir sicher, dass es in der Bild-Zeitung und bei anderen Springer-Blättern viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die dort professionellen Journalismus machen und das mit Unbehagen sehen.“

Die Methoden einzelner Medien aus den letzten Wochen bereiteten ihm im Hinblick auf den nächsten Bundestagswahlkampf Unbehagen, sagte der DJV-Vorsitzende. Doch die Medien sollten sich klar machen, dass diese Art der politischen Kommunikation insbesondere bei jungen Leuten überhaupt nicht ankomme. „Manipulationen kann sich keiner leisten. Wenn man sie aber derart ideologisch auflädt, dürfte das sicherlich negative Konsequenzen haben – auch für die Auflage“, so Weischenberg weiter.

Auf dem Foto in der Bild-Zeitung war Trittin als Teilnehmer einer Demonstration im Juli 1994 in Göttingen zu sehen. „3 500 Menschen, darunter vermummte ‚Autonome’, demonstrieren mit Schlagstock und Bolzenschneider gegen die Ermittlungen der Justiz in der linken Szene“, lautete die Bild-Unterschrift. Mit roten Pfeilen wird auf dem Foto auf die angeblichen Bolzenschneider und Schlagstöcke hingewiesen. Beide Gegenstände sind auf den Original-Filmaufnahmen von Sat.1-Regionalprogramm Niedersachsen nicht zu finden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Journalisten-Verband e.V. (djv) Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gesine Dähn Bennauerstr. 60 53115 Bonn Telefon: 0228/201720 Telefax: 0228/2017233

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