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BGA - Umfrage: Großhändler bezweifeln Durchhaltevermögen der Koalition beim Sparpaket

(Berlin) - "Die Unternehmer des deutschen Groß- und Außenhandels begrüßen zwar die Sparanstrengungen der Bundesregierung, glauben aber nicht, dass die bisherigen Maßnahmen ausreichen, geschweige denn, dass die Bundesregierung die Kraft hat, ihre Pläne auch durchzuhalten." Dies erklärte Dr. Michael Fuchs, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), bei der Vorstellung der diesjährigen BGA - Unternehmerumfrage heute in Berlin.

54 Prozent aller befragten Unternehmer begrüßten zwar den eingeschlagenen Sparkurs. Gleichzeitig hielten aber über drei Viertel (77 Prozent) der Befragten die Sanierung der öffentlichen Haushalte für nicht ausreichend. Dies verwundere nicht, bezögen sich doch die 30 Mrd. DM Sparvolumen lediglich auf die Wunschvorstellungen des Kabinetts von Anfang diesen Jahres und nicht etwa auf den Etat 99. Im Vergleich zum laufenden Jahr betrügen die Einsparungen ganze 7,5 Mrd. DM. "So wird aus dem größten Sparpaket seit Bestehen der Bundesrepublik sehr schnell ein Mogelpäckchen, denn eigentlich bedeutet doch "Sparen", Geld nicht auszugeben, das man hat, und nicht etwa, "nur noch" 49,5 Mrd. DM neue Schulden zu machen," sagte Fuchs.

Fuchs lobte hingegen die Grünen für ihre jüngsten Überlegungen auch nach zwei Jahren nicht zum bisherigen Rentensystem zurückzukehren, sondern zunächst das Rentenniveau auf 65 Prozent abzusenken. "Dies findet meine volle Zustimmung, denn nur so bleiben die Sozialversicherungssysteme langfristig finanzierbar und lässt sich der Rentenversicherungsbeitrag auf ein erträgliches Maß absenken," so Fuchs.

Die Umfrage habe weiter ergeben, dass 42 Prozent der befragten Unternehmen die Geschäftslage als schlecht oder sehr schlecht beurteilten. "Die momentane Stimmungslage im deutschen Großhandel kann nur als trostlos bezeichnet werden," beklagte Fuchs. Lediglich 6 Prozent bewerteten sie als gut. 50 Prozent stuften die Wirtschaftslage gerade einmal als befriedigend ein. Eine solche Beurteilung der konjunkturellen Situation im deutschen Großhandel sei deshalb bedenklich, weil diese Wirtschaftsstufe mit ihren rund 139.000 Unternehmen und etwa 1,35 Mio. Beschäftigten einen Umsatz von annähernd 1.200 Mrd. DM erwirtschafteten und damit nach dem Verarbeitenden Gewerbe die wichtigste Wirtschaftsstufe darstelle.

Lediglich 32 Prozent der Unternehmen erwarteten für das gesamte Jahr 1999 einen steigenden Umsatz. Aber genauso viele gehen von einem Rückgang des Umsatzes aus. "Ich rechne für das Gesamtjahr bestenfalls mit einer Stagnation des Umsatzes. Wahrscheinlicher allerdings ist ein nominaler Rückgang in diesem Jahr," sagte Fuchs.

Für das nächste Jahr hingegen zeichne sich bei der Umsatzerwartung eine spürbare Besserung ab. 43 Prozent der befragten Unternehmen gingen für das Jahr 2000 von steigenden Umsätzen aus, nur noch 14 Prozent von weiter fallenden. Auch bei den Investitionsplanungen für das nächste Jahr sei insgesamt eine weitere Ausweitung der Investitionstätigkeit vorgesehen. Allerdings stiegen die Rationalisierungsinvestitionen weiter an, während die Erweiterungsinvestitionen um ein Viertel auf 29 Prozent zurückgingen. Zwar werde ein relativ hoher Anteil der Unternehmen seine Beschäftigtenzahl auch im nächsten Jahr halten. "Unter dem Strich aber wird sich der Beschäftigungsabbau wahrscheinlich auch in 2000 weiter fortsetzen," befürchtet Fuchs.

"Die von den Unternehmen erhoffte konjunkturelle Erholung im deutschen Großhandel steht bisher auf äußerst tönernen Füssen. Sie wird hauptsächlich getragen durch die Erholung der Weltwirtschaft," führte Fuchs weiter aus. Vergleichsweise schwach ausgeprägt seien hingegen die Indizien für einen sich selbsttragenden Konjunkturaufschwung in Deutschland. Durch die überzogenen Tarifabschlüsse in diesem Jahr werde zwar kurzfristig mehr Geld in die Taschen der Verbraucher gespült. Kurzfristig erhöhe dies aber im Gegenzug den Lohnkostendruck stark, was mittelfristig nichts anderes bedeute, als dass sich der Rationalisierungsdruck weiter erhöht und infolgedessen Beschäftigung abgebaut werden muss.

Zudem habe sich das 630-DM-Gesetz als wahrer "Jobkiller" erwiesen. "In 80 Prozent der Fälle erfolgten die Kündigungen durch Arbeitnehmer, denen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben unter dem Strich zu wenig blieb," erläuterte Fuchs. Fast zwei Drittel aller befragten Unternehmen sprächen sich dafür aus, die alte Rechtslage wiederherzustellen. Fuchs forderte die Bundesregierung dazu nachdrücklich auf.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA)

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