Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

NABU: Studie belegt geringes Interesse der Automobilindustrie an E-Autos / Miller: Hersteller verfehlen selbstgesteckte Ausbauziele. Bundesregierung muss verbindliche Quote für Elektroautos einführen

(Berlin/Frankfurt am Main) - Anlässlich der internationalen Automobilmesse IAA in Frankfurt am Main kritisiert der NABU die halbherzige Produktpolitik der Pkw-Hersteller im Bereich der alternativen Antriebe. Laut einer Anfang September veröffentlichten Studie von Transport & Environment (T&E), dem Partnerverband des NABU in Brüssel, fehlt es allen Versprechen der Autoindustrie zum Trotz an einer vielfältigen Modellauswahl von Elektroautos. Derzeit stehen in Europa gerade einmal 20 Pkw-Modelle mit Elektromotor zum Verkauf, im Vergleich zu rund 420 Modellen mit Verbrennungsmotor. E-Autos würden beim Vertrieb und bei den Werbebudgets systematisch hinten angestellt, so T&E. In Autohäusern seien Elektrofahrzeuge oftmals gar nicht erst ausgestellt und Kunden würden durch sehr lange Lieferzeiten abgeschreckt.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Die Automobilindustrie ist weit von ihrer groß angekündigten 'Elektro-Offensive' entfernt. Stattdessen setzen gerade deutsche Autohersteller weiterhin lieber auf rentable Dieselmodelle, die nachweislich die Luft in unseren Städten verpesten. Sie verkennen die Zeichen der Zeit und drohen mittelfristig auf den Weltmärkten ins Hintertreffen zu geraten." Erste Länder wie Frankreich oder Großbritannien hätten bereits Ausstiegsdaten für Verbrennungsmotoren genannt, die chinesische Regierung wiederum betreibe bereits den gezielten Aufbau der eigenen Industrie rund um das Elektroauto.

Gerade einmal rund zwei Prozent ihres Marketingbudgets setzen Autohersteller laut T&E-Studie im Schnitt dafür ein, um in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Norwegen sogenannte Null-Emissions-Fahrzeuge in Deutschland zu bewerben. Entsprechend deutlich verfehlten die Hersteller ihre selbstgesteckten Absatzziele für Elektroautos: Im Schnitt hätten die Hersteller für das Jahr 2016 angestrebt, den Anteil von Elektrofahrzeugen an verkauften Pkw auf 3,6 Prozent zu erhöhen, tatsächlich jedoch nur 1,7 Prozent erreicht. Auch die Bundesregierung hätte zuletzt ihr Ziel, bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf die Straße zu kriegen, kassieren müssen.

Daniel Rieger, NABU-Verkehrsreferent: "Die künftige Bundesregierung muss alle Autohersteller zu einer konsequenten Modellpolitik in Richtung effizienter, emissionsfreier Antriebe anhalten. Dazu gehört, die CO2-Grenzwerte für Pkw weiter zu verschärfen und eine Quote für Null-Emissions-Fahrzeuge von 15 bis 20 Prozent für das Zieljahr 2025 einzuführen. Dann werden die Hersteller auch endlich anfangen, ihre Elektroautos ordentlich zu bewerben und zu vertreiben, was dem Klima und der Gesundheit der Menschen in den Städten zu Gute kommen wird."

Englischsprachige Studie von Tranport&Environment zum Download unter https://www.transportenvironment.org/sites/te/files/publications/2017_09_Carmakers_goals_EVs_report.pdf
Mehr Infos zu Elektromobilität: http://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/strassenverkehr/20471.html

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Kathrin Klinkusch, Pressesprecherin Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

(wl)

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