Pressemitteilung | Bundesarchitektenkammer e.V. (BAK)

Architektur als Spiegel der Gesellschaft

(Berlin) - Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer, bekräftigte auf der 30 Jahre Festaktveranstaltung gegenüber 350 Vertretern aus Bundesregierung, Bundestag und Verbänden die Verantwortung der Architekten gegenüber der Gesellschaft. Die Festredner Klaus Töpfer, Prof. Karl Ganser, Prof. Thomas Herzog und Christiane Thalgott diskutierten mit Klaus Bresser zu zentralen Herausforderungen an die Baukultur im nächsten Jahrtausend. Bundesbauminister Reinhard Klimmt sagte die Aufrechterhaltung der Trennung von Planung und Ausführung bei öffentlichen Aufträgen zu.

Mit der am Vormittag verabschiedeten "Berliner Erklärung" haben die Delegierten der 71. Bundeskammerversammlung eine architektonische Leitlinie für die Zukunft erarbeitet. "Architektur ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und kein kurzlebiges Konsumgut, das man einfach nach Gebrauch wegwerfen kann", so Conradi. Deshalb bejaht die deutsche Architektenschaft den Leistungswettbewerb. Nur die Architekten sollen sich durchsetzen, die gestalterisch und technisch überzeugende, wirtschaftlich und ökologisch vernünftige Gebäude planen. Dazu fordert die Bundesarchitektenkammerversammlung die öffentlichen und privaten Bauherren auf, Architektenwettbewerbe durchzuführen. Sie sind der beste Weg, für eine Bauaufgabe eine gestalterisch und wirtschaftlich optimale Lösung zu finden.

Klaus Töpfer, Direktor des United Nations Environment Program, beschrieb den "weltweit dramatischen Anstieg städtischer Bevölkerung". Die Menschheit sei nicht vorbereitet, die Urbanisierung und Städtebau im nächsten Jahrtausend zu bewältigen. Rund 3/4 der jährlich wachsenden Weltbevölkerung leben in Zukunft in der Stadt. Obwohl das globale Wissen von innovativen Technologien und räumlicher Gestaltung im Bereich von Architektur und Städtebau enorm zugenommen habe, seien hunderte von Millionen Stadtbewohnern in den meisten Teilen der Welt von menschenwürdigen Wohn-, Umwelts- und Arbeitsverhältnissen ausgeschlossen. Ein weiteres Auseinanderklaffen von technischer und gestalterischer Kompetenz und die Ausgrenzung eines immer größer werdenden Teils der Menschheit zu verhindern, sei die Herausforderung an die Architektur des nächsten Jahrhunderts. Töpfer appellierte an die Architekten und Städteplaner, integrierte Lösungen zu erarbeiten und sie in die politischen Entscheidungsprozesse auf nationaler und kommunaler Ebene einzubringen.

Prof. Karl Ganser, Leiter der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, widersprach Töpfer. Es gäbe kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsdefizit. Das Dilemma sei auf die mangelnde Bereitschaft zurückzuführen, Fehlentwicklungen aufzuhalten. "Das staatliche Steuerungssystem ist räumlich blind. Mit einer fehlgeleiteten Wohnungsbauförderung in Millardenhöhe wird die Zersiedlung ins Grüne unterstützt und einer nachhaltigen Entwicklung in den Wind gesprochen", sagte Christiane Thalgott, Baustadträtin aus München. Der Staat müsse die Stadt modernisieren und den Bewohnern attraktive soziale und kulturelle Standorte zuweisen. Der auf ökologischen Bau spezialisierte Architekt Prof. Thomas Herzog widersprach, ökologisches Bauen sei zu teuer. Solange es bei Gebäuden immer noch keine Möglichkeit gebe, den Energieverbrauch zu messen, bleibe der Bauherr beim Thema Energieeinsparung entmündigt. Wer selbst Einfluss auf die Rechnung für Heizkosten nehmen will, müsse an einem Zähler ablesen können, was man tagtäglich verbraucht.

Bundesbauminister Reinhard Klimmt verteidigte die höheren Kosten für die Regierungsneubauten mit den Repräsentationspflichten des Staates. Demokratie müsse auch architektonisch angemessen präsentiert werden. Die Bundesregierung stehe zum Leistungswettbewerb. Architektenwettbewerbe seien eine wichtige Voraussetzung, um die hohe Bauqualität auch in Zukunft zu gewähren und jungen Architekten oder mittelständischen Unternehmen eine Chance zu geben.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarchitektenkammer Pressekontakt: Bundesarchitektenkammer Referat Öffentlichkeitsarbeit Dipl.Komm. Wirtin Susanne Boehncke Askanischer Platz 4 10963 Berlin Tel.: 030 / 263944-40 Fax.: 030 / 263 944-90

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