Pressemitteilung | Allianz pro Schiene e.V.

Fast 80 Prozent der deutschen Bahnhöfe stufenfrei / FĂŒr den barrierefreien ÖV gibt es bis 2022 ein Ziel, aber zu wenig Geld

(Berlin) - Reisende mit Rollstuhl sind wider Willen Experten im tĂ€glichen Kampf gegen unĂŒberwindliche Treppen, kaputte AufzĂŒge oder steile Rampen. Eine aktuelle Statistik zeigt nun, dass es beim behindertengerechten Umbau der deutschen Bahnhöfe vorangeht. Von allen etwa 5.400 Personenbahnhöfen der Deutschen Bahn sind bereits 77 Prozent stufenfrei. Nach einer Auflistung der Allianz pro Schiene auf der Basis von Daten von DB Station & Service AG pendeln die Anteile der BundeslĂ€nder zwischen 96 Prozent (Schleswig-Holstein) und 56 Prozent (Saarland).

Stufenfreie Bahnhöfe in Deutschland: Es geht voran

"Mit einer Quote von inzwischen fast 80 Prozent an stufenfreien Bahnhöfen geht es in Deutschland augenscheinlich voran", sagte der GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege am Donnerstag in Berlin. Flege verwies darauf, dass stufenfreie Bahnhöfe nicht nur fĂŒr die relativ kleine Gruppe von Menschen mit Behinderungen wichtig seien, sondern auch MĂŒttern oder VĂ€tern mit Kinderwagen, Fahrradfahrern, Reisenden mit schwerem GepĂ€ck und insgesamt einer alternden Gesellschaft zu Gute kĂ€men. "Allgemeine ZugĂ€nglichkeit ist eine Investition in den öffentlichen Verkehr, die sich lohnt", sagte Flege. Dennoch habe die Politik den Reisenden viel mehr versprochen. "Schon fĂŒr 2022 steht die Barrierefreiheit fĂŒr den öffentlichen Verkehr im Personenbeförderungsgesetz, dessen Bestimmungen sich ĂŒber die NahverkehrsplĂ€ne der LĂ€nder auch auf die Schiene auswirken. Wie das Ziel erreicht werden soll und welche Mittel die Politik dafĂŒr bereitstellt, steht leider vielfach in den Sternen", sagte Flege und erinnerte daran, dass die angestrebte Barrierefreiheit weitreichender sei als Stufenfreiheit.

Barrierefreiheit umfasst die gesamte Reisekette

"Stufenfreiheit" bedeutet nach der Definition der Deutschen Bahn, dass alle Reisenden ohne fremde Hilfe zum Bahnsteig gelangen können. Diese ist ein wichtiger Bestandteil der "Barrierefreiheit", die allerdings nicht nur Anforderungen an den Bahnhofsbau stellt, sondern auch Fahrzeuge, Ticketkauf und Reiseplanung umfasst: Um barrierefrei zu sein, muss die gesamte Reisekette so organisiert sein, dass mobilitĂ€tseingeschrĂ€nkte Reisende - und das sind außer Rollstuhlfahrern auch Blinde oder Gehörlose - den Zug allein benutzen können. Allein beim Umbau der Bahnsteige wird es "bei gleichbleibendem Finanzmitteleinsatz und Ressourcen wird es noch zwischen 35 und 40 Jahren dauern, bis die vollstĂ€ndige Barrierefreiheit hergestellt ist", heißt es im aktuellen Infrastrukturzustandsbericht. Mit dem jĂŒngsten "Nationalen Umsetzungsplan" dokumentiert der Bund die deutschen Fortschritte bei der Umsetzung der EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit des Eisenbahnsystems.

Barrierefreie MobilitÀt in allen Wahlprogrammen

Die Allianz pro Schiene widersprach dem ĂŒblichen MissverstĂ€ndnis, dass die Herstellung der Barrierefreiheit allein in der Verantwortung der Eisenbahninfrastrukturunternehmen liege. "Bahnhofsfinanzierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bahnunternehmen, Bund, LĂ€ndern und Kommunen", sagte Flege. "Die barrierefreie MobilitĂ€t steht in den verkehrspolitischen Wahlprogrammen wirklich aller Parteien. Wir hoffen, dass diese ganz große Koalition der BefĂŒrworter nach der Bundestagswahl auch schnell das nötige Geld bereitstellt."

Sozialverband VdK: Mehr Tempo beim Umbau bis 2022

FĂŒr den Stand beim öffentlichen Verkehr verwies der Sozialverband VdK Deutschland auf das Gesetz zur Barrierefreiheit. "Beim öffentlichen Verkehr mĂŒssen Bund, LĂ€nder und Kommunen die gesetzliche Verpflichtung endlich ernstnehmen und deutlich mehr Geld fĂŒr die Schaffung von Barrierefreiheit bereitstellen. Wenn nicht schleunigst angepackt wird, ist das Jahr 2022 nicht mehr zu schaffen", sagte VdK-PrĂ€sidentin Ulrike Mascher.

Quelle und Kontaktadresse:
Allianz pro Schiene e.V. Dr. Barbara Mauersberg, Pressesprecherin Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin Telefon: (030) 2462599-0, Fax: (030) 2462599-29

(cl)

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