Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Bau- und Baustoffmaschinen: Inlandsgeschäft unbefriedigend

(Frankfurt) - Auf seiner Sitzung Ende Juni in Oelde hatte der Vorstand des Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen im VDMA die Exportchancen in den Wachstumsregionen und Zukunftsmärkten der Welt zum Thema. Die größten Wachstumspotentiale sehen die Maschinenbauer in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Durch die im Vergleich zum Tiefpunkt um den Jahreswechsel 1998/1999 immer noch mehr als doppelt so hohen Ölpreise und den aufgestauten Nachholbedarf sind in absehbarer Zukunft gute zusätzliche Exportchancen in die erdölexportierenden Länder gegeben. Dagegen entwickelt sich das Inland auch ein Jahr vor der anstehenden Bundestagswahl weiter rückläufig. Anstatt Anreize zu schaffen, die der Bauwirtschaft Antrieb geben könnten, fallen notwendige Bauinvestitionen dem Spartrieb und der Kassenlage zum Opfer. Die seit längerem diskutierten privaten Finanzierungsmodelle für öffentliche Bauausgaben kommen noch nicht zum Einsatz.

Seit Mitte des Jahres 2000 und in den ersten Monaten 2001 hat sich die weltwirtschaftliche Expansion verlangsamt. Die deutschen Exporteure von Bau- und insbesondere von Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinen sind aber, wie die Vergangenheit gelehrt hat, nie von übergreifenden Trends, sondern vielmehr von Chancen in einzelnen Regionen bzw. einzelnen Produktsparten abhängig. Sektoral betrachtet gibt es ausreichend Chancen, so dass nach einem erfreulichen Jahr 2000 in 2001 nicht von einer Krise gesprochen werden kann. Der Baumarkt in den USA ist die Stütze der Wirtschaft. Alle aktuellen Daten weisen darauf hin, dass es in diesem Jahr noch weitere Rekordergebnisse in der amerikanischen Bauwirtschaft geben wird. Insbesondere der kräftige Eigenheimbau, der auf die günstige Zinssituation und das Vertrauen der Haushalte bezüglich ihrer Einkommenserwartungen zurückgeführt wird, entwickelt sich derzeit so gut wie noch nie. Die Baugenehmigungen lagen bis Mai um 2,1Prozent über dem Vorjahr. Zwar ist das Standardbaumaschinengeschäft aufgrund der in den vergangenen zwei Jahren getätigten Mietparkinvestitionen in den Staaten stark rückläufig, aber das Segment der Kompaktmaschinen und der Bereich der Baustoffmaschinen, besondere Domänen der deutschen Hersteller, boomen weiter. Auch in einzelnen Baustoffbereichen wird weiter investiert.

Die Nachfrage aus Osteuropa zieht weiter an. Die Forschungsinstitute (EUROCONSTRUCT) sehen für die mittel- und osteuropäischen Baumärkte eine gesunde Entwicklung vorher, von der die deutschen Maschinenhersteller schon aufgrund ihrer regionalen Vorteile und langjährigen Markterfahrungen in der Region profitieren werden. In Südosteuropa stehen erhebliche Mittel für den Wiederaufbau bereit. Auch dort gilt es, die Chancen wahrzunehmen. Der Fachverband ist seit Monaten aktiv vor Ort und hat hervorragende Beziehungen geknüpft.

Im Nahen Osten war in der Vergangenheit regelmäßig zu beobachten, dass nach Erdölpreissteigerungen die Bauwirtschaft mit einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten Fahrt aufnimmt. Die Staatseinkünfte stammen dort in einigen Ländern zu über 90Prozent aus Ölverkäufen. Nach dem Ansteigen der Ölpreise seit 1999 wurden zunächst konsequent Haushaltsdefizite abgebaut. Nun führt die Entwicklung zu erheblichen Überschüssen der Staatshaushalte. Die baurelevante Maschinennachfrage zieht bereits spürbar an.

Die Nachfrage aus dem westeuropäischen Ausland, zusammengenommen die wichtigste Exportregion für die deutsche Bau- und Baustoffmaschinenindustrie, wächst weiter leicht auf hohem Niveau, doch wird die Dynamik auf dem westeuropäischen Baumarkt insbesondere durch den deutschen Markt gebremst. Mit Ausnahme der Straßenbaumaschinenhersteller und Glasanlagenproduzenten müssen die Hersteller für das Gesamtjahr 2001 mit einem deutlichen Nachfragerückgang von in der Spitze bis zu 15 Prozent rechnen. In Deutschland wird auch noch in 2002 mit einem Rückgang der Baunachfrage gerechnet. Erst ab 2003 ist wieder mit einem nenneswerten Wachstum zu rechnen.

Der Maschinenbau fordert ein Umdenken in der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Langfristig erscheint es volkswirtschaftlich schädlich, wichtige investive Infrastruktur- und andere Baumaßnahmen nicht umzusetzen oder auf die lange Bank zu schieben. Der Sparwille des Bundesfinanzministers ist zwar grundsätzlich lobenswert, die allokativen Effekte und die Langfristauswirkungen in bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und den Arbeitsmarkt sollten aber mit ins Kalkül gezogen werden, um volkswirtschaftlichen Schaden zu verhindern. Die Möglichkeiten alternativer Finanzierungsmodelle wie BOT (Build-Operate-Transfer) werden in Deutschland völlig unzureichend genutzt. Auch hier sind entsprechende Weichenstellungen der Gebietskörperschaften erforderlich.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Lyoner Str. 18 60528 Frankfurt Telefon: 069/66030 Telefax: 069/66031511

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