Pressemitteilung | (AWO) Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.

Neue Pisa-Ergebnisse / Radikale Reform des Bildungswesens nötig / Chancengerechtigkeit als nationale Zukunftsaufgabe

(Bonn) - Eine grundsätzliche Reform des Bildungswesens in Deutschland hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) angesichts der neuerlichen Pisa-Ergebnisse gefordert. „Auch wenn einige Bundesländer nun jubeln, weil sie sich verbessert haben, bleiben deutsche Schüler im internationalen Vergleich insgesamt weiterhin durchschnittlich“, erklärte AWO-Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt. Besonders alarmierend sei, dass in keinem Industrieland die soziale Herkunft so sehr über den Schulerfolg und die Bildungschancen entscheide, wie in Deutschland. „Leistung ist das eine, Chancengerechtigkeit das andere, gerade im Hinblick auf die Bekämpfung von Armut“, so Schmidt.

Die Aufgliederung des Schulwesens in Hauptschule Realschule, Gymnasium und Sonderschule verhindere Chancengleichheit und führe zu früher Selektion. Dies treffe vor allem benachteiligte Kinder aus sozial schwachen sowie Migranten-Familien. Gerade vier Prozent schaffen hier den Sprung aufs Gymnasium.

Die AWO fordert unter anderem die Auflösung des gegliederten Schulsystems und eine gemeinsame Schule bis zur 10. Klasse, mehr Verantwortung und Gestaltungsspielraum für die einzelnen Schulen, die Ganztagsschule als Regelfall und bundesweit einheitliche Bildungsstandards. Deshalb müsse die Zuständigkeit für Bildung von den Ländern auf den Bund übertragen werden.

Um den unterschiedlichen Voraussetzungen je nach Standort gerecht werden zu können, müssten die Schulen eigenständiger werden. Außerdem müsse stärker auf die individuellen Entwicklungsprozesse der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden. Statt einheitlicher Lerngruppen in Klassen Gleichaltriger, müsse jedes Kind einen Anspruch auf individuelle Förderung je nach Entwicklungsstand haben. „Gleiche Chancen für alle Kinder zu ermöglichen ist eine nationale Zukunftsaufgabe“, so Schmidt.
Schulen sollten selbst Lehrer einstellen können, ein eigenes Schulprofil entwickeln und müssten mehr in die örtliche Umgebung eingebunden werden. Außerdem müssten Schulen stärker mit den Kindertagsstätten verzahnt werden. Für eine so geänderte Schule bedarf es nach Ansicht der AWO einer grundlegenden Reform der Lehrerausbildung ebenso wie der Einbindung weiterer Berufsgruppen wie Sozialpädagogen, Psychologen, Handwerker und Musiker oder Sport- und Jugendverbände.

Quelle und Kontaktadresse:
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. Oppelner Str. 130, 53119 Bonn Telefon: 0228/66850, Telefax: 0228/6685209

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