Pressemitteilung | Bibliothek & Information Deutschland (BID) / Bundes­vereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.

Bibliothek 4.0: Wozu wir Dritte Orte brauchen (#bibtag19)

(Berlin) - Vom 18. bis zum 21. März zeigt der 7. Bibliothekskongress in Leipzig gemeinsam mit internationalen Gästen, was Bibliotheken als Dritte Orte heute und in Zukunft leisten können.

Die öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken gestalten als sogenannte Dritte Orte - gesellschaftliche Zwischenräume des Austauschs neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz - den digitalen Wandel aktiv mit. So steht die Bibliothek als Dritter Ort im Mittelpunkt einer Studie des Stiftungsverbunds "Rat für Kulturelle Bildung" mit dem Titel "Bibliotheken/Digitalisierung/Kulturelle Bildung. Horizont 2018".

Sie fußt auf Befragungen von knapp 700 Leitern öffentlicher Bibliotheken in Deutschland und zeigt, dass Bibliotheken kommunale Vorreiter im Zeichen digitaler kultureller Bildung sind. Auf dem 7. Bibliothekskongress in Leipzig mit dem Motto "Bibliotheken verändern", der vom Dachverband der deutschen Bibliotheksverbände Bibliothek und Information Deutschland veranstaltet wird, diskutiert das internationale Fachpublikum vom 18. bis zum 21. März in zahlreichen Veranstaltungen zur Bibliothek 4.0. Hier ist auch der international renommierte niederländische Architekt und Creative Guide Aat Vos zu Gast, der sich anhand seines multidisziplinären Ansatzes aus Architektur, Marketing, Design und Kommunikation der Wiederbelebung des öffentlichen Raumes durch die Gestaltung von Dritten Orten widmet.

In Zeiten des digitalen Wandels spielen die heutigen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken dank ihrer Funktion als nicht-kommerzielle, öffentliche Orte des Austauschs, der Kultur- und Wissensvermittlung eine bedeutende Rolle für die Gesellschaft. Als Dritte Orte neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz sind sie lebendige Orte des Wissens und stehen für Integration, Inspiration und Chancengleichheit.

Ein Plädoyer für Dritte Orte

Gastland des 7. Bibliothekskongresses in Leipzig sind die Niederlande. Dort sind Bibliotheken Anlaufstellen für den Umgang mit elektronischen Behördendiensten, sie arbeiten für lokale Informationen mit Zeitungen sowie regionalen Sendern zusammen, bieten der Seniorenbetreuung und der Jugendarbeit Raum - beispielhaft ist die Bibliothek Het Eemhuis in Amersfoort. Diesjährig ist auch der renommierte niederländische Architekt Aat Vos Gast des Bibliothekskongresses. Der Creative Guide leitete die architektonische Neugestaltung der Stadtteilbibliothek Köln-Kalk. "Die Menschen entfernen sich immer mehr vom Rest der Gesellschaft, indem sie sich in ihrer eigenen Blase verstecken. Wenn sich die Menschen voneinander entfernen, wächst die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter. Wir können diese Lücke schließen, indem wir den öffentlichen Raum neu definieren", erklärt Aat Vos. In Köln-Kalk entstand auf diese Weise ein lebendiger Dritter Ort mit offener Gestaltung, den alle Bewohner des Stadtteils zum Treffen, Kommunizieren, Lernen und Arbeiten nutzen können. In der Podiumsdiskussion "Herausforderungen bewältigt?" zeigt Aat Vos auf dem Kongress unter seinem Leitspruch "always strive for imperfection" seine Perspektive auf Fehlerkultur, Change-Management, den Umgang mit Herausforderungen in Bibliothek sowie Gesellschaft und stellt sich der Diskussion.

