Pressemitteilung | Deutsches Verkehrsforum e.V. (DVF)

Branche erwartet Freiräume für Innovationen und sichere Regulierung / Drohnen haben hohen wirtschaftlichen Nutzen

(Berlin) - Der Mobilitätsverband der deutschen Wirtschaft, Deutsches Verkehrsforum DVF, hat in einer hochkarätig besetzen Diskussionsrunde auf die wirtschaftliche Bedeutung von kommerziellen Drohnen aufmerksam gemacht: "Das Thema Drohnen ist kein Modethema. Drohnenbasierte Dienste sind für unseren Standort eine große Chance und haben schon heute eine wirtschaftliche Bedeutung. Daher müssen wir jetzt und nicht erst morgen die mit Drohnenbetrieb verbundenen Herausforderungen wie Sicherheit und Regulierung anpacken und Spielräume für Innovationen schaffen", forderte Dr. Heike van Hoorn, DVF-Geschäftsführerin vor rund 150 Experten aus Wirtschaft und Politik.

"Deutschland will eine führende Rolle bei zukunftsweisenden Verkehrstechnologien spielen - nicht nur auf der Straße, sondern auch beim unbemannten, automatisierten oder vernetzten Fliegen. Neben die technischen Herausforderungen tritt dabei die Aufgabe, einen entsprechenden Rechtsrahmen zu schaffen", unterstrich auch Steffen Bilger MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Nach Schätzungen der Deutschen Flugsicherung DFS waren im Jahr 2017 bereits 600.000 private und kommerzielle Drohnen im deutschen Luftraum unterwegs. Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, betonte aber, dass Drohnen keinesfalls die "Gegner" der klassischen Luftfahrt seien. "Vielmehr stehen sie für die moderne, innovative sozusagen die digitale Luftfahrt. Dieser modernen Welt kann man nicht mit analogen Lösungen begegnen."

Scheurle erklärte weiter: "Wir bieten der deutschen Politik eine Plattform zur Luftraumüberwachung an, die auf einfachem Wege die fliegenden Computer sichtbar macht. Sie basiert auf bestehender Mobilfunktechnologie und eigenen technischen Entwicklungen der DFS, außerdem fördert sie mit geringstmöglicher Beeinflussung den Wettbewerb. So werden wir bei gleichbleibender Sicherheit - das ist schließlich der Kern unserer Aufgabe - dem Entwicklungsbedürfnis moderner Luftfahrt gerecht. Drohnen sind ein Teil davon, wir stehen für deren sichere und faire Integration."

Nach Ansicht von Dario Manns, Chief Innovation Officer & Co-Founder, FAIRFLEET GmbH, würde eine bundesweit einheitliche und effiziente Genehmigungspraxis helfen, das große Potenzial von Drohnendiensten in Deutschland besser zu erschließen. Der Rechtsrahmen müsse dafür noch verbessert werden: "FairFleet wickelt tagtäglich zahlreiche Drohnen-Flüge in Deutschland und vielen anderen Ländern ab. Natürlich stoßen wir bei der Flugplanung immer wieder auf rechtliche Hindernisse, die in Deutschland mitunter innovative unbemannte Luftahrzeug (UAV)-Anwendungen einschränken und die dynamische Markt-Entwicklung ausbremsen." Alle Podiumsteilnehmer waren sich im Ergebnis darin einig, dass der Genehmigungsaufwand für kommerzielle Drohnendienste in Deutschland reduziert und die Verfahren einheitlich gestaltet werden müssen.

Airbus ist bereits im zivilen Drohnengeschäft engagiert und hat dabei das weltweite Geschäft im Blick. Alfred Lief, Senior System Engineer, Senior Manager Future UAS Solutions, Airbus Defence and Space, erklärte, dass nicht in der Drohnenherstellung, sondern in den Drohnenservices das Geschäft liege: "Airbus hat sich entschieden, dieses Geschäftsfeld in den USA zu beginnen, da dort, dank Unternehmen wie Google und Amazon, Weltklasse Entwickler für digitale Serviceplattformen zu finden sind und es möglich ist Drohnenflüge mit geringen administrativen Aufwand zu genehmigen. Um diese Geschäftsmodelle auch in Europa zu ermöglichen, muss der Rechtsrahmen für kommerzielle Flüge und Anwendungen leichter zugänglich gemacht werden." Airbus betreibe inzwischen auch in Deutschland ein Drohnentestfeld in Manching bei Ingolstadt. Damit sollten auch Erfahrungen zum Aufbau einer sicheren und effizienten Regulierung gewonnen werden.

