Pressemitteilung | Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) - Geschäftsstelle Berlin

Paradiesische Zustände in Gesteinsbetrieben / Auf gewonnene Schätze folgt Biodiversität

(Köln) - Die Unternehmen der Gesteinsindustrie nutzen für die aktive Gewinnung von Naturstein, Kies und Sand insgesamt nur 0,03 bis 0,04 Prozent der Landesfläche in Deutschland, um die Nachfrage nach Gesteinskörnungen zu decken. Im Schnitt werden dazu jährlich etwa 500 Mio. t Gesteinsrohstoffe gewonnen. Mengenmäßig größte Abnehmer sind die Bauwirtschaft und die weiterverarbeitende Baustoffindustrie.

Reichlich zwei Drittel der produzierten Körnungen kommen allein in Baumaßnahmen der öffentlichen Hand zum Einsatz. Hochveredelte Spezialkörnungen werden außerdem als Grundstoffe zahlreicher anderer Industriebranchen gebraucht. Dass für die Gewinnung
dieser wichtigen oberflächennahen Bodenschätze Eingriffe in die bestehende Kulturlandschaft erforderlich sind, ist unumgänglich und bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, welche Artenvielfalt sich parallel und im Gefolge der Gewinnung auf den neu
geschaffenen Arealen im zügigen Tempo entwickelt.

Nicht erst nach Abschluss einer Lagerstättennutzung, sondern bereits während der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe passiert Erstaunliches: Seltene Arten aus Flora und Fauna ergreifen von den ansonsten rar gewordenen freigelegten Trockenflächen, Rohböden, kleinen Steinhaufen und Flachwasserzonen Besitz. Rasch regt sich amphibisches Leben in wassergefüllten Fahrspuren von Arbeitsmaschinen, Insekten nutzen das Angebot der sich rasch ausbreitenden spezialisierten Pflanzen, Reptilien sonnen sich auf Trockenböden und Steinen, Uhus finden Nistplätze in Bruchwänden, seltene Vogelarten, Fledermäuse und Kleinsäuger besiedeln Flächen und Wände. Stolze Greifvögel fühlen sich von diesem besonderen Lebensraum angelockt. Es gehört zum gängigen Bild, dass sie ausdauernd über Steinbrüchen und Kiesgruben kreisen.

Dynamischer als gedacht!

Immer wieder lässt sich gerade in den Geländen aktiver Gewinnungsbetriebe beobachten, wie lokale Naturparadiese quasi im Zeitraffer entstehen. Eine tolle Sache, die jedoch für die tätigen Unternehmen nicht ganz unproblematisch ist. In der Vergangenheit kam es verschiedentlich nämlich gerade dadurch auch zu Konflikten mit dem Natur- und Artenschutzrecht. Gewinnungsstopps oder Verpflichtungen zu weiteren Ausgleichsmaßnahmen waren die wenig wünschenswerte Folge. Dabei stellte sich heraus: Negativ betroffen sind in solchen Fällen nicht nur die Unternehmen, sondern auch der geschilderte Naturreichtum. Hatte er sich doch gerade wegen der Standortdynamik etabliert! Angesichts dieser Beobachtungen war eine steile Lernkurve gefragt. Denn da ein auf Bewahrung ausgelegter Naturschutz für solche Szenarien nichts bringt, ist Dynamik hier das weit tauglichere Mittel, um einen effektiven Schutzzweck zu erfüllen. Nun werden - über bereits bestehende regionale Vereinbarungen hinaus - rechtliche Lösungsansätze gebraucht, die zu einem praktikableren Umgang mit dem Thema "Natur auf Zeit" führen. Dies ist keine einsame Branchenbehauptung, vielmehr werden die rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen für den Umgang mit diesem Thema bereits in Workshops auf europäischer sowie nationaler Ebene intensiv diskutiert.

Gesteinsbranche als Vorzeigekandidat

Dass sich immer mehr Unternehmen der Gesteinsindustrie stark engagieren, um die Biodiversität in ihren Betriebsgeländen zu fördern, ist nicht unbemerkt geblieben und wird von verschiedensten Umwelt- und Naturschutzorganisationen auf Regional- und Landesebene anerkannt. Zahlreiche Kooperationsprojekte zwischen Regional- und Landesverbänden der deutschen Gesteinsindustrie mit Natur- und Umweltschutzorganisationen sind im Ergebnis dieser anteiligen Interessenüberschneidung entstanden. Das gleiche gilt für Einzelvereinbarungen, die verschiedene Unternehmen mit örtlichen Vereinen getroffen haben. Diverse Leitfäden zum Biodiversitätsmanagement wurden erstellt und bündeln die best-practice-Erfahrungen. Insgesamt kann die Branche auf mehr als 30 Vereinbarungen, Kooperationsverträge und Projekte im Sinne einer umweltverträglichen Gewinnung und einer Unterstützung der Biodiversität bundesweit verweisen.