Partizipation, Digitalisierung und Informationskompetenz

Dass die Bibliotheken sich selbst und die Gesellschaft verändern, spiegelt sich diesjährig auf zahlreichen Veranstaltungen des 7. Bibliothekskongresses in Leipzig. Als niederschwellige analoge Orte in Zeiten digitaler Transformation können Bibliotheken unser Miteinander nachhaltig verändern. Auf dem diesjährigen Kongress geht es unter der Moderation von Frank Seliger von der Technischen Hochschule Wildau um Bibliotheken als Plattform gesellschaftlicher Teilhabe. Dieses Thema behandelt auch "Partizipation in der Praxis" mit Markus Franke der Bücherhallen Hamburg. Hier geht es um Experimentierflächen, Demokratiegestaltung und um den Themenraum als Werkstatt für Partizipation. Bibliotheken verändern sich zu hybriden Serviceeinrichtungen, indem sie analoge und digitale Angebote bereitstellen. Der Umgang mit neuen Technologien ist einer der Schlüssel für die gesellschaftliche Teilhabe. Sie sind als Dritte Orte neue Nahtstelle zwischen virtueller Wissenswelt und realen Begegnungen. Der Bibliothekskongress 2019 greift diese Entwicklung mit zahlreichen Veranstaltungen, wie "Bibliotheken als digitaler Lernort" unter der Moderation von Maiken Hagemeister vom Deutschen Bibliotheksverband Berlin, "Werkstatt+|Digitalkompetenz vermitteln" und "#Bookstagram, Fakenews & Co: Medienpädagogik in der Stadtbibliothek Basel" moderiert von Dirk Wissen von der Stadtbibliothek Berlin-Lichtenberg mit verschiedenen Gästen auf. Weitere Veranstaltungen behandeln die aktuellen Themen Open Access, Servicequalität, Öffnungszeiten, Bereitstellung von Forschungsdaten, digitale Langzeitarchivierung, Digital Literacy sowie die Zusammenarbeit von Bibliotheken, Verlagen und Dienstleistern im digitalen Zeitalter. Hier wird gezeigt, dass die Bibliothek auch verändert, wie wir künftig wissenschaftlich arbeiten werden. Durch die Digitalisierung finden wissenschaftliche Kommunikation und Lernen zunehmend im Netz statt. Die wissenschaftlichen Bibliotheken setzen ihre Schwerpunkte auf Serviceorientierung, Informationskompetenz und verfügen über grundlegende Expertise im Bereich der Organisation und Distribution des Wissens. Um den vielfältigen Anforderungen ihrer Zielgruppen mit nutzernahen Serviceangeboten entgegenzukommen, sind wissenschaftliche Bibliotheken in der Situation, die Chancen und Herausforderungen der digitalen Medien und des globalen Internets zu nutzen und fest in ihren Serviceportfolios und ihrer Serviceorganisation zu etablieren.

Zukunftsperspektiven und Demokratiebildung

Moderne Bibliotheken sind besondere Orte für eine Wissenserweiterung über die Grenzen des Klassenzimmers hinaus und verändern Kinder- und Jugendbildung in den Kommunen. Heute zielen sie nicht nur auf das Lesen, sondern auf die gesamte Mediennutzung ab. Für Kinder und Jugendliche wird die Bibliothek als Dritter Ort zu einem multifunktionalen und multimedialen Lern- und Spielort, der sich in Bezug auf den Medienbestand und die Raumgestaltung durchgehend an einer kindgerechten Lebenswelt orientiert. Mit der öffentlichen Arbeitssitzung der Kommission Kinder- und Jugendbibliothek wird es auf dem diesjährigen Kongress um Zukunftsperspektiven der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit sowie das Lesen und Erzählen mit digitalen Medien gehen. Zusätzlich gibt es eine Vorschau auf die bundesweite Fachkonferenz der Kinder- und Jugendbibliotheken im Mai 2020 in Remscheid. Bei "Interkulturelle Bibliotheksarbeit mit Partnern und System" moderiert von Yilmaz Holtz-Ersahin von der Stadtbibliothek Duisburg werden Themen wie Konzepte für partizipative und interkulturelle Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen, Familienbildung und ein Gesundheits- und Medienprojekt mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen präsentiert. Anhand verschiedener Fachvorträge und Veranstaltungen, wie "Fokus Mensch: Nutzerzentriertes Arbeiten und zielgruppengerechte Ansprache - Zukunft der Öffentlichen Bibliotheken" oder "Smart Libraries - Mit Beispielen, Modellen und Methoden zur Bibliothek der Zukunft", wird auf dem Bibliothekskongress gezeigt, dass Bibliotheken unsere gesellschaftliche Zukunft grundlegend verändern können. Sie sind als Institutionen heute nicht für Bücher, sondern für Menschen da. Als Garant für Informationsfreiheit und Meinungsvielfalt sind öffentliche Bibliotheken Grundpfeiler einer freiheitlichen, integrativen und aufgeklärten Demokratie. Ihre weltanschauliche Neutralität und Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen machen sie zu einer grundlegenden Einrichtung der Zivilgesellschaft.

Quelle und Kontaktadresse:
Bibliothek und Information Deutschland e.V. (BID) Pressestelle Fritschestr. 27-28, 10585 Berlin Telefon: (030) 644 98 99-20, Fax: (030) 644 98 99-27

(aa)

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