Dass noch Regulierungsbedarf vorhanden ist, zeigte der Appell von Ralph Schepp, Projektleiter connected drones, Deutsche Telekom AG: "Das Mobilfunknetz schafft die Voraussetzung, Verkehr im unkontrollierten Luftraum in niedrigen Höhen, sicher zu führen. Das volle wirtschaftliche Potential von Drohnen lässt sich aber nur realisieren, wenn Flüge über größere Entfernungen - auch außerhalb der Sichtweise des Steuerers möglich werden. Um dabei nicht ins Hintertreffen zu geraten, bauen wir auf die Unterstützung von Politik und Regulierung."

Laut Bilger habe man sich in Deutschland durch eine Rechtsänderung im Bereich der Unbemannten Luftfahrt im April 2017 gut aufgestellt. Auch bei der Erarbeitung zukünftigen EU-Rechts engagierten sich die Experten aus dem BMVI. "Ziel auch des EU-Rechts muss es sein, die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der neuen Technologie unter Beibehaltung des hohen Sicherheitsniveaus in der Luftfahrt nutzen zu können. Das Bundesverkehrsministerium hat einen entsprechenden ´Beirat Unbemannte Luftfahrt´ gegründet, der sicherstellt, dass bei den anstehenden politischen, rechtlichen und technischen Entscheidungen der in Deutschland vorhandene Sachverstand gehört wird."

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verkehr der FDP-Bundestagsfraktion Bernd Reuther MdB mahnte an dieser Stelle, den kommenden EU-Rahmen nicht überzuerfüllen, wie es leider oft in Deutschland gemacht werde. Man brauche eine einheitliche Zulassung von Drohnendiensten, die nicht von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, sondern praktikabel sei.

In welchem Umfang und wofür die UAV für Unternehmen wie die Deutsche Bahn AG eingesetzt werden können, erläuterte Dr. Tilman Reisbeck, Leiter Ingenieurbau, DB Netz AG: "Die UAV können für die Deutsche Bahn nach vorne gesehen zu Multifunktions-Tools werden: Im Bau und in der Instandhaltung als Träger für automatisierte, bildgebende Verfahren und Messtechnik, im Vegetationsmanagement zur effizienteren, bedarfsgerechten Analyse von Handlungsbedarfen und im Rahmen der Sicherheit, bei der Prävention, der Überwachung sowie der Lageerkundung bei Störungsfällen." Der immens positive Nutzen bestehe durch die Beschleunigung und Automatisierung der bisherigen Methoden und Prozesse, so Dr. Reisbeck.

Die mannigfaltigen Business Cases der Drohnen seien der breiten Öffentlichkeit bislang zu wenig bewusst, bedauerte Arno Klare MdB, Berichterstatter Luftverkehr der AG Verkehr und digitale Infrastruktur der SPD-Fraktion: "Über 50 Prozent der Bevölkerung assoziieren mit Drohnen Negatives - Spionage, Überwachung, Kampf. 64 Prozent sind der Auffassung, dass UAVs als Spielzeug nicht taugen. Über 80 Prozent befürchten, dass die Multicopter ihre Privatsphäre bedrohen. Drohnen haben offenbar kein gutes Image." Daher sei es wichtig, den konkreten Nutzen von Drohnendiensten aufzuzeigen und die Aktivität von Drohnen sicher und europäisch einheitlich zu regulieren.

Die vielfältigen Anwendungen und Vorteile von kommerziellen Drohnen zeigte Adam Wisniewski, Leiter des Centre for Drone Powered Solutions von PwC: "Drohnen können vielfältige Überwachungsaufgaben beim Bau und in der Instandhaltung übernehmen - im Verkehrssektor, in der Logistik, in der Energiewirtschaft und anderen Branchen. Ihr Einsatz ist kostengünstig und sicher, durch hochpräzise Sensorik und intelligente Datenanalytik erfassen sie den Zustand von Infrastruktureinrichtungen in Echtzeit. Die Anwendungsfälle sind vielfältig, der Rechtsrahmen muss aber weiter verbessert werden, Genehmigungen für Drohnenflüge müssen einfacher und schneller erteilt werden."

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Verkehrsforum e.V. (DVF) Ingrid Kudirka, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Klingelhöferstr. 7, 10785 Berlin Telefon: (030) 2639540, Fax: (030) 26395422

(df)

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