In Kürze soll ein weiterer "Schatz" gehoben werden, denn in den Unterlagen und Dokumentationen der Gewinnungsunternehmen finden sich zahlreiche Angaben zur Arten-Ansiedlungsdynamik, die auf Beobachtungen und praktischen Erfahrungen beruhen. Dieser große Fundus an Wissen - gesammelt über mehrere Jahrzehnte hinweg - soll absehbar in ein System münden, mit dem sich beweiskräftige Daten zur Biodiversitätsentwicklung nicht trotz, sondern gerade wegen der Gewinnungstätigkeit generieren lassen. Basis dieser so genannten bundesweiten Biodiversitäts-Datenbank ist das von der organisierten Gesteinsindustrie in Baden-Württemberg etablierte Modell. Mittlerweile wurde das Pilotprojekt auf die Ebene des Bundesverbandes Baustoffe - Steine und Erden (bbs) gehoben, um über den Dachverband der Produzenten mineralischer Roh- und Baustoffe eine weitreichende Datenbasis generieren zu können. Denn ausgehend von den im Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) organisierten Regional- und Landesverbänden der Gesteinsindustrie und ihrer Unternehmen, stehen nun auch andere Verbände (bspw. Ton, Kalk, Zement) hinter diesem Mammut-Projekt. Mit ersten Ergebnissen aus dem Datenpool wird in zwei bis drei Jahren zu rechnen sein. Bis dahin werden überzeugende Einzelergebnisse weiterhin die Plausibilität der Beobachtung stützen, dass die Rohstoffgewinnung positive Zeichen gegen den vielfach beklagten Artenschwund setzt und mit lokalen Gegentrends aufwarten kann.

Ein weiterer Vorteil der dezentral und in Nachfragenähe gelegenen Gewinnungsbetriebe - derzeit deutschlandweit etwa 3000 Standorte - ist deren Trittsteincharakter, der Artenentwicklungen und -ausbreitungen über größere Areale begünstigt. Hier tut sich ein interessanter Aspekt für weitere Forschungsarbeiten zum positiven Einfluss von Gewinnungsbetrieben auf die Artenausbreitung auf. Entlarvende Beobachtungen Wer in der Vergangenheit hin und wieder argwöhnte, dass Ziele des Naturschutzes schon aus Gründen der Plausibilität und Bequemlichkeit schlichtweg von Bürgerinitiativen "adoptiert" worden sind, um verschleiert gegen Gewinnungsmaßnahmen vorzugehen, bekommt mittlerweile dafür zahlreiche Bestätigungen. Bundesweit kommen immer neue Fälle ans Tageslicht, die diesen Umstand belegen. So geraten vermehrt örtliche Naturschutzorganisationen, die über eigene Beobachtungen und durchaus kritische Begleitung feststellen konnten, dass der Artengewinn in Steinbrüchen und Kiesgruben bei sorgsamem Betrieb nicht zu übersehen ist, ins Kreuzfeuer von Gegnerschaften. Teil der üblen Nachrede ist dabei vielfach die Behauptung, die Organisationen seien vom Werk "gekauft".

Eine ungesunde Entwicklung in deren Gefolge man allen Menschen raten möchte: "Seid einfach ehrlich!" Wer Angst um den Wertverlust seiner Immobilie hat, den Lieferverkehr in unmittelbarer Nachbarschaft ablehnt, Staubentwicklung fürchtet oder Ähnliches, sollte das auch so sagen, seine Betroffenheit schildern und sich nicht auf allgemeine Umweltziele herausreden. Nur dann lässt sich nämlich auch gemeinsam mit dem Unternehmen eine verträgliche Lösung für die jeweiligen Anrainer finden.

Genauso sensibel, wie die Betriebe den Schutz von Natur und Arten in ihre Agenda aufgenommen haben, werben sie auch für Kooperation und Verständnis bei der Bevölkerung im Umfeld. Gerade jetzt, wo die Nachfrage für Wohnungsbau und Infrastrukturprojekte enorme Höhen erklimmt und bereits regionale Versorgungsengpässe beklagt werden, ist jeder einzelne unserer heimischen Gesteinsbetriebe ein unverzichtbarer Liefer-Hotspot mit hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung zur Versorgung der Abnehmer über kurze Wege. Das nebenbei die Natur auf derart erstaunliche Weise vom wirtschaftlich bedeutsamen Handeln der Branche profitiert ist ein Begleiteffekt, der von den Unternehmen unterstützt wird - den eigentlichen Geschäftszweck der Produktion von Gesteinskörnungen aber nie obsolet machen kann.

(Eine Aufstellung der zahlreichen Projekte von Unternehmen und Verbänden der deutschen Gesteinsindustrie findet sich im Blogbereich der MIRO-Internetseite unter: http://www.bv-miro.org)


Zum Verband: MIRO vertritt auf Bundes- und Europaebene die einheitlichen Interessen der Kies- und Sand-, Quarz- sowie Natursteinindustrie in den Bereichen Steuern/Betriebswirtschaft, Rohstoffsicherung/Umweltschutz/Folgenutzung, Recht, Arbeitssicherheit, Gewinnungs- und Aufbereitungstechnik, Anwendungstechnik/Normung usw. MIRO spricht für rund 1.600 Unternehmen mit ca. 3.000 Werken in Deutschland, die ca. 25.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Unternehmen der Branche produzieren mit über 500 Mio. t Gesteinskörnungen jährlich die größte in Deutschland bewegte Materialmenge. Die Produkte werden überwiegend für Baumaßnahmen (davon zu etwa 70 Prozent für Projekte der öffentlichen Hand), aber auch für eine Vielzahl weiterer Verwendungen benötigt.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) Daniela Röttig, Pressestelle Annastr. 67-71, 50968 Köln Telefon: (0221) 934674-60, Fax: (0221) 934674-64

(wl)

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