Pressemitteilung | Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL)

BGL kritisiert STERN-Artikel „Zur Kasse, Brummis“

(Frankfurt/M.) – Zu dem Bericht „Zur Kasse, Brummis“ in der Zeitschrift STERN, Heft 38/2000 hat der in Frankfurt am Main ansässige Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. – stellvertretend für seine 15.000 angeschlossenen Transportunternehmen - in einem Leserbrief Stellung genommen.

Darin kritisiert der BGL, dass der Artikel der Verteufelung eines ganzen Wirtschaftszweiges das Wort redet und Tausenden von LKW-Fahrern ihren anstrengenden und verantwortungsvollen Job zusätzlich erschwert.

Der BGL weist darauf hin, dass laut Statistischem Bundesamt seit 1992 LKW rund an 10-11 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden beteiligt waren und widerlegt mit amtlichen Zahlen die falsche Behauptung des STERN, dass immer mehr Menschen bei LKW-Unfällen sterben würden. Die Zahl der bei LKW-Unfällen Getöteten ist von 1994 bis 1998 kontinuierlich um fast 20 Prozent zurückgegangen, wobei natürlich auch der BGL jeden Toten als ein Menschenleben zuviel beklagt. Man sollte allerdings nicht außer Acht lassen, dass sich dieser Rückgang vor dem Hintergrund stetig steigender LKW-Fahrleistungen vollzog.

Weiterhin deckt der BGL widersprüchliche Angaben auf: so werden in einer Grafik 370 Mrd. Tonnenkilometer nur auf der Straße für das Jahr 2000 prognostiziert, während dieselbe Transportleistung im Text für alle Verkehrsträger für das Jahr 1997 angegeben wird. Außerdem stammten die „letzten Zahlen“ für die Transportleistung im Güterverkehr nicht aus dem Jahr 1997 – wie der STERN behauptet - sondern aus dem Jahr 2000. Die vom STERN in diesem Artikel „neu eingeführte“ Maßeinheit „Tonnen pro Kilometer“ (anstelle Tonnenkilometer) sei unsinnig.

Das auch vom STERN verbreitete Märchen vom subventionierten Straßenverkehr widerlegt der BGL mit dem Nachweis, dass Bund, Länder und Gemeinden allein im Jahre 1999 fast 52 Mrd. DM mehr durch den Straßenverkehr eingenommen als für ihn ausgegeben haben. Die Einbeziehung sog. externer Kosten lehnt der BGL ab, da hier der Willkür bei der preislichen Bewertung Tür und Tor geöffnet würde. Außerdem fragt der BGL in diesem Zusammenhang, wie hoch man im Vergleich der Verkehrsträger die externen Kosten der DB AG für die Endlagerung der Kernbrennstäbe ansetzen sollte, aus denen sie 28 % ihres Traktionsstromes gewinnt.

Ebenfalls bemängelt der BGL die unkorrekte Zitierweise des STERN. So werden in dem Artikel „Zur Kasse, Brummis“ aus dem DIW-Gutachten zur Entwicklung der Wegekostendeckung die Werte für LKW aus dem Jahre 1991 den Werten für PKW aus dem Jahre 1997 gegenübergestellt, wodurch der LKW „überraschenderweise“ schlechter dasteht als bei korrekter Zitierweise. Die richtigen Werte für den Wegekostendeckungsgrad 1997 nach der für den LKW ungünstigsten Berechnungsmethodik lauten im übrigen: Deutsche Nutzfahrzeuge = 75,8 %, Ausländische Nutzfahrzeuge = 37,0 %, Deutsche PKW = 218,2 % und Ausländische PKW = 135,6 %. Die Deutsche Bahn AG liegt beim Güterverkehr – unter Verwendung der gleichen Berechnungsmethode – bei nur 15,8 % Wegekostendeckungsgrad.

Dass die LKW-Branche in punkto Umweltschutz nicht untätig ist, belegt der BGL mit Zahlen aus dem Kraftfahrtbundesamt, wonach bereits am 01. Juli 1999 knapp 53 Prozent aller in Deutschland zugelassenen LKW und Sattelzugmaschinen über 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht als emissionsarm eingestuft wurden.

Der STERN führt die Schweiz als Vorbild für die „gerechte“ Anlastung von externen Kosten über die Einführung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe an. Der BGL erlaubt sich die Frage, wie „gerecht“ die Einnahmen dieser Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe verteilt werden, sprich: ob die durch Lärm, Gebäudeschäden etc. beeinträchtigten Menschen aus diesem Topf finanziell entschädigt werden oder nicht. Interessant dürfte in diesem Zusammenhang auch sein, dass die Schweizer „Öko-Musterknaben“ bei der Volksabstimmung am vorletzten Wochenende sowohl die Einführung einer Energielenkungsabgabe als auch einer Förderabgabe auf nicht-erneuerbare Energien sowie eine Solarinitiative mit großer Mehrheit abgelehnt haben.

Auch die vom STERN gedrehte ewige Leier „Mehr Güter auf die Bahn“ bedarf nach Auffassung des BGL einer Ergänzung. So wurde dieser Tage eine Sprecherin der DB Cargo in der F.A.Z. mit den Worten zitiert, dass geplant sei, die Leistungsfähigkeit der Bahn bis zum Jahre 2025 zu verdoppeln. Zur Zeit erbringe die DB Cargo eine Transportleistung von ca. 74 Mrd. tkm; in 25 Jahren wolle sie also bei rund 150 Mrd. tkm angekommen sein. Auf der Straße werden jetzt schon 360 Mrd. tkm erbracht und nach den Angaben des STERN werden es bereits 2015 63 Prozent mehr sein, also 587 Mrd. tkm. Der BGL fragt: Was sollen alle weltfremden Verlagerungsphantasien, wenn selbst nicht einmal die DB Cargo diesen Träumereien eine realistische Grundlage verschaffen kann oder will? Entlastung für die Straßen könne also nicht alleine die Schiene bringen sondern z.B. der umfangreiche Einsatz von elektronischen Navigationshilfen und Verkehrsleitsystemen oder aber auch der dreispurige Ausbau besonders stark befahrener Autobahnen, auch wenn dies „politisch unkorrekt“ sein sollte.

Abschließend schlägt der BGL vor, dass der STERN mit gutem Beispiel vorangehen und der ganzen Republik demonstrieren solle, wie ernst er seine Redakteure nimmt, indem er die Zeitschriftenauslieferung mit der Eisenbahn und nicht mehr mit den von diesen als „Dieselmonstern“ geschmähten LKW durchführen ließe.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL) Breitenbachstr. 1, 60487 Frankfurt Telefon: 069/79190 Telefax: 069/7919227

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