Pressemitteilung | (tlv) thüringer lehrerverband

Digitaler Unterricht: Ohne die Lehrer geht gar nichts / tlv mahnt anlässlich der KMK-Tagung zu "solider Basisarbeit"

(Erfurt) - Den Vorstoß der KMK der Länder, die bei ihrer gestrigen Tagung in Berlin die Strategie "Bildung in der digitalen Welt" implementiert hat, begrüßte der tlv thüringer lehrerverband. Gleichzeitig mahnte der stellvertretende Landesvorsitzende Uwe Sommermann jedoch, "das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen". Den eher allgemeinen Charakter der Strategie sieht Sommermann kritisch: "Es wird wieder nicht festgelegt, wer das Ganze wie vor Ort umsetzen soll. Ein Konzept ist weder kurzfristig, noch mittel- oder langfristig zu erkennen. In der Vergangenheit sind solche Aktionen leider ins Leere gelaufen. Da helfen dann auch die veranschlagten 5 Milliarden Euro nicht weiter."

Die wichtigste Voraussetzung für ein Gelingen der Strategie, so Sommermann, sei ein solides Fortbildungsprogramm für die Lehrerinnen und Lehrer. "Die flächendeckende Einführung des digitalen Klassenzimmers ist ein schöner Traum", findet er. "Aber zumindest hier in Thüringen sind wir leider noch Jahre davon entfernt." Einer vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegebenen Forsa-Studie vom Herbst 2014 zufolge kann von einer ausreichenden technischen Ausstattung der Schulen keine Rede sein: "Die Mehrzahl der Schulen verfügt lediglich über einzelne, allgemein zugängliche Dienstcomputer", berichtet Sommermann. "Wenn Lehrer mit dem PC arbeiten wollen, müssen sie für die Hard- und Software selbst sorgen - ganz zu schweigen vom entsprechenden Know-how."

Denn nicht nur technisch, sondern auch im Hinblick auf das Fachwissen sind die Lehrer im Freistaat völlig auf sich gestellt. "Viele Kollegen sind sehr motiviert", resümiert Sommermann. "Aber sie müssen sich das IT-Wissen in ihrer Freizeit selbst aneignen." An einigen Schulen gebe es bereits Eigeninitiativen von Lehrern, damit in selbst organisierten Workshops wenigstens so wichtige Punkte wie der Datenschutz beim E-Mail-Verkehr erarbeitet werden können. "Von dienstlichen, geschützten E-Mail-Adressen können die allermeisten Kollegen nur träumen."

Wie schlecht es um die IT-Fortbildung der Lehrer in Deutschland steht, zeigen auch die Ende November 2016 veröffentlichten Ergebnisse der TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study). Diese weltweite Studie untersucht die Schülerkompetenzen, Lern- und Lehrbedingungen für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer. "Was IT-Themen in der Fortbildung betrifft, so sind Deutschlands Mathematiklehrer auf dem allerletzten Platz gelandet. Nur 1,5 Prozent von ihnen wurden bereits zu diesem Bereich fortgebildet. Beim Sieger Kasachstan sind es 75,9%. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 26,5%, der EU-Durchschnitt bei 29,3%."

Der tlv sei angesichts dieser Zahlen alarmiert, aber neu sei das Thema nicht. "Wir haben bereits im Herbst 2014 darauf hingewiesen, wie katastrophal Thüringen im Hinblick auf den digitalen Unterricht ausgestattet ist", moniert Uwe Sommermann. "Schon vor zwei Jahren zeigte sich im Rahmen der ICILS (International Computer and Information Literacy Study), wie wenig Kompetenz die deutschen Schüler im Umgang mit den digitalen Medien besitzen. Schon damals haben wir angemahnt, sich bei der Lösung dieses Problems vor allem auf die Ausstattung und das Wissen der Lehrer zu konzentrieren. Smartphones und Laptops haben die Schüler selbst. Sie brauchen jemanden, der ihnen beibringt, wie man diese sinnvoll benutzt."

Quelle und Kontaktadresse:
tlv thüringer lehrerverband Pressestelle Tschaikowskistr. 22, 99096 Erfurt Telefon: (0361) 302526-30, Fax: (0361) 302526-5932

(cl)

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